Gerüchte um eine finanzielle Schieflage des Münchner Taxivereins Bavaria gab es schon lange. Jetzt wurde das Insolvenzverfahren eröffnet.
Auf der Webseite des Bavaria Taxivereins kann man nur noch die Mitgliedschaft beantragen und die Satzung einsehen. Die Startseite, sowie die Seiten zu „Aktuelles“ und „Artikel“ sind tot. Viele Neuanträge dürfte es allerdings nicht geben: Am 23.06.2016 um 12.00 Uhr wurde das Insolvenzverfahren über das Vermögen des Vereins wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung eröffnet. Antragsteller waren neben dem Verein selbst auch die IsarFunk Taxizentrale, die am Münchner Flughafen das Taximanagement betreibt und Forderungen gegenüber dem Verein geltend macht, über deren Höhe der Taxi Times Redaktion derzeit nichts bekannt ist.
Die Forderungen resultieren aus einer Vielzahl von Anzeigen und Prozessen, die der Verein gegen die Taxizentrale angestrengt hatte. Der Verein zählte zu Spitzenzeiten nach eigenen Angaben 500 Mitglieder, „denen das Taxigewerbe in München eine Herzensangelegenheit ist!“ Tatsächlich richteten sich nahezu alle Bestrebungen des Vereins, bei dem Fahrer und Unternehmer Mitglieder werden konnten, fast ausnahmslos gegen die Präsenz von IsarFunk am Flughafen. Der Verein warf IsarFunk im Herbst 2013 vor, bei den Abrechnungen „rund eine Million Euro brutto zu unterschlagen“, wie Bavaria-Vorstand Hans-Werner Kummerow der Presse gegenüber äußerte. Anzeigen und Klagen, sowie ein offener Brief an den Ministerpräsidenten Seehofer waren die Folge – und nur die Spitze des Eisberges, unterließ der Verein doch nichts, um IsarFunk wieder vom Flughafen zu vertreiben.
Die Vorwürfe erwiesen sich durchwegs als haltlos. Nur im Rechtsstreit um eine Überwachungskamera konnte der Verein einen kleinen Sieg erreichen. Alle anderen gerichtlichen Auseinandersetzungen mit IsarFunk endeten in klaren Niederlagen. Für den Bavaria Taxiverein könnten die gerichtlichen Auseinandersetzungen jetzt aber noch ein Nachspiel haben. Neben den Gerichtskosten könnten auf den Verein auch Schadensersatzforderungen zukommen. Während das für die Mitglieder folgenlos bleiben dürfte, wird über eine Haftung der Vorstände Genc Mehmet und Hans-Werner Kummerow das Gericht entscheiden müssen. Unter Umständen könnte auch der Immobilienbesitz, für den der Bavaria Taxiverband zusammen mit dem Deutschtürkenverband eine eigene Genossenschaft gegründet hatte, hinzugezogen werden. tb