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Berliner Mittelstandskongress: Uber darf reden und erfindet den Bus neu

von Yvonne Schleicher
1. März 2019
Lesedauer ca. 4 Minuten.
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Berliner Mittelstandskongress: Uber darf reden und erfindet den Bus neu

Beim fünften Mittelstandskongress war die Taxibranche gut vertreten. Foto Innung des Berliner Taxigewerbes e.V.

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Am Mittwoch tagte der fünfte Berliner Mittelstandskongress, organisiert von der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU Berlin (MIT). Die Redebeiträge zeigten auf, in welchen Dimensionen und in welchem Spannungsfeld sich die Diskussion um die Zukunft – nicht nur – der Berliner Verkehrsplanung bewegt. Das Taxigewerbe war zahlreich und spürbar vertreten und konnte sein Anliegen deutlich machen.

Während im Vorraum verschiedene Unternehmen Stände aufgebaut hatten und zum Dialog einluden, fand in einer Art Hörsaal eine Vortragsreihe zu den verschiedensten Aspekten des diesjährigen Mottos der Veranstaltung statt: „Mobilität in der Metropole Berlin – Chance oder Verhängnis für Unternehmen?“ Ebenfalls mit einem Stand vertreten war die „Innung“ des Berliner Taxigewerbes e. V., deren Vorstand Leszek Nadolski sich vom Verlauf der Veranstaltung beeindruckt zeigte: „Was am Anfang mit Skepsis betrachtet wurde, hat sich am Ende als voller Erfolg erwiesen.“ Hermann Waldner in seiner Funktion als Vizepräsident des BZP konnte bei der zum Abschluss stattfindenden Podiumsdiskussion die Notwendigkeiten für den Erhalt des Taxigewerbes zum Ausdruck bringen. Die Publikumsfragen wurden zur Hälfte durch Vertreter des Taxigewerbes gestellt.

Bei einer Podiumsdiskussion beim Berliner Mittelstandskongress war auch die Taxibranche vertreten (Hermann Waldner, ganz links). Foto Innung des Berliner Taxigewerbes e.V.

Auf der Bühne kamen Redner aus den verschiedensten Bereichen zu Wort: BVG, BSR (Fuhrparkmanagement), Immobilienbranche, Ridesharing, Elektromobilität. Es wurde referiert über „Strategien der Zulieferer zur Bewältigung des Transformationsprozesses in der Automobilindustrie“ und über „Die Seilbahn als urbane Verkehrslösung“.

Elektromobilität ja, aber Immobilienbranche? Ja, auch die Immobilienbranche. Die Berliner Verkehrssenatorin Regine Günther, die eine halbstündige Rede zur Einleitung der Podiumsdiskussion hielt, bemerkte, dass wir vom Verkehr und Parkraum beanspruchte Flächen anders nutzen möchten, zum Beispiel zum Wohnen. Der Vertreter eines Immobilienunternehmens bezifferte die vom Verkehr im weitesten Sinne genutzte Fläche der Innenstadt Berlins auf 30 Prozent und erwähnte weiterhin, dass die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge ein Thema sei, das in seinem Geschäft eine Rolle spiele. Auch Frau Günther betonte, dass ein Teil der Investitionen in Lösung der Verkehrsprobleme Berlins in die Schaffung von „Ladezonen“ fließen müssten.

Die Frage nach der Realisierbarkeit der Stromversorgung der so sehr umworbenen Elektromobilität stand allerdings sehr deutlich im Raum, als einer der Redner vorrechnete, welche Batterieproduktionskapazitäten man bräuchte, um das theoretisch vorhandene Bedürfnis nach Elektroautos in der Zukunft zu erfüllen. Es handele sich um das 20-fache dessen, was die weltweit größte Fabrik aktuell leistet.

Wie wir von Herrn Schäfer von der Stromnetz Berlin GmbH in erfuhren, könnten sich die Kosten einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur allein für Berlin im vierstelligen Milliardenbereich bewegen.

Zurück zur Rede von Frau Günther – die sie übrigens mit der Feststellung begann: „Wir leben in bewegten Zeiten.“ Um den Rahmen abzustecken, wählte sie den internationalen Vergleich und wünschte sich für das Jahr 2030, dass die Welt auf die vorbildliche Verkehrsplanung Berlins blicken möge.

Die Prioritäten für die Umsetzung dessen sieht sie in der sukzessiven Abschaffung der Privatfahrzeuge und der „Platzschaffung“ für den Wirtschaftsverkehr. Die Berliner sollten in erster Linie Bus, Bahn, Fahrrad oder die Füße benutzen. Wem dies nicht möglich sei, der könne auf Sharing-Angebote zurückgreifen. Taxis wurden nicht erwähnt.

Apropos Bus: In bekannter Manier beschwor ein Vertreter Ubers altbekannte Werbeversprechen. Er stellte die Frage nach dem größtmöglichen Markt der Zukunft und beantwortete diese mit der Abschaffung der Privatwagen. Die Eigenwahrnehmung Ubers als enger Partner des ÖPNV versuchte er mit Hilfe mehrerer Grafiken zu erläutern, welche die Bewegungen von Uber-Fahrzeugen in anderen europäischen Städten anschaulich machten. Nicht aber in Berlin. Hier könnte ja vielleicht jemandem auffallen, dass die Rückkehrpflicht …

Aber zurück zum Bus: Sehr bemerkenswert die Erläuterungen zum Thema Ridepooling. Der Algorithmus, der die Fahrten zusammenstellt, hätte eine deutliche Effizienzsteigerung erlebt, nämlich durch das Einbeziehen von Fußwegen der Kunden an einen Punkt der Route, die das Uber-Fahrzeug sowieso gerade nimmt. So soll durch eingesparte Umwege die Umwelt entlastet werden. ys

Anmerkung der Redaktion: Führt man diesen Gedanken weiter und stellt man sich das System mit hohen Nutzerzahlen vor, so kann man zuversichtlich sein, dass bei weiterem Ausbau der künstlichen Intelligenz diese feststellen wird, dass das Höchstmaß an Effizienz ein Linienbus mit regelmäßigem Fahrplan sein wird. Wer’s mal individuell und unabhängig will, der nimmt ein Taxi.

Foto: Innung des Berliner Taxigewerbes e.V.

Hinweis in eigener Sache: Taxi Times wird über den Mittelstandskongress ausführlich in der nächsten Berliner Regionalausgabe berichten.

Tags: BZPInnung des Berliner Taxigewerbes e.V.MittelstandskongressUber Elektromobilität
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Yvonne Schleicher

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