Bereits zum zweiten Mal ist der Fahrdienstanbieter Uber einer der Hauptsponsoren der Berlinale. Das US-Unternehmen lässt sich diese PR-Aktion 600.000 Euro kosten. Das Taxigewerbe reagiert mit einem außergewöhnlichen Protest.
Uber verdient sein Geld in Berlin unter anderem mit der Vermittlung von Fahrten an Tausende von Mietwagen, die größtenteils rechtswidrig agieren. Mindestens 1.000 dieser Mietwagen fahren sogar ohne gültige Genehmigung und somit ohne Versicherungsschutz für den Fahrgast. Uber vermittelt seine Fahrten aber auch lukrativ an eben solche Betriebe und kassiert bei jeder Fahrt eine Provision.
Unter anderem dank solcher Einnahmen kann Uber die Berlinale sponsern, eine international bekannte Berliner Veranstaltung, die unter der Schirmherrschaft der Kulturstaatsministerin Claudia Roth steht. Das ist ein politischer Skandal, für den Taxi Times bereits letztes Jahr anstelle eines goldenen Bären die Goldene Augenbinde an Claudia Roth und Berlinale-Geschäftsführerin Mariëtte Rissenbeek verliehen hatte. Zudem hatte das hatte Taxigewerbe dagegen demonstriert, doch ohne Wirkung. In diesem Jahr setzt man nun ein anderes Zeichen: Das Taxi zeigt sich inmitten der Filmfestspiele, indem man jeden Abend direkt vor dem Cinemaxx am Potsdamer Platz ein „Kinotaxi“ aufstellt.
Die hinteren Sitzreihen des Großraumtaxis wurden ausgebaut und stattdessen für mehr Sitzplätze Bänke hineingestellt. In der Mitte des so entstandenen „Kinosaals“ ist ein Fernseher montiert, der über einen Generator bestromt wird. Jeden Abend wird ab 17 Uhr ein Vorfilm und danach der Hauptfilm gezeigt, es geht dabei immer um Taxis.
Die Protest-Aktion nahe dem Potsdamer Platz und dem Marlene-Dietrich-Platz konnte bereits viel Aufmerksamkeit erzielen. Michael Oppermann, Geschäftsführer des Bundesverbandes Taxi und Mietwagen, war vor Ort und beglückwünschte den Macher Klaus Meier zu seiner „tollen Aktion“. Das „Kinotaxi“ hat es tatsächlich auch bis in die internationalen Medien, wie beispielsweise der New York Times, geschafft. Natürlich waren auch bereits Jürgen Hartmann, Herausgeber der Taxi Times, und Redakteur Axel Rühle vor Ort und konnten mit dem Ideengeber Klaus Meier und seinen Mitstreitern sprechen (siehe Video).
Für kommenden Sonntag, den letzten Tag der Berlinale, kündigen die Veranstalter des Filmtaxis eine kleine Feier an. „Unser kleines Taxifilmfest hat ja mehr Aufsehen erregt, als wir erwartet haben. Schön“, schreibt der Taxiunternehmer Stephan Berndt, der für die Aktion jeden Abend sein Großraumtaxi zur Verfügung gestellt hat. „Und am Sonntag geht unser kleines Filmfest zu Ende. Dann wollen wir mit Euch zusammen eine gebührende Abschluss-Party auf dem Boulevard der Stars feiern. Wir zeigen dann den letzten Film aus unserer Reihe und wollen vor dem Taxi mit Euch feiern. Bringt ein paar Fläschchen mit, wir sind ein No-Budget-Projekt. Lasst uns allen zeigen, dass wir noch da sind und uns nicht unterkriegen lassen!“ sg
Beitragsfoto:Axel Rühle