Knapp 80 Mitglieder des Bundesverbandes der Chauffeur & Mietwagenunternehmen in Deutschland e. V. nahmen am gestrigen Freitag an einem ganztägigen Forum teil. Es ging um Gemeinsamkeiten mit dem eigentlich ungeliebten Taxigewerbe, um Probleme mit der Gleichsetzung mit taxiähnlichen Mietwagen und um die richige Antriebsart für heute und morgen.
Ein wenig erinnert die Mitgliederstruktur des Bundesverbands der Chauffeur & Mietwagenunternehmen in Deutschland e. V. (BCMD) an die Problematik des Bundesverbands Taxi und Mietwagen (BVTM). Die Sparte „Mietwagen“ hat oftmals andere Interessen als der Bereich Taxi beim BVTM bzw. als das Geschäftsfeld der Limousinen- und Chauffeurdienste innerhalb des BCMD.

Beim 8. Forum des BCMD am gestrigen Freitag in Egelsbach nahe Frankfurt am Main waren Unterenhmer beider Gruppen vertreten. Da saßen zum einen Mitglieder, die den eher klassischen Mietwagenverkehr durchführen und deren Fahrzeuge teilweise auch bei Uber angeschlossen sind. Prominentestes und verbandsintern umstrittenstes Beispiel ist das Mitglied Thomas Mohnke, seines Zeichens Generalunternehmer für Uber. Historisch entstanden und größtenteils vertreten wird der Verband allerdings von den Betreibern exklusiver Limousinen- und Fahrdienste im Premium-Segment. Diese Chauffeurdienste werden von den gut betuchten Menschen der Upper-Class gebucht. Berechnet werden die Fahrten meist nicht streckenbezogen, sondern zeitbasierend.
Zu diesen Mitgliedern passte auch die Lage des Tagungsortes – unmittelbar am Frankfurt Egelsbach Airport. Hier starten und landen die kleinen Privatmaschinen derjenigen, die sich diese individuelle Form der Luftfahrt leisten können – ebenso wie den teuren Limousinenservice vor oder nach dem Flug.
Auch die Sponsoren, die beim 8. Forum ihre Produkte präsentierten, hatten sich größtenteils auf das Premium-Segment eingestellt. Vor der Türe hatten Toyota und Volkswagen Nutzfahrzeuge wie auch der Autovermieter Europcar ihre Luxuskarossen platziert. Es konnten ein Toyota Mirai mit Wasserstoffantrieb, ein Lexus ES 300 und 2M Luxusvan, ein Kia EV 9, eine Elektrolimousine der Marke Lucid, ein VW Caravelle mit 8-9 Sitzen und langem Radstand und ein VW Id.Buzz GTX bewundert werden, für den man laut Repräsentant Joachim Flämig aufgrund seiner Leistungswerte „einen Waffenschein braucht“.
Flämig ist sicherlich auch innerhalb des Taxigewerbes sehr bekannt, ebenso wie Holger Kampmann, der beim Chauffeur-Forum die Firma MPC-Software vertrat. MPC hält mit seiner Dispositions- und Vermittlungssoftware „TARIS“ und mit seinen verschiedenen Modulen auch für die Limousinen- und Mietwagenbetriebe passende Lösungen bereit.
Auch das Unternehmen 2S Limousolution hat die passende Software, mit der die Aufträge über eine Driver-App entweder an die eigenen Fahrer oder auch an jene Partner weitergegeben werden können, mit denen Limousinenservices oft städteübergreifend zusammenarbeiten.
Vertreter der Allianz waren angetreten, um mit dem Gerücht aufzuräumen, dass der Versicherer teuer sei. „Im Bereich der Taxi- und Mietwagenversicherung zählen wir zu den günstigsten Anbietern“, berichtete Chrsitopher Ehrlich von der Allianz-Vertretung Stefan Böhm im hessischen Hofheim. Last but not least war auch Michael Niederwieser vor Ort. Er hatte wie schon bei der Europäischen Taximesse in Köln sein Infotainment-System mitgebracht, das im Fond des Fahrzeugs für (bezahlte) Unterhaltung während der Fahrt sorgt.
Wer Limousinenservices im Premium-Segment anbietet, legt meist keinen Wert darauf, mit einem Taxi verglichen zu werden. Trotzdem waren beim ersten Programmpunkt zwei Taxileute auf dem Podium. Patrick Meinhardt, Geschäftsführer des Taxi- und Mietwagenverbands, TMV und Dirk Holl, Taxi- und Mietwagenunternehmer, diskutierten mit Tino Müller, Vorstand des BCMD, über jene Themen, bei denen man gemeinsame Interessen vermutet. Die Kleine Fachkunde, die auch im vierten Jahr nach ihrer Einführung immer noch nicht ausgearbeitet ist, sollte inzwischen ganz eingestampft werden, betonte Meinhardt. Auch der BCMD brauche das nicht, schob Müller hinterher.
Kontroverser wurde es dann beim Thema TSE. Hier wurde das Dilemma deutlich, in dem die Verbandsmitglieder stecken – zumindest diejenigen, die Chaurffeurdienste im Premium-Segment durchführen und zeitbasiert abrechnen. Ihnen wird nun immer öfter seitens der Behörden keine Ausnahmegenehmigung mehr für den Einbau eines Wegstreckenzählers (WSZ) erteilt. Ihr Problem: Limousinendienstleister sind genauso im § 49 des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) definiert wie jene taxiähnlich agierenden Mietwagenbetriebe, die für Plattformen wie Uber, Bolt & Co. fahren. Und da dies zumeist rechtswidrig passiert, verschärfen die Behörden nun die Maßnahmen, um das Wild-West-Treiben einzudämmen.
Im Umkehrschluss bedeutet dies aber eben auch, dass selbst die rechtschaffenen Mietwagenbetriebe zum Einbau eines Wegstreckenzählers inklusive der daraus erwachsenden Pflicht zur TSE-Aufzeichnung gezwungen sind. Erschwerend führt dies auch zu einem Konflikt mit dem Eichgesetz, denn in vielen Luxuskarossen ist herstellerseitig gar kein Einbau eines Wegstreckenzählers möglich.
Somit sind die Chauffeur- und Limousinenfirmen im Paragraph 49 des PBefG mitgefangen, weil sich dort seit ca. zehn Jahren auch jene Betriebe tummeln, die mit rechtskonformem Handeln auf Kriegsfuß stehen. Als Lösungsansatz konnten die Mitglieder im Laufe der Diskussion allerdings mitnehmen, dass man sich verbandsseitig um die Aufnahme eines neu zu formulierenden §49a in das PBefG bemüht. In diesem könnte dann ein Limousinen- und Chauffeurdienst als weitere Verkehrsart definiert sein. Was dann deren Pflichten und Rechte wären, wolle man im BCMD nun konkret erarbeiten. Auf Unterstützung aus dem Taxigewerbe wäre bei diesem Vorstoß sicherlich zu rechnen.
Doch auch so müssten sich Limousinendienste nicht alles gefallen lassen, lautete das Credo des Augsburger Rechtsanwalts Vincent Feurstein. Er hielt im Anschluss an die Podiumsdiskussion einen launigen Vortrag zum Thema „Rechtsmittel gegen die Behörden“. In seiner Definition sollten Behörden Dienstleister für den Bürger sein. Er mahnte aber auch, dass man seine Rechte nicht mit bösen Briefen einfordern sollte, sondern mit einem ruhigen Telefonat mit der zuständigen Sachbearbeiterin oftmals eher zum Erfolg komme. Diese Vorgehensweise könnte auch helfen, wenn eine Behörde das ihr zustehende Ermessen in die falsche Richtung auslegt. „Ermessen bedeutet, die gesetzlichen Vorgaben unter Berücksichtigung der individuellen Interessen der Antragssteller durchzusetzen“, lieferte Feurstein die Definition und fügte als Synonym den „gesunden Menschenverstand“ hinzu.

Der Vortrag des Rechtsanwalts sorgte für eine rege Diskussion, mehrere Mitglieder konnten von verschleppten Anträgen und Restriktionen berichten. Ein Berliner Mietwagenunternehmer, der mit zahlreichen seiner Konzessionen für Uber unterwegs ist, beklagte sich, dass das für ihn zuständige LABO seine aktuellen Genehmigungsanträge für weitere Konzessionen verschleppen würde und auch keinen Hehl daraus mache, dass man in Berlin derzeit keine weiteren Mietwagen mehr genehmigen werde. Er versicherte – durchaus glaubhaft –, dass er seinen Mietwagenbetrieb korrekt führe. Der Rechtsanwalt konterte dies mit dem charmanten Hinweis, dass der Unternehmer an seinem Image arbeiten sollte.
Nach dem Einzelvortrag des Rechtsanwalts folgte eine weitere Podiumsdiskussion, bei der sich Frank Still und Joachim Flämig als Vertreter der Fahrzeughersteller Toyota und VWN sowie Thomas Mohnke und Dirk Holl als praktizierende Elektro- und Wasserstoff-Pioniere zur Frage des richtigen Antriebs austauschten. Flämig brach dabei eine Lanze für den Diesel, denn gerade Kunden aus der Nutzfahrzeugsparte von VW verlangten hohe Reichweiten und kraftvolle Antriebe. Frank Still von Toyota hingegen sieht seine Marken Toyota und Lexus mit ihrer Vier-Antriebs-Strategie gut aufgestellt: Vollhybrid, Plug-In, batterieelektrisch und Wasserstoff-elektrisch. Auch Flämig kann diese Optionsvielfalt bei dem neuen Caravelle dank einer Multitraktionsplattform vorweisen.

Wasserstoff sei allerdings nur dann für gewerbliche Personenbeförderer zu empfehlen, wenn mindestens zwei Wasserstoffladepunkte in der Nähe des Betreibssitzes seien, betonte Mohnke. Genau dieses Manko hatte Dirk Holl. Als die Wasserstoff-Tankstelle in seinem Einzugsgebiet zugemacht und abgebaut wurde, war er gezwungen, seine Wasserstoff-Fahrzeuge zu verkaufen (Taxi Times berichtete). Holl setzt auch auf Elektro-Fahrzeuge und überrasche bei der Diskussionsrunde mit der Aussage, dass ihn ein E-Auto derzeit 15 Prozent mehr als ein Diesel kosten würde. Trotz dieses aktuellen betriebswirtschaftlichen Nachteils war man sich innerhalb der Runde jedoch einig, dass die Dekarbonisierung nicht mehr aufzuhalten sei (weshalb man sich auch zu E-Fuels und HVO 100 eher skeptisch äußerte). „Das Umdenken muss im Kopf stattfinden“, hatte Joachim Flämig als Ratschlag an die Zuhörer.
Nach einem spannenden und abwechslungsreichen Thementag stand noch die Ehrung des Chauffeurs des Jahres auf der Agenda. Hier landete der Einzelunternehmer Ralph Zoberbier auf dem ersten Platz, gefolgt von Jochen Mayer, ein „Vorstandschauffeur“ und Sebastian Betz, der bei einem Mitgliedsunternehmen als Minijobber angestellt ist. Taxi Times wird über diese Auszeichnung in einem gesonderten Beitrag berichten. jh
Alle Fotos: Taxi Times