Die Coronakrise hat in Gent einen erschreckenden “Aderlass” im lokalen Taxigewerbe verursacht. Mehr als 150 Taxifahrer, meist kleinere Selbständige, haben ihre Taxigenehmigung an die Stadt zurückgegeben.
Im Stadtrat von Gent verweist Sara Matthieu von der politischen Partei Groen (die Grünen) auf aktuelle Zahlen. Sie zeigen, dass 40 Prozent der selbstständigen Taxifahrer im Jahr 2020 oder 2021 aufgehört haben. Von den 300 selbstständigen Fahrern sind noch 180 übrig. Bei den angestellten Fahrern hörten 35 Fahrer auf. Es besteht kein Zweifel, meint die Tageszeitung De Standaard, dass das Taxigewerbe in Gent 15 schwarze Monate hinter sich hat.
Pierre Steenberghen von der belgischen Taxiorganisation GTL seufzt: “Es hat alles zu lange gedauert. Taxis waren ein unverzichtbarer Beruf, meinte die Regiering, deshalb konnten wir nicht schließen. Aber alles, wovon wir leben, war geschlossen. Der Sektor fiel auf nur noch 30 bis 40 Prozent des Jahresumsatzes zurück.“
Das Taxigewerbe in Gent war besonders stark vom Wegfall der Flughafenfahrten betroffen. Normalerweise befördern Taxis viele Geschäftsleute und Urlauber zu Flughäfen in Brüssel (80 km) und Amsterdam (157 km) “In Gent tut dieser Wegfall sicher weh“, fügt Steenberghen hinzu.
Filip Watteeuw (Groen), Stadtrat für Mobilität, ist schockiert über die desaströsen Zahlen und sucht nach Möglichkeiten, den Taxisektor von den Kommunalsteuern zu befreien. “Das Taxigewerbe ist keine einfache Geschäftssparte. Es ist ein harter Beruf. Aber wir sehen Taxis vor allem als Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr. Nicht alles ist mit Bus oder Straßenbahn zu erreichen.“
Immerhin hat sich die Nachfrage in den letzten Tagen (mit Lockerung der Coronamaßnahmen) etwas erholt. Steenberghen geht davon aus, dass die Branche in den kommenden Monaten wieder Fahrer suchen muss. Durch die Abwanderung von Fahrern sind Dutzende der 220 Taxigenehmigungen in Gent wieder verfügbar.
Übrigens hatte auch Uber im November 2020 angekündigt, in Gent aktiv zu werden, aber bietet bis jetzt keine Alternative. Normalerweise zeigt die Uber-App in Gent an, dass “keine Autos verfügbar“ sind. wf
Beitragsfoto: Stadt Gent