Weil die Welt in den nächsten Wochen (und Monaten?) wegen des Coronavirus stillgelegt scheint, fürchten viele Taxiunternehmen nun um ihre Existenz. Viele jammern, andere denken um. So entstehen Taxis mit virensicherer Taxi-Trennwand, werden aus fehlenden Personenbeförderungen Einkaufsfahrten und könnten verängstigte ÖPNV-Nutzer für die Hälfte Taxi fahren. Und auch das Kurzarbeitergeld können Mehrwagenbetriebe gut einsetzen.
Den Anfang hatte gestern bereits der Bundesverband Taxi und Mietwagen gemacht. Er schlug vor, Besitzer eines ÖPNV Jahres- oder Monatstickets zum halben Taxipreis befördern zu könnn, den Rest soll der Staat dazuzahlen. Damit könnte bei den Fahrgästen das Ansteckungsrisiko minimiert und bei den Taxifahrern ein zusätzlicher Umsatz generiert werden. Rein rechtlich wäre dazu zu klären, ob es dafür eine Ausnahmegenehmigung durch die zuständigen Genehmigungsbehörden der Kommunen benötigt. Intern müsste das Taxigewerbe rasch aufklären, damit es sich schnell bis zum letzten Fahrer rumspricht.
War der erste Reflex aus dem Taxigewerbe noch pessimistisch, zuweilen sogar destruktiv, gewinnen allmählich diejenigen die Oberhand, die den Zweck dieser Aktion nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht betrachten, sondern den sozialpolitischen Aspekt erkennen. „Guter Vorschlag, den umzusetzen dürfte aber nicht einfach sein“, schreibt der Unternehmer Frank Hahn im Kommentarfeld der entsprechenden Taxi Times-Meldung. „Aber ich bin bereit, alles – und ich meine wirklich alles – mit meinem Unternehmen zu tun, was den Menschen da draußen jetzt auch wirklich hilft. Schon alleine, weil wir damit unter Beweis stellen würden, dass wir unsere „Daseinsvorsorge“ ernst nehmen und nicht wie Uber und Co Krisen nutzen, um auf widerliche Art Kasse zu machen.
`Geben statt nehmen´, das wäre eine Hochglanzpolitur für unser Gewerbe und unsere Unternehmen, und wir könnte auch beweisen, dass es uns wichtig ist, unseren Beitrag zu einer besseren Gesellschaft zu leisten. Denn auch hier im Taxigewerbe arbeiten Menschen für unsere Mitmenschen und wir alle sollten diese Krise nutzen, um das endlich mal wieder eins zu eins zu beweisen.“
Andere Taxiunternehmer schlagen vor, dass Fahrgäste die Daten ihrer Monatskarte als Zahlungsmittel direkt in den Taxi-Apps (taxi.eu, Taxi Deutschland, Cab4me, Taxi.de etc.) hinterlegen und somit bargeldlos bezahlen könnten. Sie bekämen dann automatisiert nur die Hälfte des Fahrpreises berechnet. Das entsprechende Feature müsste die System-Anbieter FMS, Gefos, Seibt und Straub schnell und unkompliziert implementieren.
Gute und schnell umzusetzende Lösungen sind aktuell das Gebot der Stunde. Der Taxiunternehmer Erwin Müller beliefert laut einem Bericht von „meinbezirk.at“ diejenigen Kunden, die aktuell unter Quarantäne leben, mit Medikamenten und Lebensmitteln. „Ich möchte dadurch vor allem ältere Menschen und alle, die der Risikogruppe angehören ,unterstützen“, so Müller gegenüber der örtlichen Presse. Er kauft die beorderten Dinge des täglichen Gebrauchs ein und stellt sie den Personen direkt zum Haus zu. Die Betroffenen müssen lediglich das Geld vor die Türe legen: „Ich trete mit den Menschen nicht in Kontakt, alles wird vor verschlossener Türe abgehandelt und ich trage natürlich Einweg-Handschuhe.“
Der Schutz des Fahrpersonals vor nachweislich infizierten Personen erfordert ebenfalls ungewöhnliche Maßnahmen. Bei Michael Much, seines Zeichens An- und Verkäufer gebrauchter Taxis in Bad Tölz, sind in letzter Zeit vermehrt Anfragen eingegangen, ob er denn auch Taxi-Trennwände in ein Fahrzeug einbauen könne. Das Vorbild zu so einer Trennwand liefert beispielsweise das London Taxi, aber auch bei Taxis in Deutschland war die Trennwand zeitweise optional bestellbar.
Much hat sofort mit entsprechenden Lieferanten telefoniert und bietet nun Taxi-Trennwände aus robustem Kunststoff inklusive Einbau für verschiedene Modelle an, die über eine Durchreiche für das Fahrtentgelt verfügen. „Aktuell ist die Taxi-Trennwand für den Mercedes-Benz Vito, die V-Klasse, den Viano, Citan und Sprinter erhältlich. Wer einen VW Caddy, T5 oder T6 fährt, der kann ebenfalls von uns bedient werden“, sagt Much. Auf Kundenwunsch wird die Trennwand auch fahrgastseitig mit Stoff bezogen. Der Umbau ist ab 680 Euro netto zu bekommen und kann kurzfristig durchgeführt werden. Will man das Auto weiterverkaufen und die Trennwand behalten, dann kann man sie ohne weiteres wieder ausbauen.“
Mit solch einer Lösung ließe sich mancher entgangener Umsatz wieder kompensieren, auch wenn es realistischerweise nur ein Bruchteil der weggefallenen Fahrten wäre. Es wird für die gesamte Taxibranche eine beträchtliche Einnahmelücke entstehen, wie auch für viele andere Branchen. Die Bundesregierung hat darauf heute bereits mit einer Erleichterung der Kurzarbeiterregelung reagiert. Aus großen Teilen des Gewerbes wird dies als nicht zielführend für Taxibetriebe bewertet.
Taxiunternehmer Remmer Witte, Mitglied der Taxierfa-Gruppe und vor kurzem Gastgeber für 15 Mitglieder, widerspricht dieser Einschätzung: „Kurzarbeit muss nicht immer schwarz oder weiß sein, Kurzarbeit könnte auch bedeuten, dass die Fahrer*innen eines Unternehmens 30 Prozent weniger arbeiten und für diese 30 Prozent Kurzarbeitergeld bekommen, wenn das Unternehmen nachweisen kann, dass aktuell 30 Prozent weniger Arbeit als vorher zu tun ist. Im Beispiel: 70 Prozent Normallohn plus 60 Prozent von den restlichen 30 Prozent = insgesamt 88 Prozent vom Normallohn für die Fahrer*innen. Der Arbeitgeber bekommt dann nach neuesten Pläne zusätzlich seinen Sozialversicherungsanteil für die 30 Prozent erstattet und kann seine Lohnverpflichtungen zeitweilig um 30 Prozent reduzieren.“
Einzelunternehmer seien da natürlich nicht mit im Boot, räumt Witte ein. Die müssten ihre Reserven nutzen, so es welche gibt, aber dafür haben sie aber ja auch keine Lohnkosten. „Keine Lohnkosten, kein Kurzarbeitergeld. Das Gewerbe muss endlich weg davon, politisch verordnete Sonderlösungen zu fordern, die es sowieso nicht bekommt, die Öffentlichkeit muss uns doch schon für völlig besch… halten!“ jh
Fotos: Taxi Times
Meine Meinung zur Aussage, von Herrn Witte:
Entschuldigung, aber völlig bescheuert der Kerl. Ein echter „Kollege“
Ob nun Taxi/Mietwagen oder nicht. z.B. ein kleines Licht unter Reisebüro’s und viele andere Branchen.
Seine Aussage deckt doch nur das allgemeine handeln der Politik seit Jahren, weit vor Corona.
Geholfen wird nur den großen, oder größeren Betrieben…
Hauptsache Arbeitsplätze hat man zu bieten.
Was sollen denn kleine Betriebe mit nur einem Fahrzeug tun? (z.B. Selbstfahrer mit max zwei 450 Euro Kräfte, oder gar keinem Helfer)
Evtl. haben genau diese Betriebe nicht bereits in den goldenen Zeiten begonnen, und entsprechend Rücklagen bilden können.
Die Betriebe, die noch im Aufbau stecken, oder diesen gerade überwunden haben.
Somit jeden Euro in die ihre kleine Firma gesteckt haben, und sich noch keinen festen Fahrer leisten können, wenig bis kaum Rücklagen haben…
Wenn man bedenkt dass durch unsere Regierung ständig Summen ins Ausland gehen, die wir nicht mal schreiben können, sobald dort etwas schief läuft… (und nein, ich bin nicht feindlich orientiert: helfen gern, aber bitte auch den Leuten hier im Land)
Ich denke, eine Hilfe der Regierung bis hin zum Kleinstunternehmer in allen betroffenen Branchen wäre in dieser Ausnahmesituation mehr als angebracht. Und das bitte ohne große Bürokratie und langen Wartezeiten.
Diese Krise traf uns von 100 auf 0 innerhalb sehr weniger Tage/Wochen.
Wir kämpfen um die Existenz!
Lieber Leser, wir gehen einmal davon aus, dass Sie zum Zeitpunkt dieses Kommentars die Nachrichten des Tages noch nicht mitbekommen haben, denn dort hat die Politik verkündet, dass man die betroffene Wirtschaft mit Milliardenbeträgen unterstützen will.
Wir denken auch, dass der Aufruf zur Solidarität angenommen werden sollte. Vor allen Dingen sollte sich die Branche branchenintern solidarisch zeigen und sich nicht unterhalb der Gürtellinie beschimpfen. Es ist leider ein weit verbreitetes Phänomen, dass zwischen Einzel- und Mehrwagenunternehmen eine Art „Klassenkampf“ ausgefochten wird. Das bringt die Branche aber sicherlich kein bisschen vorwärts. In guten Zeiten nicht und erst recht nicht in Zeiten eine Corona-Krise. Wir bitten deshalb um Verständnis, dass Taxi Times als Plattform für einen solchen unnötigen Klassenkampf nicht zur Verfügung steht.
Dieser Beitrag hat mich teilweise aufgeregt, indem es uns weiß machen will ,dass es Sinn macht 680 € mitten in der Krise auszugeben für etwas das noch nicht zugelassen, bzw. erlaubt ist. Da versucht jemand derbe Profit aus der Situation zu schlagen. Zusätzlich ist die Idee zur Belieferung absurd, weil es eine Lösung für eine geringe Zahl von Fahrern darstellt. So kämen wir in einer Art Wettbewerb mit den Lieferdiensten und wären somit nicht besser als Uber & Co. Nur ein Antrag auf Kurzarbeitergeld ist eine realistische Übergangslösung und wenn möglich nach einer Sondergenehmigung der Einsatz einer Monatskarte ,wie es am Anfang des Beitrages geschildert wurde.
Das Taxigewerbe hat in dieser schlimmen Krise die große Chance zu beweisen, dass es ein unverzichtbarer Teil des öffentlichen Lebens ist und dass es schnell und bedarfsorientiert handeln kann. Dazu gehört auch die Befriedigung einer vereinzelt auftretenden Nachfrage nach Autos mit einer Taxi-Trennwand. Wenn das für Sie nicht in Frage kommt, ist das Ihr gutes Recht und Ihre freie unternehmerische Entscheidung. Das Angebot deshalb aber gleich so zu verunglimpfen, ist sicherlich nicht der Impuls, den man aus Reihen der Taxibranche setzen sollte.
Habe ich das jetzt richtig verstanden? Die Verkehrsbetriebe mauern ihre Busfahrer ein und sperren die ersten drei Sitzreihen und wir sollen uns weiterhin dem Infektionsrisiko aussetzen? Wer weiß denn heute, wie es in ein bis zwei Wochen aussieht? In Spanien soll ab nächster Woche eine landesweite Ausgangssperre gelten, meine Zentrale will keine Besucher mehr in der Verwaltung aber wir sollen weiter Leute durch die Gegend kutschieren? Mal ganz davon abgesehen, dass der Nachtschichtbetrieb sowieso schon seit letzter Woche zusammengebrochen ist.
Ich bitte meinen Kommentar im Bezug zum damaligen Datum zu sehen, inzwischen hat die Bundesregierung das Thema möglicher Fixkostenfinanzierungen für kleine und große Unternehen durch vereinfachte Kredite ja sehr umfassend in eine neue und leider wohl auch angemessene Relation gesetzt – nicht nur für das Taxigewerbe. In jedem Fall wollte ich keinesfalls die Diskussion Klein gegen Groß eröffnen.
Nichts desto trotz sollte sich auch unser Gewerbe an die angebotenen Hilfen anpassen und möglichst nicht versuchen, sich an Sonderlösungen abzuarbeiten – denn erstmal müssen wir wohl alle versuchen mit geringstmöglicher Unterstützung zu überleben. Und Kurzarbeit ist da wohl die bestmögliche Lösung für Unternehmen mit mehreren Beschäftigten. Kurzarbeit also als unpraktikabel fürs Gewerbe darzustellen ist da eher kontroproduktiv – zumindest meiner Meinung nach.
Ich wünsche allen – Klein wie Groß – gutes Gelingen!
habe ich das richtig verstanden, bekommt man nun als Taxifahrer mit eigener GmbH Kurzarbeitergeld?
Kurzarbeitergeld erhalten Angestellte eines Unternehmers in Deutschland in Form eines Ausgleichs entgangener Lohnkosten, wenn im Betrieb nur mehr rezuzierte Arbeitsstunden geleistet und entlohnt werden.
Eine Frage, wie ist das mit neuer Taxi Gründer zbw.wie ich ,ich bin Selbstfahrender unternehmen meine Umsätze sind zu geringen wie kann ich da mit meiner unternehmen führen?Viele Grüße
In dem Betrieb in dem ich fahre, sind – wie ich auch – Rentner in Vollzeit beschäftigt. Wir haben keinen Anspruch auf Kurzarbeitergeld. Gehen wir jetzt leer aus?
Interessanter Gedanke, dass der Staat die Hälfte der Kosten der Personenbeförderung im Taxi übernehmen soll, wenn der Fahrgast ein Ticket für den öffentlichen Nahverkehr bei sich führt. Für das Taxigewerbe sicher gut, für die Umwelt nicht so. Hoffen wir, das der Corona-Spuck bald vorbei ist!
Taxifahrer können sich während der Fahrt mit Fahrgästen mit einer Mundschutzmaske FFP2 oder FFP3 schützen und wenn die Fahrgäste aussteigen nehmen sie diese wieder ab. Das ist nicht das Problem, das
Problem sind die Fahrgäste…die fehlen weit und breit…von Euro 50 pro Tag kann eine Familie nicht ernährt werden. ganz zu Schweigen von den laufenden Kosten. Hier muss die Politik sich was einfallen lassen.
Die Politik hat sich in den letzten Tagen was einfallen lassen, das ist allen Massenmedien zu entnehmen. Und wir bei Taxi Times haben schon zahlreiche Beiträge veröffentlicht, bei denen wir auf diese Sachen eingehen. Einfach unter http://www.taxi-times.com aktiv dran bleiben!
Die Finanzämter müssten bei Taxiunternehmen mal die Steuern von den (wenigen) Einnahmen aussetzen. Das heißt das Taxiunternehmen zahlt Inder Corona Zeit keine
Einkommensteuer, keine Umsatzsteuer und keine Gewerbesteuer.
Das heißt dann umgesetzt, der Taxiunternehmer kostet dem Staat keine zusätzlichen Kosten
und jeder einzelne macht das Beste daraus. Keine Um/Abmeldungen, kein zusätzlicher Schriftverkehr usw. aber das ist ja in diesem Staat nicht möglich. Da hätten die überfüllten Ämter nichts mehr zu tun.
Woher bekommt man die Geldschale?