Mit einem Offenen Brief appelliert der Taxi-Times-Verlag an 16 Flughafenbetreiber, keine Abholflächen für App-Vermittler und Mietwagenfirmen zu vermieten. Dem Aufruf haben sich deutschlandweit knapp 5.000 Taxiverbände, Taxizentralen, Taxiunternehmen und deren Angestellte und Freunde per Unterschrift angeschlossen.
App-Fahrtenvermittler wie Uber, Bolt und auch Free Now versuchen derzeit, über Kooperationsvereinbarungen mit deutschen Flughäfen die eigene Sichtbarkeit zu erhöhen und einfache Abholmöglichkeiten für ihre App-Nutzer zu schaffen. In Düsseldorf ist dies bereits gelungen. Dort haben die Flughafen Düsseldorf GmbH und das Unternehmen Uber Ende Februar eine künftige Zusammenarbeit verkündet. Der Fahrtenvermittler hat Abholflächen angemietet, bei denen bestellte Uber-Fahrzeuge auf ihre Kunden warten können. Der Flughafen Düsseldorf hat im Rahmen der Kooperation im Flughafenbereich entsprechende Hinweisschilder angebracht. Auch am Flughafen Berlin-Brandenburg weisen große Schilder auf eine Abholfläche für Uber-Fahrzeuge hin.
Nahezu zeitgleich wurde vom Berliner Sender rbb aufgedeckt und von Behördenseite bestätigt, dass alleine in der Bundeshauptstadt mehr als 1.000 Mietwagen völlig illegal für Uber, Bolt und Free Now unterwegs sind. Die Dunkelziffer dürfte sowohl in Berlin als auch in anderen Städten noch viel höher liegen. Das bedeutet, dass Uber, Bolt und Free Now ihre Fahrten auch an Mietwagenunternehmen vermitteln, deren Fahrzeuge und deren Fahrpersonal nicht für eine Personenbeförderung angemeldet sind – und deren Fahrgäste im Falle eines Unfalls nicht versichert sind. Free Now hat daraus bereits die Konsequenz gezogen und vor Kurzem den Rückzug aus dem Segment der Mietwagenvermittlung verkündet. Uber und Bolt dagegen nehmen zu den Vorwürfen nur verharmlosend Stellung.
„Es kann nicht sein, dass solchen Firmen und solchen Plattformen an Deutschlands Flughäfen offizielle Abholplätze zur Verfügung gestellt werden“, warnt Taxi-Times-Herausgeber Jürgen Hartmann. „An keinem Flughafen in Deutschland sollten „Uber“- oder „Bolt“-Schilder den Fluggästen auch noch werbewirksam den Weg zu einem aller Wahrscheinlichkeit nach rechtswidrig agierenden Fahrer bzw. sogar zu einem völlig illegal agierenden Fahrzeug weisen.“
Taxi Times fordert daher in einem Offenen Brief den Flughafen Düsseldorf auf, diese Kooperation wieder zu beenden und appelliert an 15 weitere Flughäfen, solche Kooperationen gar nicht erst zu unterzeichnen – weder mit Uber noch mit Bolt. Den 16 Offenen Briefen sind Original-Unterschriften von insgesamt knapp 5.000 Taxiunternehmern beigefügt, die vom Taxi-Times-Verlag in nur zwei Wochen gesammelt worden waren.
Im drei Seiten umfassenden Brief klärt die Taxi-Times-Redaktion detailliert über das Geschäftsmodell von Uber und Bolt auf. Die Kernpunkte sind dabei die täglichen Verstöße der Mietwagenpartner gegen die Rückkehrpflicht. Jene im Personenbeförderungsgesetz (PBefG) geregelte Rückkehrpflicht verbietet, dass Mietwagen sich an Lokalen, Messen oder Flughäfen wie Taxis bereithalten. Der Brief offenbart zudem die Tricks der App-Fahrtenvermittler, mit denen man die behördlichen Kontrollen systematisch unterläuft.
Darüber hinaus wird im Brief herausgearbeitet, warum die Plattformen wie Uber und Bolt aufgrund ihrer mangelhaften Überwachung der ihnen angeschlossenen Mietwagenunternehmen prekäre Arbeitsverhältnisse schaffen und Sozialbetrug fördern.
Besonders problematisch wird das, wenn Fahrgäste dieser Apps an Mietwagen vermittelt werden, die als solche bei den Genehmigungsbehörden gar nicht angemeldet sind. Die Betreiber dieser illegalen Fahrzeuge haben den Plattformanbietern gefälschte Genehmigungsurkunden vorgelegt, damit sie dort für die Fahrtenvermittlung freigeschaltet werden.
„Wenn ein Flughafen den illegal arbeitenden Mietwagen nun eigene Abholflächen zur Verfügung stellt, unterstützt er damit das illegale Treiben noch, statt an der Unterbindung mitzuwirken“, warnt Taxi-Times-Herausgeber Jürgen Hartmann die Flughafenmanager. „Uber und Bolt haben bisher kein schlüssiges Konzept vorlegen können und wollen, wie sie solche illegalen Fahrzeuge aus ihrem Vermittlungssystem ausschließen können. Die Folgen für die Fahrgäste sind katastrophal: Sie fahren ohne Versicherungsschutz!“
Um den Appellen an die gesellschaftspolitische Verantwortung der Flughäfen mehr Gewicht zu verleihen, hat Taxi Times bei den Taxiverbänden, Taxizentralen, Taxiunternehmen und deren Angestellten und Freunden Unterschriften gesammelt. „Knapp 5.000 haben unsere 16 Briefe unterschrieben. Das ist ein klares Zeichen aus der Taxibranche“, freut sich Jürgen Hartmann. Taxis sorgen schon immer dafür, dass Fluggäste an jedem Flughafen sicher ankommen bzw. von den Flughäfen zu ihren Zielen befördert werden.
Durch den unlauteren Wettbewerb mit Plattformen wie Uber und Bolt und deren unrechtmäßig und teilweise sogar illegal agierenden Mietwagenunternehmen sind viele Taxibetriebe in ihrer Existenz bedroht. „Die Taxibetriebe scheuen keinen Wettbewerb, aber es muss ein fairer und darf kein unlauterer Wettbewerb sein“, sagt Jürgen Hartmann. „Um das zu gewährleisten, muss die Politik aktiv werden und müssen auch Firmen ihre gesellschaftspolitische Verantwortung wahrnehmen. „Kein Unternehmen in Deutschland sollte mit Konzernen kooperieren, deren Geschäftsmodell auf systematischer Verletzung rechtsstaatlicher Prinzipien beruht.“ red
Der Offene Brief im Originalwortlaut
Hinweis der Redaktion: Die Absicht und die Organisation des Offenen Briefes können Sie in diesem YouTube-Video nachsehen.
Beitragsfoto: Taxi Times