Bringt das Jahr 2021 den politisch gewollten Schub bei der Elektrifizierung der Taxiflotte? Gefragt sind zum einen unternehmerische Eigeninitiativen, aber auch praxisgerechte Förderprojekte. Wir zeigen Beispiele aus Thüringen und aus Hamburg.
Wie sehr Elektro-Taxis immer noch eine Randerscheinung sind, macht ein aktueller Bericht der Thüringischen Landeszeitung deutlich. Die Redaktion berichtete dort vom Start des „ersten Elektro-Großraumtaxis Thüringens“. In der Wartburgregion kommt beim Barchfelder Taxiunternehmen Schneider ein Mercedes EQV zum Einsatz.
Er hat laut Hersteller eine Reichweite von 418 Kilometern und ist mit maximal mit 140 Kilometern pro Stunde unterwegs. Die Anschaffungskosten liegen laut Auskunft von Tobias Schellenberg vom Taxibetrieb Schneider im Bereich eines gleichwertigen Fahrzeugs mit Verbrenner-Motor – dank einer Fördersumme von 20.000 Euro vom Land Thüringen, für die auch eine betriebseigene Schnellladesäule angeschafft wurde. Der Wartburgkreis sowie die Stadt Eisenach sind Modellregion für die Elektromobilität.
Finanzielle wie auch strukturelle Förderungen sind das A & O, um den Umstieg auf Elektro-Taxis attraktiv zu machen. Dabei werden dem Wartburgkreis auch andere Regionen und Kommunen aktiv. In Hamburg beispielsweise hat die Bürgerschafts-Regierungskoalition aus SPD und Grünen zum Jahreswechsel einen Antrag an den Landessenat gestellt, wonach die Hamburger Taxiflotte so schnell wie möglich auf elektrisch betriebene Fahrzeuge umgestellt werden soll.
Schon im Herbst sollen nach dem Willen der beiden Parteien die ersten 100 E-Taxis im Einsatz sein. Hamburg ist im Oktober Gastgeber des IST-Weltkongresses zum Thema Intelligente Verkehrssysteme. Bei diesem Event würden der Hansestadt natürlich auch eine gut sichtbare Anzahl an E-Taxis gut zu Gesicht stehen.
In ihrem Antrag fordert die Koalition, Anreize für Taxiunternehmen zu schaffen – sowohl durch entsprechende Fördermaßnahmen als auch durch angepasste Infrastruktur. Konkret schweben der Bürgerschaft Ladesäulen speziell für die Taxibranche vor. Zudem müsse man die Strom- und Ladeinfrastrukturanbieter bei stark schwankenden und oft über dem Dieselpreis liegenden Strompreisen für die Bereitstellung „verlässlicher Angebote“ gewinnen.
„Mit 62.000 gefahrenen Kilometern pro Taxi ist die Entwicklung des städtischen E-Taxi-Förderprogramms ein erheblicher Beitrag zum Klimaschutz und zum Einstieg in eine neue Ära der Mobilität“, erklärte Ole Thorben Buschhüter, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion gegenüber der DPA. Johannes Müller, energiepolitischer Sprecher der Grünen Bürgerschaftsfraktion, bezeichnete die vollständige Elektrifizierung der Hamburger Taxiflotte gar als „europaweiten Leuchtturm des Klimaschutzes“. jh
Das Beitragsfoto zeigt das EQV-Taxi von Taxi Schneider aus Barchfeld. Foto: Taxi Schneider
Das leidige Thema Anschaffungspreis…
Gerne würde ich einige Fahrzeuge im Fuhrpark – wenn auch nicht alle, zumindest nach jetzigem Stand der Technik – am Ende ihrer Laufzeit durch Elektro-Fahrzeuge ersetzen. Hybrid macht meiner Meinung nach keinen Sinn. Der Mercedes EQV ist deswegen eine gute Alternative hier im ländlichen Raum. Mit der Reichweite schafft man es auch wieder zur Ladesäule auf dem eigenen Betriebshof. Beim Komfort hat man keine Einschränkungen. Lediglich die Laufzeit ist noch ein großes Fragezeichen, da fehlen die Erfahrungen.
ABER: Da die derzeitige staatliche Förderung nicht ausreicht, um den Aufpreis eines solchen Fahrzeuges gegenüber einem gleichwertigen Verbrenner aufzuwiegen. Sehe ich schwarz dafür, dass ich in nächster Zeit diesen Schritt gehe.
Und um etwas auszuholen:
Man sollte dabei jedoch nicht nur den Staat in die Pflicht nehmen was Geldgeschenke anbetrifft. Es wäre viel eher sinnvoll den Raum vor politische Ausgestaltung auch einmal auszunutzen! Es war schon eine Frechheit, wie stiefmütterlich die Automobilkonzerne behandelt wurden beim Dieselskandal. Ich persönlich habe seit Mitte der 90-iger mit dem Fahrzeugeinkauf zu tun, als es damals um die Abschaffung des ungeregelten Kats ging und habe noch nie eine andere Aussage gehört als: „Das Fahrzeug verhält sich auf dem Prüfstand eh anders…“ Da soll mir keiner sagen, er hätte das nicht gewusst, wenn sogar ich als kleiner Anfänger im Hinterland das mitbekommen habe. Nach 20 Jahren Betruges waren die Strafmaßnahmen ein Witz.
Um den Bogen zu schließen, es sollten die Strafzahlungen durch Überschreitung des durchschnittlichen CO2 Ausstoßes der in Verkehr gebrachten Fahrzeuge erhöht werden, um die Hersteller zu zwingen, die derzeitigen Alibi-Elektrofahrzeuge in ihrem Portfolio zu einem günstigeren Preis anbieten zu müssen. Das mag hart sein, aber Mitleid haben die nicht verdient, in Sachen Dieselskandal ging es denen ja auch nur ums Geld und nicht um die Kunden.
Das könnte jedenfalls den Anschaffungspreis senken ohne zusätzliche staatliche Fördermittel. Damit würden die Zulassungszahlen der Elektrofahrzeuge steigen , mit deren zusätzlicher Verbreitung auch Ladesäulen immer mehr zum Alltag gehören würden. Die Weiterentwicklung von Elektrofahrzeugen würde dadurch gefördert, sowie die Technik im Umfeld bis hin zum Recycling. Die Chance das damit auch die Herstellungskosten sinken stehen ebenfalls gut.
Schlussendlich muss man einfach auch sagen: 2020 ist vorbei and damit auch das 7. der zusammenhängend wärmsten Jahre in Folge der letzten anderthalb Jahrhunderte laut GISS der NASA.
Es kann kein weiter so mehr geben. Auch wenn Elektrofahrzeuge kein Allheilmittel sind den Klimawandel aufzuhalten, sind wir alternativlos. Es wird keinen großes Wunder geben nur viele kleine Schritte, die auch wehtun werden.
Eine zwingende Voraussetzung für den Kauf eines Elektrotaxis wäre ein staatlicher Zuschuss von 50% des Kaufpreises. Ein Tesla Modell 3, Toyota Mirai II oder Byd Han kosten brutto 50-65K€ – viel zu teuer in Anbetracht leerer Taxi Kassen durch Corona.
Zudem stellt sich gerade in Hamburg die Frage, ob man als Taxiunternehmer willens ist die Wünsche des Rot Grünen Senats zu erfüllen?
Die Behörde hat beim Thema Uber und Free Now Ride einen guten Job gemacht und illegalen Wettbewerb klein gehalten. Beim Thema Moia fühlen sich die Taxi Kollegen aber durchaus ausgebootet.
Abschließend muss die Frage erlaubt sein, wie es wirtschaftlich funktionieren soll mit High Tech Material Kunden für 7€ zu befördern???
Grüße aus Hamburg