Was folgt auf das 9-Euro-Ticket? Manche Politiker und Wissenschaftler sehen bei der Diskussion um ein nachhaltiges ÖPNV-Konzept auch das Taxi als Teil der Lösung. Das begrüßt auch der MOLO-Verband in Rheinland-Pfalz.
Man sollte die Mobilität ganzheitlich denken, formuliert es die Verbandsspitze der rheinland-pfälzischen Mobilitätsbranche Mobilität und Logistik e.V. (MOLO). „Für eine echte Weiterentwicklung des ÖPNV-Angebotes spielt insbesondere die enge Verzahnung der etablierten ÖPNV-Verkehrsträger Bus und Taxi eine Schlüsselrolle“, sagt MOLO-Geschäftsführer Guido Borning gegenüber der Presse. Allein in Rheinlad-Pfalz stünden 1.100 Unternehmen und rund 2.500 Fahrzeugen für eine verstärkte Integration in den klassischen ÖPNV bereit.
Borning spielt mit seinem Appel auf die aktuelle politische Diskussion über eine Nachfolgeregelung für das ÖPNV-9-Euro-Ticket an, an der sich auch Verkehrsexperten und Wissenschaftler beteiligen. Einer von Ihnen ist Professor Dr. Knie, der für ein künftiges 29-Euro-Ticket plädiert, das auch eine Taxi-Flatrate für den ländlichen Raum beinhaltet. Professor Knie wird seinen Vorschlag auch Ende September bei der Veranstaltung „Taxi Driving Innovation“ in Berlin erläutern.
Vom MOLO erntet der renommierte Professor für diesen Ansatz viel Zustimmung. „Der Aufbau einer erweiterten Infrastruktur des Nahverkehrs ist nicht erforderlich“, mahnt Borning und spielt damit auf die zahlreichen On-demand-Dienste an, bei denen die Nahverkehrsgesellschaften weitere zusätzliche Fahrzeuge auf die Straße bringen, anstatt sich der bestehenden Infrastruktur durch Taxi- und Busbetriebe zu bedienen.
„Im letzten Jahr wurden entsprechende rechtliche Grundlagen im novellierten Personenbeförderungsgesetz geschaffen, sodass die Taxi- und Mietwagenunternehmen insbesondere im Bereich des Linienbedarfsverkehrs den konventionellen Omnibusverkehr optimal ergänzen und verdichten können“, klärt Borning auf.
„Schon heute ist das Taxi eine wichtige Säule der öffentlichen Daseinsvorsorge“, ergänzt Uwe Bischoff, Taxi- und Omnibusunternehmer aus Fiersbach und Bereichsleiter Mobilität bei MOLO. „Der Taxi- und Mietwagenverkehr ist wegen seiner Bedeutung als wichtiger Träger individueller Verkehrsbedienung als wesentlicher Teil des ÖPNV anerkannt. Die Taxi- und Mietwagenunternehmen sorgen auch in Krisenzeiten, das haben die letzten Jahre sehr deutlich gezeigt, tagtäglich für die Mobilität der Menschen“, bricht Bischoff eine Lanze für die Branche. Indem das Taxi im ländlichen Bereich die wichtigen und lebensnotwendigen Patientenfahrten und die Beförderung von älteren, mobilitätseingeschränkten Personen als wesentlichen Schwerpunkt durchführe, stelle man für diese Menschen schon heute die einzige Mobilitätsversorgung dar.
„Durch die aktuelle Diskussion erhoffen wir für unsere Branche mehr Beachtung bei den Überlegungen für eine ganzheitliche Mobilität“, betont Bischoff. Welche Rolle das Taxi dabei spielen kann, machen die MOLO-Verantwortlichen in ihrer Forderung deutlich: „Der Verband plädiert, neben der stärkeren Einbeziehung des klassischen Taxiverkehrs, Angebote zu erstellen, welche sich um den bestehenden ÖPNV herumlegen, d.h. die ÖPNV-Funktion nur dort wahrnehmen, wo heute kein Angebot vorhanden ist.“ Der MOLO möchte gerade keine Konkurrenzsituation. Beide Verkehrsformen, sowohl der Omnibus- als auch der Taxiverkehr seien systemrelevant.
Bischoff schlägt dazu vor: „Da Linienverkehre heute häufig auf das nächste Mittel- / Unterzentrum ausgerichtet sind, könnten sich die Angebote z.B. auf weniger nachgefragte Verbindungen zwischen einzelnen Gemeindeteilen beziehen. Mit Hilfe von digitalen Lösungen kann die Buchung von Taxis als ÖPNV-Ergänzung flexibel vorgenommen werden. Grundlage hierfür wären digitale Programme, welche das bestehende ÖPNV-Angebot sowie das angestrebte ÖPNV-Qualitätsniveau dynamisch berücksichtigen.
Last but not least bringt der MOLO auch den Klimawandel ins Spiel und mahnt, es sich dabei nicht zu einfach zu machen: „„Die Klimaprobleme dadurch zu lösen, indem man meint, alleine mit einem Wechsel bei der Antriebstechnik weg vom Verbrenner hin zur E-Mobilität sei alles im Lot, ist ein Trugschluss“, sagt dazu Heiko Nagel, Borning‘s Geschäftsführerkollege im MOLO.
„Es müsse mehr darum gehen, die Menschen für den öffentlichen Verkehr zu begeistern, um einen wirklichen Turnaround beim Mobilitätsverhalten zu erzielen. Wenn jedoch keine Busse fahren, weil der Aufbau eines adäquaten Angebotes im herkömmlichen Sinne zu kostenintensiv und somit kein Angebot vorhanden ist, verzichtet insbesondere im ländlichen Raum keiner auf das Auto. Auch dann nicht, wenn der Staat ein 9-Euro-Ticket, ein 365-Euro Ticket oder kostenlosen ÖPNV anbietet.“ jh
Beitrags-Symbolfoto: VNO
Wie könnte die Umsetzung einer Taxi flatrate denn aussehen? Der Taxiunternehmer wäre sicherlich voll ausgelastet. Denn die Leute die fürs Taxi nicht mehr zusätzlich zahlen müssten würden jede Kleckerfahrt mit dem Taxi erledigen.
Und was soll denn dann der Taxiunternehmer pro Taxi aus dem großen Topf bekommen?
Mindestlohn 12,–€ * 24Std *30Tagen
Das wären schon mal 8640,– plus Sozialabgaben, Urlaubsansprüche, Krankenheitsbedingte Ausfälle etc. Sagen wir mal 17 – 20000€
Dazu kommen Energiekosten, Versicherungen und Fahrzeug kosten.
Letztlich möchte der Unternehmer am Ende des Tages auch einen Verdienst erwirtschaften.
So funktioniert der Molo / Ch wohl eher nicht