In Hamburg wird erstmalig ein Festpreismodell erprobt. Dieses soll sich aber zunächst zwei Jahre lang bewähren müssen. Ab dem zweiten Jahr ermöglicht man einen Tarifkorridor – mit einem Aufschlag von bis zu 50 Prozent.
Ab dem 1. Februar 2025 gilt in Hamburg ein einheitlicher Taxitarif mit einer Grundgebühr und zwei Kilometerstufen. Neu ist, dass die Karenzminute entfällt, dadurch aber mehr Wartegeld anfällt. Wegen der vergangenen beiden Erhöhungen des Mindestlohns, ist in Hamburg das Taxifahren insgesamt im Durchschnitt um 4,8 Prozent teurer geworden.
Wirklich neu ist aber, dass in Zukunft auch Fahrten zum Festpreis durchgeführt werden können. Diese gelten nur für bestellte Taxifahrten und dürfen ausschließlich von Taxivermittlungen, die an der Erprobung teilnehmen, angeboten werden. Ziel ist es, nach zwei Jahren eine Entscheidung zu fällen, ob und welches Festpreismodell fest in die Taxitarifordnung verankert werden soll.
Anders als in anderen Kommunen, in denen der Festpreis bereits Einzug gehalten hat, wird es in Hamburg, zumindest im ersten Jahr der Erprobung, keinen Tarifkorridor geben. Das soll sich allerdings im zweiten Jahr ändern. Dann wird Hamburg einen ganz besonderen Weg einschlagen, der auf den ersten Blick ganz neue Verdienstmöglichkeiten eröffnet.
In den ersten 12 Monaten der Festpreis-Erprobung setzt sich der Festpreis wie folgt zusammen: Zum Grundpreis wird der Kilometerpreis für die kürzeste oder verkehrs- oder preisgünstigste Strecke addiert. Weiter wird auf den berechnete Fahrpreis ein Betrag von 12 Prozent aufgeschlagen. Dieser Aufschlag steht für die durchschnittliche verkehrsbedingte Wartezeit. Um die Eingabe des Festpreises im Taxameter zu vereinfachen, wird der Fahrpreis zum nächsten vollen Euro aufgerundet. Hinzu kommen selbstverständlich noch mögliche anfallende Zuschläge nach der Hamburger Taxenordnung.
Im zweiten Jahr des Probelaufs, vom 01.02.2026 bis zum 31.01.2027, wird dann ein Tarifkorridor eingeführt. Dieser unterscheidet sich in zwei bemerkenswerten Details zu den bereits eingeführten Festpreisen mit Tarifkorridoren. Zum einen wird der Korridor nur nach oben geöffnet. Fahrten unterhalb des Taxitarifs sind deshalb weiterhin nicht möglich. Zum Anderen sucht die maximale Spannweite ihresgleichen. In Hamburg wird der Tarifkorridor nämlich auf maximal plus 50 Prozent ausgeweitet. Damit haben die Taxivermittler die Möglichkeit, die Dienstleistung Taxi auszuweiten und damit mehr Umsatz zu machen.
Konkrete Vorgaben dazu, wie der Tarifkorridor eingesetzt werden darf, schreibt die Behörde für Verkehrswende und Mobilität hingegen nicht vor. Lediglich Aufschläge, die gegen den Gleichstellungsgrundsatz verstoßen würden, sind nicht zulässig. Dennoch müssen die teilnehmenden Vermittler Inhalt sowie den Preis der besonderen Leistung in Textform an das Funktionspostfach taxentarife@bvm.hamburg.de senden. Widerspricht die Genehmigungsbehörde nicht innerhalb einer Woche, können diese Mehrleistungen angeboten werden.
Dirk Ritter von der BVM sieht in dieser Regelung ein großes Potential: „Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. Beispielsweise könnte man auf diesem Weg Wünsche nach speziellen Fahrzeugtypen erfüllen. Auch könnte man so den Fahrgästen ihren Wunsch nach bestimmten Fahrerinnen und Fahrern erfüllen, deren Anfahrt sonst zu lang wäre. Wir als Behörde möchten, dass die Fahrtenvermittler zusammen mit den Taxenunternehmen ihre eigenen Ideen entwickeln und dann auch umsetzen. Allerdings fahren wir bis auf Weiteres die Linie, dass die Stadt die Tarifhoheit behält und Abweichungen vom für alle gleich geltenden Basis-Festpreis transparent sein müssen.”
Für die Fahrgäste soll der Festpreis allerdings immer nur als Option angeboten werden. Die Fahrt muss also auch immer weiterhin auf Taxameter gefahren werden können. Zudem muss deutlich gemacht werden, auf welche Strecke (Die Kürzeste, bzw. die Schnellste) sich der Festpreis bezieht. Die Streckenlänge ist mit gängigen Entfernungsrechnern zu ermitteln und als Grundlage für die Berechnung des Streckenpreises heranzuziehen. Unabhängig ob die Fahrt mit einem Festpreis vermittelt, oder auf Taxameter abgerechnet wird, muss der Fahrgast die Möglichkeit haben, sowohl mit Karte (unbar) als auch mit Bargeld zu bezahlen.
Als besonderen Service für die Taxenvermittler und die Fahrgäste bietet die Stadt auf ihrer Taxi Webseite einen Festpreisrechner an. Vermittler ohne eigenes Berechnungstool können diesen für das Festpreisangebot nutzen, Fahrgäste können sich vergewissern, dass die Preishöhe im Rahmen der städtischen Vorgabe liegt.
Übrigens: Die teilnehmenden Fahrtenvermittler müssen jede Festpreistour in einem von der Behörde vorgegebenen Datenformat einheitlich erfassen und diese vierteljährlich übermitteln. Die Behörde wird mit dem Statistikamt Nord evaluieren und auch prüfen, ob die Festpreise tatsächlich in die Taxameter eingegeben werden.
Den Fahrgästen muss der Festpreis vor Antritt der Fahrt verbindlich bestätigt werden. Die Bestätigung kann über eine App, per Mail oder per SMS in Schriftform erfolgen. Alternativ kann der Festpreis zudem vom Fahrer vor Fahrtantritt bestätigt werden.
Insgesamt ist der Hamburger Weg mal wieder ein ganz besonderer. Gerade der Tarifkorridor, der nur in eine Richtung schaut, bietet dem Hamburger Taxigewerbe die Möglichkeit sich Gedanken über die Dienstleistung Taxi zu machen und selber mit den eigenen Ideen die Zukunft des Taxigewerbes zu steuern. sg
Beitragsfoto: Symbolbild Taxitarif Taxi Times
Ich bin sprachlos Hamburg
Ja, die Hamburger machen’s uns mal wieder vor…