Geld schlägt Anstand: Bei einem Gespräch zwischen Taxi-Gewerbevertretern und Berliner Filmfestspielen wurde bekannt, dass man auch 2024 nicht auf Uber als Geldgeber für die Berlinale verzichten wird.
Mariëtte Rissenbeek, Geschäftsführerin der Internationalen Filmfestspiele Berlin, ließ die Katze direkt aus dem Sack: Nachdem sie den Bundesgeschäftsführer des Taxi- und Mietwagenverbands Deutschland e. V. (TMV), Patrick Meinhardt, und den 1. Vorsitzenden der Berliner Taxi-„Innung“, Leszek Nadolski, und die Begleiter freundlich willkommen geheißen und sich – auch im Namen ihrer zwei anwesenden Mitarbeiter – für das Erscheinen bedankt hatte, erklärte sie, man habe aufgrund der komplexen Organisation des Fahrdienstes für die nächsten Filmfestspiele mit allen reden wollen, also auch mit dem Taxigewerbe. Man sei sich bewusst, dass die Kooperation mit dem US-Fahrdienst Uber nicht gut ankomme, daher das Gespräch, habe sich aber entschieden, auch für die kommende 74. Berlinale vom 15. bis 25. Februar wieder mit dem Sponsor zusammenzuarbeiten.
Ihr sei klar, dass das Taxigewerbe den Fahrdienst mindestens ebenso gut umsetzen könne wie der Uber-Generalpartner Thomas Mohnke, und sie hätte auch nichts dagegen, ausschließlich auf Taxis zu setzen, doch könne man nicht auf die 600.000 Euro verzichten, mit denen der US-Konzern die Filmfestspiele unterstütze. Daher habe man sich zu einem erneuten Sponsoren-Jahresvertrag entschlossen. Eigentlich suche man Sponsoren für mehrere Jahre, so wie es früher mit einigen Autoherstellern üblich gewesen sei. Die Hoffnung, die Kulturverantwortlichen hätten ein Einsehen und würden sich von Uber als Sponsor trennen, wurde damit enttäuscht.
Auf den Hinweis von Nadolski, dass Uber für Lohndumping und Rechtsverstöße stehe, entgegnete Milad Ganji, Projektleiter in der Sponsoring-Abteilung, man müsse sich an die Unschuldsvermutung halten und den Zusagen Mohnkes glauben, dass alles nach Recht und Gesetz ablaufe. Dabei hatten schon anlässlich der letzten Berlinale unter anderem Gewerbevertreter und Taxi Times die Geschäftsführung der Filmfestspiele und das Kulturstaatsministerium umfassend über Ubers Verhältnis zum Rechtsstaat informiert – bereits vor Beginn der Berlinale. Taxi Times hatte Mariëtte Rissenbeek und Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen) symbolisch die „Goldene Augenbinde“ für ihre Ignoranz verliehen. Vor Ort hatten nicht nur Taxler wie „Taxi-Soziallotse“ Klaus Meier gegen das Sponsoring der Berlinale durch Uber protestiert. Gewerkschafter hatten zudem die schlechten Arbeitsbedingungen in den Kinos beklagt.
Nadolski warnte davor, sich von Mohnkes „Vorzeigebetrieben“ täuschen zu lassen: Bei den restlichen 4.500 Uber-Autos in Berlin laufe bei weitem nicht alles ordnungsgemäß. Ein weiterer „Innungs“-Vertreter formulierte es als direkten Vorwurf gegenüber Rissenbeek und ihren zwei Kollegen: „Sie lassen sich vom Schmuddelkind der Branche unterstützen und wissen das – und werben dennoch damit.“
Auch Patrick Meinhardt sprach darüber, dass das Taxigewerbe versucht, der Politik auf allen Ebenen – von der Kommune bis zum Europäischen Parlament – nahezubringen, bei Uber genauer hinzusehen: Werden Mindestlöhne gezahlt? Ist ein solches System tragfähig? Seit Bekanntwerden der Uber-Files sei es kein Insiderwissen mehr, mit welchen unlauteren Methoden der Konzern agiert. Es sei ein Kampf „Raubtierkapitalismus versus ehrbarer Kaufmann“. Auch deshalb stecken viele Emotionen in dem Thema. In Brüssel habe es nach Bekanntwerden der Uber-Files eine Sondersitzung des Verkehrsausschusses gegeben.
Das Taxigewerbe in Berlin setze sich – unter anderem in Gesprächen mit Verkehrssenatorin Schreiner – für Tarifkorridore in Taxitarifen, für Mindesttarife bei Mietwagenfahrten, für eine „Mobilitätspartnerschaft Besucher“ und für mehr Kontrollen durch Zoll und andere Behörden ein, da immer wieder in größerer Anzahl schwarze Schafe unter den Mietwagenfahrern aus dem Verkehr gezogen werden.
Rissenbeek relativierte die Bedeutung des Sponsors als Auftragnehmer bei der Berlinale: Nur diejenigen Filmschaffenden, die mit Preisen ausgezeichnet werden, kämen in den Genuss von Beförderungen in Uber-Fahrzeugen auf Kosten der Veranstalter. Alle anderen Schauspieler, Regisseure und sämtliche Besucher müssten sich selbst darum kümmern, wie sie vom Hotel zum roten Teppich und zu den Veranstaltungen kommen. Auch die Veranstalter selbst hätten bei vergangenen Festivals viele Taxifahrten bestellt.
Nadolski kritisierte, beim diesjährigen Festival vom 16. bis 26. Februar 2023 seien Taxistände verschoben worden und Taxis wären im Unterschied zu Uber-Mietwagen nicht nah an das Festivalgeschehen am Marlene-Dietrich-Platz herangelassen worden.
Albrecht Winkelmann, zuständig unter anderem für die Verkehrslogistik bei den Berliner Filmfestspielen, entgegnete, die Sperrung für den öffentlichen Straßenverkehr zu den Berlinale-Veranstaltungen sei obligatorisch und gelte für alle Fahrzeuge einschließlich Taxis und Mietwagen. Ansonsten könne man den Ansturm an Fahrzeugen gar nicht regeln. Mit der Partnerschaft mit Uber habe dies nichts zu tun. Ab 22 Uhr werde der Bereich üblicherweise für alle Fahrzeuge wieder freigegeben.
Theoretisch stimmt das alles, doch in der Praxis wurden im Februar an den Absperrungen an der Potsdamer Straße Taxis abgewiesen, während Mietwagen zum Teil durchgelassen wurden. Zudem standen einige Mietwagen mit Türreklame von Uber oder anderen Sponsoren geparkt im abgesperrten Bereich, wo Hunderte von Besuchern zu Fuß unterwegs waren, und machten so über Stunden genau dort Werbung, wo Taxis keine Chance hatten, hinzukommen.
Man versuche, Taxis nicht zu benachteiligen, so Ganji, denn man benötige für solche Veranstaltungen auch das Taxigewerbe mit einer hohen Kapazität an Fahrzeugen.
Auch über Zahlen wurde gesprochen. Nadolski fragte nach der Anzahl der Fahrzeuge, die bei der kommenden Berlinale von den Sponsoren bereitgestellt werden. Winkelmann sagte, es würden 65 wasserstoffgetriebene Limousinen von Uber und 15 elektrische Kleinbusse von Mercedes im Zweischichtbetrieb eingesetzt. Nadolski merkte an, er hätte mit wenig Mühe ebenso viele wasserstoffgetriebene Taxis aus verschiedenen Bundesländern als Fahrdienst oranisieren können.
Zum Haushalt der Filmfestspiele sagte Rissenbeek, man müsse die Berlinale mit 35 Prozent staatlichen Geldern umsetzen, also 65 Prozent der Kosten selbst erwirtschaften – unter anderem durch Partnerschaften mit Sponsoren. 22 Millionen Euro müssten für die kommende Berlinale in die Kassen geholt werden. Deshalb arbeite man auch 2024 nochmals mit Uber zusammen. Auf die Frage, ob dies bedeute, dass es ab 2025 anders laufen solle, sagte Rissenbeek, ihr Vertrag laufe im kommenden März aus, somit würden darüber andere entscheiden. Sie wolle aber zumindest jetzt so weitgehend wie möglich mit dem Taxigewerbe zusammenarbeiten und nach dessen Wünschen und Anliegen fragen. Sobald im Berliner Taxitarif ein Preiskorridor in Kraft trete, könne man beispielsweise einen Flughafentransfer in ein Gesamtangebot für Berlinale-Besucher aufnehmen. Nadolski sagte, zur übernächsten Berlinale gebe es das mit Sicherheit.
Für kommenden Februar sprach er sich für Anfahrtmöglichkeiten für Taxis aus und forderte temporäre Taxihalteplätze vor möglichst vielen Berlinale-Kinos. Aufgrund der politischen Dimension müsse auch die Senatorin involviert sein. Rissenbeek sprach von 16 Spielstätten zuzüglich Veranstaltungsstätten wie die Kinos Cubix Alexanderplatz oder International. In Zusammenarbeit mit den Behörden müssen laut Nadolski die Möglichkeiten von Sonderregelungen, wie sie zu solchen Anlässen üblich sind, ausgeschöpft werden.
Meinhardt und Nadolski waren trotz der freundlichen Gesprächsatmosphäre insgesamt enttäuscht, dass Uber erneut einen Sponsorenvertrag erhalten hat, hätten allerdings mit noch weniger Kooperativität gerechnet. ar
Beitragsbild: Hunderte Besucher bei der diesjährigen berlinale am Marlene-Dietrich-Platz
Fotos: Axel Rühle
Also alles wie immer. Die Politik nimmt uns, wie letztes Jahr auch, die Berlinale weg und wirbt ein weiteres Mal mit Uber. Die Worte der Berlinale Verantwortlichen kenne ich schon von den Gesprächen im letzten Jahr. Man wird immer vertröstet und wir haben Interessenvertreter des Berliner Taxis, die sich nicht genug oder gar nicht einsetzen und alles einfach akzeptieren. Siehe HBF Europaplatz oder Funkvermittlung für LDS‘ler.
Wer in der Schule aufgepasst hat, muss sich heute nicht wundern.
Und Herr M. scheint ja ganz besonders gut darin gewesen zu sein. Wenn nicht, hat er sehr schnell gelernt.
Das Taxi Gewerbe läuft also wieder der Zeit hinterher. Wie wäre es denn mal mit einer vernünftigen Eigenwerbung in der gesamten Stadt? Wenn immer noch Fahrgäste fragen kann man bei Ihnen mit Karte zahlen muss doch irgendetwas nicht stimmen. Also nicht ständig über Uber Jammern,sondern selbst Initiative ergreifen.
Dummes Zeug denn wer keine Kreditkarte annimmt, darf auch nicht weiter Taxi fahren. Kreditkarten Annahme ist Pflicht und in allen Taxen verfügbar. Was sie hier erzählen entspricht nicht den Tatsachen, sondern ist nichts anderes als Uber Propaganda und sie sind wahrscheinlich ein Uber Troll!,
Die Folge von politischen Versagern in Berlin! Eine richtige Regierung würde solche Fahrdienste, Geschäftsmodelle sowie das gesamte Mietwagengewerbe einschränken bzw. verbieten! Bedankt euch bei den Systemparteien, die nichts für den kleinen Mann übrig haben! Die Lösung lautet richtig wählen gehen, um die Sitze in den Parlamenten neu zu besetzen!
Wen wählt man denn, wenn man richtig wählt? Und jetzt kommen Sie mir bloß nicht mit den mehr als neoliberalen Vertretern der sogenannten „Alternative für Deutschland“.
Es tut mir leid, aber das Taxi Gewerbe ist verloren auf allen Ebenen. Wir haben leider keine Lobby und nicht genug Geld um die Politiker zu beeindrucken. Wie auch immer. Es wird so kommen wie in London. Erst wird das Taxigewerbe plattgemacht
,dann werden die Preise verdreifacht verdoppelt oder halb so viel wie die Taxitarife Danach kommen langsam die Taxen wieder zurück zum Markt und der Staat beziehungsweise das Land Berlin verzichtet gerne auf Millionen von STEUER Einnahmen. Ich bin mal gespannt wie es sich entwickelt mit dem Steuer Transparenz Übermittlung Gesetz wo die Plattform Anbieter verpflichtet sind alle Umsätze dem Finanzamt mitzuteilen. Vielleicht besteht ja doch ein bisschen Hoffnung Aber ich bin da ziemlich pessimistisch eingestellt. Und wem haben wir das zu verdanken? Den Grünen eine Partei, die unwählbar geworden ist und es wenig Alternativen gibt. Ich hab auch von keiner Partei gehört, die sich wirklich für Taxifahrer einsetzt. die Dummen sind die Kunden, die die einfachsten kapitalistischen Zusammenhänge nicht kapieren, nicht nur sie Bezahlen die Zeche , sondern wir Taxifahrer. Auch das ist bitter.
#Taxidriver
„…. läuft der Zeit hinterher ….“ ist Quatsch. Es war noch nie so problemlos, eine Taxifahrt zu ordern und zu bezahlen.. Wunsch ins handy eingeben, automatisch per SMS/Pusch erinnert werden einschließlich KFZ-Kennzeichen des Fahrers, zahlen bar oder online je nach Wunsch …