Die zahlreichen Taxi-Times-Meldungen und Interpretationen zu den aktuellen Gerichtsverfahren gegen Uber werden durch zahlreiche Leserkommentare bereichert. Ganz besonders ausführlich hat der Kölner Taxiunternehmer Paul Propper geantwortet. Seinen Kommentar wollen wir nachfolgend gesondert veröffentlichen.
Propper gibt mit den nachfolgenden Zeilen eine direkte Antwort an einen Taxi Times Leser, der unter dem Nutzernamen Yorckbrueckenmonster ein komplettes Uber-Verbot in Deutschland als süßen Traum des Taxigewerbes sieht. Ein exportorientiertes Land wie Deutschland könne es sich gar nicht leisten, ausländischen Unternehmen den Markteintritt willkürlich zu verwehren. Solange die Fahrgäste Uber statt Taxi wählen würden, wird Uber in Deutschland nicht untergehen. Für das Taxigewerbe geht es nicht um Alles oder Nichts, es geht um Marktanteile..Paul Propper antwortet darauf folgendes:
„Lieber Yorckbrueckenmonster (Was für ein Name),
ich stimme Dir in dem Punkt zu, dass es hier klar und eineindeutig nur um Marktanteile geht, aber: JEDER MARKT UNTERLIEGT REGELN, JEDER !!!
Wenn der Zuhälter „Hirnloser Arsch“ mit seinen Prostituierten, die er sittenwidriger Weise als sein Eigentum betrachtet, versucht, in das Territorium des Zuhälters „Schlag Drauf und Schluss“ einzudringen, dann gibts es ein paar aufs Maul oder gar schlimmer! Ist da O.K.?
Wenn der Drogendealer „Gut Drauf“ versucht, in das Absatzgebiet des Drogendielers „Schlechtes Dop“ einzudringen, um Ihm die Kunden abzunehmen, gibt es i.d.R. Schwerverletzte oder gar Tote (s. USA). Ist das O.K.?
Wenn Lidl damit wirbt, dass die Butter oder Margarine jetzt nur 0,99 Euro pro Paket kostet, um Aldi, Norma und Co die Kunden abzuwerben, dieser Preis aber unter dem Einkaufspreis liegt, ist das O.K.?
Wenn Uber versucht, mit UNLAUTEREN WETTBEWERBSMETHODEN in den internationalen Taximarkt einzudringen und dabei WELTWEIT Millionen von Existenzen bedroht, ist dass O.K.?
Wettbewerb belebt das Geschäft und führt zu einer gewissen Selbstregulierung und Selbstreinigung der Märkte. Das hat selbst Karl Marx in seinem Hauptwerk „Das Kapital“ unumwunden anerkannt, aber nur dann, wenn DIE PREISFINDUNG FÜR EIN PRODUKT unter GLEICHEN MARKTBEDINGUNGEN stattfinden kann.
Wenn ein Staat seine Produkte nur zu einem Preis X herstellen kann, weil er die Rohstoffe auf dem Weltmarkt nur zum Preis A bekommen kann, dann kann er das fertige Produkt nicht zum Preis von X-2 verkaufen, denn dann geht er auf Dauer bankrott. So geschehen in der ehemaligen UdSSR oder in der ehemaligen DDR.
Anders sieht das aus, wenn der Staat mit dieser Aktion vorhat, sich auf lange Sicht eine gewisse Monopolstellung damit zu sichern, um dann nach Erreichen dieser die Preise so anzuheben, dass die vorher entstandenen Verluste nicht nur wieder kompensiert werden, sondern jetzt auch noch ein entsprechend hoher Gewinn erzielt wird (siehe das sog. Zündholzmonopol aus der Vergangenheit, das jahrzehntelang dafür gesorgt hat, dass keine Einwegfeuerzeuge auf den Markt kamen!).
Wenn Wettbewerb aber unter GLEICHEN MARKTBEDINGEN stattfindet, dann bedeutet dies für Uber und Co, dass sie nur unter erheblichem Marketingaufwand (z.B. aggressive Werbungmaßnahmen) einen Markteintritt für sich als neuen Anbieter schaffen können. Dies ist aber wiederum mit erheblichen Kosten verbunden und der Erfolg solcher Maßnahmen steht ja bekanntlich in den Sternen. Also, wozu Risiken eingehen, wenn die doofen Taxifahrer weder finanziell noch geistig dazu in der Lage sind, sich gegen Uber und deren Geld und deren Anwälte zu wehren? Also greifen wir den Markt mit unlauteren Methoden an, um ihn für uns zu sichern. Hauptsache, am Ende stimmt der Profit! Was interessieren mich da schon gesetzliche Vorschriften und Regeln, wo doch früher an jedem Gerichtseingang angeblich stand: „Taxifahrer und Nutten müssen den Hintereingang benutzen“. Die bekommen ja sowieso nirgends Recht oder finden gar irgendwo – ob in der Politik oder in der Gesellschaft allgemein – Gehör!
Aber genau dieses menschenverachtende Denken hat dazu geführt, dass sich in der Taxibranche international gewaltiger Widerstand gebildet hat und das, zumindest bis Dato, mit nicht unerheblichem Erfolg! Oder fänden bzw. finden Sie es etwa gut, als Arschloch bezeichnet zu werden? Ach ja, ich vergaß, Uberfahrer bzw. -unternehmer sind ja kein Arschlöcher, denn die gehören ja jetzt der neuen Elite in der Beförderungswelt an.
Der Kuchen „Taxikunden“ hat nur eine ganz bestimmte Größe, die zwar etwas schwankt, aber im Prinzip seit Jahrzehnten feststehend ist und sich davon ein Stück abzuschneiden, ist auf Grund der über Jahrzehnte hinaus bestehende gewachsenen Strukturen in diesem Gewerbe und der damit verbundenen Kundenbindung nicht so einfach. Also, wofür versuchen, einen Markt zu zerstören, der über Jahre hinweg problemlos funktioniert hat?
Fast jede größere Zentrale in den deutschen Großstädten bietet heute durch ihre Anbindung an die taxi.eu-App national wie international jedem, der es will, die Möglichkeit, sich auch mit Hilfe der neuen Kommunikationsmitteln ein Taxi zu bestellen, ohne dass dabei bestehende Strukturen verändert werden müssen. Also, wozu brauche ich einen „Zuhälter“, wenn ich ohne auch mein Geld verdienen kann.“ Paul Propper
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Hallo Herr Propper,
ich finde Uber doch auch zum Kotzen! Ich bin doch selbst Taxifahrer! Aber als Taxifahrer hat man doch auch gelernt, dass man hin und wieder die gegenteilige Meinung seines Fahrgastes annehmen muss, damit, wenn man Glück hat, eine unterhaltsame, fruchtbare Diskusion stattfinden kann.
Ich möchte noch schnell die Wortschöpfung „Yorckbrückenmonster“ für alle Nichtberliner erklären: Die „Yorckbrücken“ sind quasi ein Baudenkmal und besitzen auf Wikipedia.de einen Eintrag. Auf einem dieser Brücken stand sehr lange ein wie ich finde genialer Spruch der ungefähr so ging: „Wir wollen kein Stück vom Kuchen, wir wollen die ganze Bäckerei“. Ein Spruch, den das Krümelmonster aus der Sesamstrasse sicherlich auch gefallen hätte.
Und jetzt rufe ich alle Kollegen auf, ihre Taxen so blank zu wienern, dass man sich drin spiegeln kann. Mit freundlichen Grüssen Yorckbrückenmonster
Guter Kommentar. Aber wir sind nicht allein. Ich verweise auf UBER plätten auf indymedia.
Der hat die Nadel auf dem Kopf geschlagen Respekt
Und den Nagel auf den Kopf getroffen hat er auch noch!
Man sieht durch diese Kommentare wieder einmal die kommunistische Grundeinstellung des Taxi Gewerbe. Und genau wie die Kommunisten kämpft man bis zum Tod (siehe Honecker, etc.) gegen Entwicklungen, die sich eh nicht aufhalten lassen. Ein Markt, in dem eine Preisbildung herrscht, ist eben kein richtiger Markt. Ein Markt ist dadurch gekennzeichnet, dass es mind. 2 Anbieter gibt. Die Taxiunternehmen haben ohnehin schon riesige Vorteile, z.B. eine um 12% geringere MwSt als Mietwagen. Hier gleiche Bedingungen einzufordern, ist geradezu absurd und heuchlerisch. Trotzdem verdoppeln sich in den Städten die Mietwagen alle 2 Monate, und es ist längst nicht mehr Uber alleine, sondern z.B. Clever-Shuttle (Verdopplung der Flotte in 2020) und free-now. Man sieht, dass Taxiunternehmen nie das Wirtschaften gelernt haben (in einem Monopol-Markt auch nicht verwunderlich), deshalb wird es auch Aussterben, wenn es so weiter macht (die dümmsten Kälber schaufeln Ihre Gräber selber).
Wir sehen das Taxigewerbe nicht kommunistisch. Aber Sie haben einen großen Denkfehler in Ihrer Argumentation: Taxi ist Teil des ÖPNV und erfüllt somit einen wichtigen Teil der Daseinsvorsorge. Deshalb ist der Taximarkt eben kein klassischer Markt, weil es sonst passieren könnte, dass der Verbraucher zu bestimmten Zeiten entweder kein Fahrzeug bekommt oder sich ein angebotenes Fahrzeug nicht leisten kann.
Sehr gut gesagt
Das Problem mit Marktradikalen à la Posi ist, daß sie, wenn sie von „Monopol“ fabulieren, das staatliche Gewaltmonopol meinen, es aber bewußt verhehlen. Marktradikale sähen den Staat am liebsten um seine sozialen Aufgaben wie z.B. die Daseinsvorsorge beschnitten. Mit „Wirtschaften“ ist hier immer nur gemeint, das Maximum aus den „Human Resources“ herauszupressen. Siehe den Wirtschaftsneandertaler Uber! Die daraus erlangte Beute, das „Eigentum“, darf das „staatliche Gewaltmonopol“ dann aber schon noch bitteschön bewachen. Dies jedoch ist bereits eine protofaschistische Denkweise, um mal in Posis kühner Metaphorik zu bleiben. Eine „Argumentation“ liefert der Kommentator erst gar nicht. Keines der von ihm genannten Unternehmen „wirtschaftet“ im Sinne des Erwirtschaftens von Gewinnen. Nein, sie verbrennen Geld in fast unvorstellbarem Ausmaß um einen Teil des ÖPNV zu vernichten oder wenigstens zu okkupieren. Siehe MaaS. Schaumschläger wie Uber oder FreeNow zeigen dabei keinerlei Skrupel, die bestehende Rechtsordnung zu unterlaufen. Und nochmal für die nicht ganz so hellen Kerzen auf der Torte: Die neoliberale Ideologie des „sich selbst regulierenden Marktes“ hat 2008 Selbstmord begangen. Seltsamerweise stinkt sie aber immer noch weiter…
Sehr geehrter Herr Posi, lieber Kommunismus als Neoliberalismus. Denn da wird im Namen des „freien Marktes“ das Geld weiter von unten nach oben verteilt. Uber und Co sind dort die digitalen Auswüchse. Gucken Sie sich die Reklame von Doc Morris an , da geht es weiter. Durch die von der Lobby durchgesetzten Reform wird ein Apothekensterben einsetzen, da träumen Sie nur von .Am Wochenende noch Arzneimittel zu bekommen wird irgendwann nicht mehr möglich sein..Und deswegen kann ich nur vor dieser Gig Community warnen.
Lieber Posi, Sie haben es erfasst. Staatliche Monopole sollten durch private Monopole ersetzt werden. Der Taxipreis darf nicht von Kommunisten festgelegt werden. Uber muss das Preismonopol übergeben werden. Es lebe der Wettbewerb.
Warum machen wir nicht s ein Klage gegen Free Now. Weil FREE NOW arbeitet gleich ie Uber. DIE ganz Aufträge vom My Taxi
DAMALS WIRD UNTER DIE Name Free Now vermittelt An Uber Auto
siehe hier: https://taxi-times.com/warum-auch-free-now-verboten-werden-muss/
Es sind leider immer nur die Taxiunternehmer, die auch nicht ein wenig von Ihrer seit Jahren gefestigten Meinung abrücken. Ein privates Monopol von Uber wäre natürlich genauso schlecht, aber davon ist in Deutschland nicht auszugehen, da es ja auch free-now, Clever Shuttler und viele weitere lokale Anbieter gibt. Diesen Markt mit dem Apothekenmarkt zu vergleichen, ist sympomatisch. Auch Apothken haben bei uns leider eine quasi Monopolstellung und bekämpfen jeden Wettbewerb, wo es nur geht (selbst wenn dieser zum Vorteil für den Verbraucher ist). Man meint ja mit Apothekenpreise auch überhöhte Preise, meinen die Taxler evtl. auch, dass Ihre Fahrpreise überhöht sind? Es ist einfach nur logisches (nicht mal marktradikales) Denken gefordert, um den neuen Markt zu verstehen: Wenn alle Bestellungen über App eingehen, entfällt eben das unwirtschaftliche Warten am Taxistand, zudem könnte durch Ride-Pooling die Auslastung erhöht werden, wenn dies endlich nicht nur Clever-Shuttle erlaubt wäre. Ich empfehle einfach allen Taxiunternehmen, die den Wandel nicht mal ein Stück weit akzeptieren wollen, wieder auf Pferdekutschen zu setzen. Hier gibt es deutlich weniger Wettbewerb und man spart sich auch Kraftstoffkosten.
Und wieder der gleiche Denkfehler: Natürlich ist der Vergleich mit den Apotheken völlig korrekt, denn Taxi und Apotheken haben eine höhere Aufgabe als „nur“ die für einen freien Markt typische Gewinnmaximierung. Taxis müssen dafür sorgen, dass jederzeit und erschwinglich eine individuelle Beförderungsmöglichkeit besteht. Apotheken müssen gewährleisten, dass jederzeit und in naher Umgebung (lebensnotwendige) Medikamente erhältlich sind. Das haben wir bereits in einem Beitrag vom Sommer letzen Jahres thematisiert. https://taxi-times.com/taxi-und-apotheke-zwei-branchen-ein-schicksal/
Herr Posi, Sie stellen die Situation, in der sich der „Dialog“ befindet, nicht ganz korrekt dar. Ich gebe Ihnen recht, wenn Sie sagen, dass das Taxigewerbe nicht von seiner Position abrückt. Sie übergehen jedoch die Tatsache, dass Uber ebenso auf den eigenen Forderungen beharrt. Ich erwähne bewusst nur Uber, weil die restlichen Anbieter ihre Geschichte auf dem gleichen Irrtum aufbauen. Die Idee, die dahinter steckt, hat Uber nicht einmal selbst gehabt, sondern von Lyft gestohlen (die Lyft-Gründer müssen vorher schon mal auf dem Münchener Oktoberfest gewesen sein und die Idee dort gestohlen haben). Als Lyft nämlich begonnen hatte, „Taxifahrten“ mit Privatpersonen durchzuführen, war es das Unternehmen Uber, das zunächst mit rechtlichen Schritten versucht hatte, das zu verhindern. Als dies aussichtslos erschien oder man das Potenzial erkannt hatte, ging Uber dazu über, das „Konzept“ zu kopieren und weltweit durchzusetzen. Der besagte Irrtum, auf dem die so scheinbar zukunftsorientierten Geschichten heute beruhen, ist auf den betriebs- und volkswirtschaftlichen „Rechenfehler“ zurückzuführen, dass „Taxifahrten“ berufsmäßig genauso günstig angeboten werden können, wie wenn sie von Privatpersonen durchgeführt werden. Ich habe „Rechenfehler“ bewusst in Anführungszeichen gesetzt, weil weder Uber noch die Nachahmer sich in diesem Punkt irren. Der Irrtum wird jedoch von Uber und den Nachahmern durch eine gezielte Täuschung der Bevölkerung bei dieser hervorgerufen. Der Streit zwischen Uber und dem Gewerbe geht im Kern um den Preis und nicht um Folklore wie Dachzeichen und Apps. Wäre Uber teurer oder genauso „teuer“ wie „Taxi“ und würde eine verhältnismäßige Provision verlangen, hätte es nicht nur diesen Streit in dieser Dimension nicht gegeben, sondern die Zahl der „Überläufer“ wäre sehr hoch. Der Beweis für diese Behauptung ist der Erfolg von „mytaxi“ und der Misserfolg von „freenow“. Der „günstigere“ Preis ist für Uber jedoch unabdingbar, weil sich nur so eine breite Masse zum „Taxifahren“ animieren und anschließend instrumentalisieren lässt. Diese breite Masse ist für Uber zwingend erforderlich, weil man als Vermittler von Touren nicht an der Auslastung von einzelnen Fahrzeugen oder gar einer Daseinsvorsorge, sondern an einer maximalen Zahl an Touren interessiert ist, die wiederum praktisch nur durch eine maximale Zahl an Fahrzeugen zu erreichen ist, was schließlich das einzelne Fahrzeug weniger auslastet. Das ist eine weltweit durch Uber selbst bewiesene Tatsache. Sie verfassen hier Kommentare in einem Fachmagazin. Hier trifft man nicht auf Politiker oder eine Bevölkerung außerhalb des Gewerbes, die die Zusammenhänge zwischen Preisen, Nachfrage, Auslastung und Wirtschaftlichkeit im Personenbeförderungsgewerbe nicht versteht. Mit dem Versuch, dem Gewerbe im Jahr 2020 zu erklären, dass Vermittlung zu weniger Wartezeiten am Halteplatz und somit zu einer höheren Auslastung führt, kann man sich hier nur lächerlich machen. Um hier jemanden zu überzeugen, müssen Sie Substanzielles und keine ollen Kamellen liefern. Was Sie als Beispiel anführen um „den neuen Markt zu verstehen“, ist seit Jahrzehnten Praxis im Gewerbe und als Raumvermittlung bekannt. Das wirkt ein bisschen so, als ob ein naives Kind versucht, seinen Eltern zu erzählen, dass es eine Entdeckung gemacht hat, die nie zuvor jemand anders gemacht hätte. Betriebswirtschaftliche Vergleichszahlen wären zumindest ein Anfang gewesen, wenn man hier jemanden von Uber überzeugen will. Das Gewerbe wird eigenwirtschaftlich betrieben. Die Beweislast, dass das anders möglich ist als wie es bisher betrieben wurde, liegt bei Ihnen. Bisher hat Uber nicht nur genau das Gegenteil bewiesen, sondern musste im IPO-filing potenzielle Anleger auch ausdrücklich davor warnen. Worauf genau berufen Sie sich also, wenn Sie behaupten, dass durch eine Liberalisierung alles besser wird? Über das Taxigewerbe liegen öffentlich zugängliche und detaillierte Gutachten vor, die Betriebe in professionelle, semi-professionelle und unprofessionelle Kategorien, bezogen auf die Wirtschaftlichkeit einordnen. Derartige Auswertungen oder wenigstens Kalkulationen sind sämtliche neuen Anbieter bis heute schuldig geblieben. Sie könnten das hier stellvertretend nachholen. Ich persönlich würde mich schon mit einer groben Beispielrechnung zufrieden geben. Ansonsten berufen Sie sich auf nicht mehr als den feuchten Traum neoliberaler Ideologen, die seit dem Erscheinen der Plattformökonomie endlich die Möglichkeit sehen, dass die Theorie, die hinter ihrer Ideologie steckt, in der Praxis umgesetzt wird: „Endlich bestimmen Angebots- und Nachfragemenge den Preis und das beste Angebot setzt sich durch“. Die Praxis weicht bei Uber jedoch in zwei wesentlichen Punkten von der Theorie ab. Erstens verändern Angebot und Nachfrage bei Uber nur einen Multiplikator des Preises, den Uber selbst und nicht der Markt festlegt. Zweitens funktioniert dieses System in den USA nur deshalb so gut, weil man sein privates Fahrzeug spontan einsetzen kann, falls man vorher registriert war. Der spontane Einsatz beliebig vieler Fahrzeuge lässt es zu, auf eine kurzfristig erhöhte Nachfragemenge mit einer kurzfristig erhöhten Angebotsmenge zu reagieren. Das „Angebot“ im Gelegenheitsverkehr besteht hierzulande aus genehmigungspflichtigen Fahrzeugen, die gewerblich betrieben werden, was angebotsseitig eine zahlenmäßig adäquate Reaktion auf eine kurzfristig erhöhte Nachfrage unmöglich macht. Wenn Sie jetzt immer noch nicht verstehen, weshalb ein Taxi (oder was auch immer in Zukunft den Gelegenheitsverkehrsmarkt versorgen wird) auf Halteplätzen (in welcher Form auch immer) warten muss und diese Wartezeit auch im Preis enthalten sein muss, dann „outen“ Sie sich hier endgültig als Laie. Das Uber-Preiskonzept funktioniert nur mit einem entprofessionalisierten „Gewerbe“, das sich verklärend „Gig-Economy“ nennt und nichts anderes darstellt als den Versuch, Preise statt durch illegale Schwarzarbeit, durch halblegale Scheinselbständigkeit niedrig zu halten. Sie treffen hier auch diesbezüglich auf einige „Profis“, denen Sie nichts neues erzählen können. Auch wenn es Uber gelingen mag, dass die Tarifpflicht in irgendeiner Form aufgehoben wird, so wird Uber bei dem für Uber unerlässlichen Versuch, das Gewerbe zu entprofessionalisieren, hierzulande auf Granit beißen, was selbst im Mutterland Kalifornien jetzt schon der Fall ist. Falls Sie bisher geglaubt haben, dass es zwischen dem Kommunismus und der freien Marktwirtschaft keine weiteren Wirtschaftsordnungen gibt, dann klärt Sie der ehemalige EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker auf: „Europa ist nicht der Wilde Westen. Europa ist eine soziale Marktwirtschaft.“ Uber stellt hier stellvertretend für die „Gig-Economy“ die Machtfrage, ob Wirtschaftsordnungen Geschäftsmodellen angepasst werden sollen oder andersherum. Dies dadurch zu verschleiern, dass es angeblich darum geht, Gesetze der neuen Technologie anzupassen, wird auf Dauer weder für Uber noch für den Rest der Plattformökonomie funktionieren. Falls es tatsächlich nur um Technologie gehen sollte, die man nicht aufhalten kann, dann darf sie auch vor Pferdedroschken und Rikschas keinen Halt machen. Die lassen sich auch per App vermitteln. Mein Vorschlag wäre, neben „UberX“ auch „UberDroschke“ und „UberRikscha“ einzuführen, nur um auf „Nummer sicher“ zu gehen. Sonst stehen die womöglich noch unnötig an Halteplätzen herum. Es hätte zusätzlich den Vorteil, dass Mietwagenunternehmer, die für Uber fahren, durch die Kraftstoffersparnis auch ohne Subventionen wenigstens in die Nähe von schwarzen Zahlen kommen könnten.
Hr. Hayek, Ihre Argumente sind zumind. fundierter als das, was man hier oftmals liest. Ich persönlich distanziere mich von neoliberalen Geschaeftsmodellen, da ich z.B. auch Schwarzarbeit ablehne. Ich gebe Ihnen Recht, dass man mit Uber alleine bei den derzeit hohen Provision und Urlaubsanspruch fuer Mitarbeiter, etc. das Geschäft, wenn überhaupt, nur wenig profitabel betreiben kann. Aber Uber hat anfänglich durch Boni/Subventionen auch in den Markt investiert, worin ich per se nichts verwerfliches sehe (selbst der Staat zahlt jetzt z.B. zur Förderung von E-Autos Subventionen). In den Städten, wo beide verfügbar, halte ich eine Zusammenarbeit mit Uber und free-now fuer sinnvoll, so dass in normalen Zeiten ein Nettoumsatz von mind. 25 €/h und Fahrzeug erwirtschaftet werden kann. Mit viel mehr Umsatz/h kalkuliert meines Wisswns ein Taxiunternehmer auch nicht. Damit waere ich auch schon wieder bei der Kompromissloesung: Uber & Co. agieren ja hierzulande nicht wie in den USA im rechtsfreien Raum, sondern der Verkehr mit Mietwaegen ist im PBfG geregelt und mittlerweile wird auch jede, selbst wenn nicht mehr zeitgemäße, Regelung dieses, von Uber eingehalten. Aber auch so wird Uber nicht vom Markt verschwinden, dazu hat man bereits zu viele Fahrgäste und auch schon zu viel in diesen Markt investiert. Deswegen sollte das Taxi Gewerbe zukunftsfähige Lösungen entwickeln und nicht einfach fordern, Plattformen zu verbieten, denn mir ist nicht bekannt, dass eine solche jemals in der EU verboten wurde. Und dies waere aus meiner Sicht auch fatal, denn dann haetten wir hier quasi chines. Verhältnisse.
Herr Posi, lesen Sie erstmal dass PBefG ganz durch, und schonen Sie uns mit dem Schwachsinn den sie Schreiben…
Lieber Herr Eismann, da hat uns ehrlich gesagt die sachliche Auseinandersetzung des Herrn Hayek mit „Posi“ besser gefallen. Wir sollten nicht beleidigend werden.
Herr Posi, auch „Air Berlin“ war der Meinung, man könne nicht einfach so vom Markt verschwinden, weil man zu viel in ihn investiert und viele Kunden hatte. Für so etwas gibt es keine Garantie. Darüber hinaus reicht es nicht, nur in den Markt zu investieren. Die Infrastruktur wurde hier über Generationen von Bürgern aufgebaut und durch deren Steuergelder finanziert. Uber erschafft sich innerhalb dieser Infrastruktur einen Markt, profitiert von ihr und zahlt keinen Cent Steuern mit denen man sie aufrecht erhalten könnte. Abgesehen von diesen makroökonomischen Fragen verstehe ich nicht das Problem, das Sie mit dem PBefG haben, das Ihrer Ansicht nach nicht mehr zeitgemäß ist. Sie zielen wahrscheinlich auf die Rückkehrpflicht. Selbst wenn sie nicht mehr zeitgemäß wäre, können Sie sie bei diesen Nettoumsätzen von mindestens (!) 25€/h getrost vernachlässigen. Das entspricht einem Bruttoumsatz von rund 30€ bei 19% MwSt. Geht man davon aus, dass der Uber-Preis 30% unter dem Taxipreis liegt, dann entspräche das einem Bruttoumsatz von rund 42€/h bei einem Taxi, wenn es genauso ausgelastet wäre. Dabei käme ein Taxifahrer mächtig ins Schwitzen. Sie können sich offenbar vor Folgeaufträgen kaum retten. Vergessen Sie also die Rückkehrpflicht. Sie können davon gar nicht betroffen sein. Darüber hinaus haben Sie ja selbst geschildert, dass es auf dem „neuen Markt“ keine Wartezeiten gibt. Was für Halteplätze gilt, wird wohl auch für Betriebssitze gelten. Schon aus diesem Grund erübrigt sich die Diskussion um die Rückkehrpflicht. Denn vergessen wir nicht: Die Rückkehrpflicht ist kein Selbstzweck, sondern das Durchsetzungsmittel gegen unerlaubtes Bereithalten und auf dem „neuen Markt“ kommt es ja noch nicht einmal zum erlaubten Bereithalten. Die Investoren müssten sich allerdings fragen, weshalb Uber Millionen dafür verschwendet, Politik und Öffentlichkeit dahingehend zu beeinflussen, dass die Rückkehrpflicht abgeschafft wird.
Danke für die Anschaulichen Beispiele, wie Märkte sich entwickeln, wenn sie nicht reguliert werden. Uber ist bei uns in Boxberg noch nicht so ein Thema. Hier nutzt man den normalen Taxi-Service. Ich kann jedoch den Unmut in den großen Städten verstehen.