In der Klage gegen Uber wegen Industriespionage legte die Klägerin Waymo neue Beweise vor. Uber betreibt anscheinend eine Art Spionage-Abteilung, um Industriegeheimnisse von Rivalen auszuspähen, aber auch um Ermittlungen gegen Uber zu erschweren. Auch Bundesbehörden könnten deswegen neue Ermittlungen aufnehmen.
Richter William Alsup blies in einer Anhörung am Dienstag die für heute geplante Wahl der Geschworenen wieder ab und verlängerte das Beweisaufnahmeverfahren zum zweiten Mal und auf unbestimmte Zeit, da die neuen Zeugenaussagen Uber sehr schwer belasten und der beweispflichtigen Klägerin Waymo erheblichen Recherchebedarf beschert. Ubers Rechtsanwälte würden Beweise mutwillig zurückhalten und seien unglaubwürdig.
US-Ermittlungsbehörden hatten Informationen an Waymo weitergeleitet, aus denen hervorging, dass ein Team Ubers mit hochentwickelten Methoden der Geheimhaltung Informationen, Programmcodes und Industriegeheimnisse von seinen Konkurrenten ausspionierte. Dabei wurden mit Verschlüsselungstechniken und geheimen Servern gearbeitet, die keine zurückverfolgbaren Spuren hinterließen; zum Beispiel wurde ein verschlüsselter Messenger-Dienst Namens „Wickr“ benutzt, bei dem Nachrichten spurlos verschwinden, sobald sie dem Empfänger angezeigt wurden.
Die deswegen vor Gericht geladenen Zeugen machten „dramatische Aussagen“, schreibt The Guardian. Der ehemalige Sicherheitsanalyst bei Uber, Richard Jacobs, bestätigte implizit, dass Uber tatsächlich ausländische Rivalen ausgespäht haben könnte. Die „Marktanalytik“ genannte Abteilung existierte „ausdrücklich“ zu dem Zweck, um an Betriebsgeheimnisse, Programmcodes und andere Informationen der Mitbewerber zu kommen, schrieb er in einem Brief vom April 2016 an den inzwischen entlassenen Sicherheitsschef Craig Clark, in dem er das „potenziell kriminelle und unethische Vorgehen“ kritisierte.
Jacobs bestätigte den Inhalt des Schreibens mit einigem Zögern vor Gericht zwar grundsätzlich, relativierte aber seine Ausdrucksweise in dem Schreiben als „übertrieben“. Vor Gericht sagte er aus, dass das Team hauptsächlich im Ausland eingesetzt wurde. In Inland hätte es Protestgruppen und Bedrohungen gegen Uber „erforscht“. Er selber glaube nicht, dass tatsächlich Industriegeheimnisse gestohlen wurden.
Weiter beschrieb Jacobs ein Team, dass für Uber an der Verschleppung, Behinderung oder Beeinflussung von öffentlichen oder privaten Ermittlungen gegen Uber beschäftigt war. Auch dieses Team habe sich bewusst Methoden bedient, die einen Nachweis ihrer Arbeit und Zurückverfolgung zu Uber verhindern sollte. So wurde extra ein Dritter mit dem Kauf von anonymisierten Laptops und WiFi-Geräten für die Mitarbeiter der Abteilung beauftragt, die dazu angehalten wurden, den abhörsicheren Messenger Wickr mit selbst löschenden Nachrichten zu nutzen.
Diese Maßnahmen auf Anweisung von Craig Clark befolgt. Als IT-Sicherheitschef war er mitverantwortlich für die Verdeckung des jüngsten Datenlecks bei Uber und wurde letzte Woche gefeuert. Jacobs belastete einen weiteren angestellten Ubers, Ed Russo, einem „ehemaligen Regierungsangestellten“, mit dem Training der Teams betraut worden zu sein und mit der Übernahme von Ottomotto als Erfolg von verdeckten Operationen geprahlt zu haben. Russo stritt das ab.
Richter Alsup schloss daraus, dass die Aussage Ubers über verschwundene Datenträger eine Finte gewesen sein könnte und die Übermittlung von Betriebsgeheimnissen und die Kommunikation über ein „Schattensystem“ abgewickelt worden wäre. Die Aussagen von Ubers Rechtsanwälte bezeichnete er als unglaubwürdig. Er ordnete die Identifizierung sämtlicher Beteiligter an, die sich dem System „Wickr“ bedient haben. prh
Symbolfoto: Taxi Times
Hinweis in eigener Sache: Diese und andere Neuigkeiten aus der Taxibranche können Sie auch jede Woche in unserem kostenlosen Newsletter nachlesen. Am besten gleich anmelden.
Was kann sich UBER noch alles erlauben und wie lange schaut die Welt zuund unterbindet diesen Dienst – ohne Erklärung. Es reichen die Worte, wirmöchten diesen Dienst nicht in unserem Land!