Bei der gestrigen Frühjahrstagung des Bundesverbands Taxi und Mietwagen äußerte sich dessen Präsident Herwig Kollar zu den möglichen Auswirkungen des Koalitionsvertrags der neuen Bundesregierung.
Just an dem Tag, an dem der neue Bundeskanzler Friedrich Merz erst im zweiten Wahldurchgang gewählt wurde, kommentierte Herwig Kollar vor rund 100 Delegierten und Industriepartnern des Bundesverbands Taxi und Mietwagen (BVTM) den Inhalt des Koalitionsvertrags (KV), der für die neue Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD der Gradmesser für die nächsten vier Jahre sein wird.
Die Tatsache, dass der Begriff „Taxi“ kein einziges Mal im KV auftaucht, müsse man dabei nicht negativ bewerten. Man hätte zwar gerne eine punktuelle Überarbeitung der Novelle des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) aus 2021 gesehen, wisse aber auch, dass die Plattformen nach wie vor auf die Politik einwirken, ihnen unangenehme Vorschriften wie beispielsweise die Rückkehrpflicht für Mietwagen zu streichen. „Manchmal muss man mit dem Abwehrerfolg zufrieden sein“, sagte Kollar.
Zu den Plänen eines ÖPNV-Modernisierungspakets warnte der Präsident davor, hier nur Maßnahmen für die klassischen Öffis ins Blickfeld zu nehmen. In digital optimierte Bestellvorgänge lasse sich auch das Taxi problemlos einbinden.
Zur Willensbekundung der Regierung, den Kauf von E-Autos attraktiver zu machen, verwies Kollar auf die verpasste Chance der vorherigen Bundesregierung, den vom BVTM damals vorgelegten Bundesfahrplan E-Taxi umzusetzen. Von künftigen Förderpaketen erhofft sich das Taxigewerbe eine deutliche Ausrichtung auf die Vielfahrer, schließe mache sich dort der finanzielle Anreiz umweltmäßig am deutlichsten bemerkbar.
Deutliche Worte fand Kollar zur Passage im KV über den Mindestlohn. Zwar sei dort die Erhöhung auf 15 Euro nicht klar definiert, aber er teile die Einschätzung vieler Experten und gab den Taxiverantwortlichen die klare Direktive mit auf den Weg: „Planen Sie mit 15 Euro Mindestlohn“.
Für die Taxibranche bedeute dies aber, dass die Ertragslage dann auch so ausgelegt ist, dass der Taxi- und rechtschaffen agierende Mietwagenunternehmen auch 15 Euro pro Stunde an die Angestellten auszahlen könne.
Kollar meinte damit nicht primär weitere Erhöhungen des Taxitarifs, denn diese würden keine Wirkung zeigen, wenn der Kunde sich die Taxifahrt dann nicht mehr leisten könne. Stattdessen müsse sich die Politik ernsthaft überlegen, ob und wie man das Taxigewerbe als bisher einzig nicht subventionierten Teil des ÖPNV in öffentliche Aufträge einbindet bzw. vorhandene Fördermöglichkeiten ausschöpft. Wenn die Politik willens und in der Lage ist, solche Begleitmaßnahmen umzusetzen, verwehre man sich als BVTM keinem 15-Euro-Mindestlohn. jh
Hinweis der Redaktion: Taxi Times berichtet regelmäßig zum gesetzlichen Mindestlohn. Die Beiträge dazu finden Sie unter diesem Link oder unter der Eingabe „Mindestlohn“ in unserer Suchmaske.
Das Beitragsfoto zeigt Herwig Kollar bei der Frühjahrstagung des BVTM in Darmstadt. Foto: Taxi Times
Laut dem Gehaltsreport 2025 liegt das Brutto-Mediangehalt in Deutschland bei 45.800 Euro (3.817 € pro Monat). Der Brutto-Durchschnittswert liegt dagegen bei 52.300 Euro (4.358 € pro Monat). Jetzt dürfen sich alle Taxi- und Mietwagenbetreiber einmal fragen, wen man mit 15 € pro Stunde mit Motivation früh Morgens, Nachts, an Wochenenden und an Feiertagen auf den Fahrersitz bekommt?!
Ich wollte ich würde die 15,-€ x 8Std bekommen, oder auch nur die augenblicklichen 12,82€.
In Wahrheit wird auf 30-40% Provision bezahlt und das natürlich nur, wenn die Karre auch in Bewegung ist !!
Das ist eine klare Unterwanderung des Mindestlohnes.
Auch Standzeiten sind Arbeitszeiten, das muss noch bei den Unternehmern ankommen. Wenn du auch nur ein Butterbrot verdienen möchtest, bist du tgl 12 Std auf Abruf und das sieben Tage die Woche, manchmal für 30€ brutto/tgl ……..
Die andere Wahrheit ist die, wovon will der Unternehmer die 120,-€ tgl. bezahlen, wenn der Fahrer sie nicht erwirtschaftet, bzw. gar nicht erwirtschaften kann, mangels Aufträge.
Die Dumpingpolitik der Krankenkassen macht die Sache nicht besser.
Für mich ist die Branche am sterben und ich bin heilfroh, dass ich langsam auf die Rente blicken darf …….die dann das nächste traurige Kapitel öffnet.
Kann nur die Meinung von Roland unterstützen. Bin reiner Mietwagenunternehmer, weil ich es als Fehlinvestition betrachte sich für die Zukunft eine TAXI-Konikonzession zu erwerben.
Jedenfalls begrüße ich auch die Mindestlohneinführung als MU. Wenns gewünscht ist unterstütze ich die Taxi-Demo für die Einführung der Mindestfahrpreise für Uber & Co.
Wir haben zwar keine Standzeiten, aber verdienen auch Nichts nennenswertes, gut dass ich mich auch von der PBef-Branche verabschieden kann.