Taxifahrten in Russland kosten mittlerweile doppelt so viel wie noch vor einigen Wochen. Die Gründe dafür sind mannigfaltig. Seit dem 9. Mai hat sich die Lage allerdings noch einmal deutlich verschärft, da das russische Militär die Taxinavigation und Kartenzahlungsdienste massiv beschneidet.
Während der traditionellen russischen Siegesparade zum Zweiten Weltkrieg am 9. Mai litten Russlands Taxifahrer unter endlosen Staus und geblocktem Internetzugang. Aus Angst vor ukrainischen Angriffen auf die Militärparade wurde Moskaus Luftabwehr weiter verstärkt, neue Drohnenstörsysteme installiert und das Internet komplett lahmgelegt. Dies bedeutete, dass Moskauer Taxifahrer ihre Navigationssysteme nicht mehr nutzen konnten und keine Kartenzahlungen mehr möglich waren. In der russischen Hauptstadt über Tage. Probleme mit der Satellitennavigation im Zentrum Moskaus treten nicht nur am oder um den Tag des Sieges auf. Manche Fahrer weigern sich generell Fahrten in der Nähe des Kremls anzutreten. „Stellen Sie sich vor, Sie müssen während der Hauptverkehrszeit eine Fahrt machen und das Navigationssystem zeigt nichts an, besonders in den vielen kleinen Straßen im Zentrum Moskaus ist es unangenehm, sich zu verfahren oder nichts geschickt auf die Schnelle „umfahren“ zu können. Deshalb gibt es dort weniger Taxis. Und selbstverständlich ist der Fahrpreis dadurch auch höher“, moniert ein Taxifahrer aus Moskau.

Und die Situation verschärft sich zunehmend, während die Tarife weiter steigen. Taxis haben sich in Russland bereits von einem beliebten und erschwinglichen Verkehrsmittel zu einem echten Luxus entwickelt, obwohl Moskauer Taxis im internationalen Vergleich sogar relativ günstig sind. Im diesem Vergleich belegt die Stadt lediglich den 15. Platz bei den Taxitarifen. Durchschnittlich kostet eine Fahrt 0,47 Dollar (0,42 Euro) pro Kilometer, während der weltweite Durchschnitt bei 1,5 Dollar (1.33 Euro) liegt. Allein in Moskau mit seinen 13,1 Millionen Einwohnern sind täglich über 90.000 Taxis (!) unterwegs die rund zwei Millionen Fahrgäste befördern in einem beliebten Verkehrssystem, das von Apps wie Yandex.Go und anderen dominiert wird.

Die Fahrtkosten haben sich durchschnittlich verdoppelt. Experten führen steigende Wartungskosten, einen Mangel an – oft importierten – Autos und einen Fahrermangel an, der teilweise auf neue Regierungsmaßnahmen zurückzuführen ist, die Einwanderer von der Einreise abhalten. Zusätzlich ist es in einigen russischen Regionen Einwanderern verboten worden, eine Arbeit als Taxifahrer aufzunehmen. Russland hat den Kampf gegen illegale Einwanderer, die zuvor eine Quelle billiger Arbeitskräfte im Taxigewerbe waren, schlichtweg verschärft.
Igor Shmakin, Präsident des Verbands der Selbstständigen Russlands, sieht noch einen weiteren Grund: zurückzuführen sei der Fahrermangel auch auf das im Herbst 2023 eingeführte neue Taxigesetz gegen Schattenwirtschaft.

Heute steht etwa ein Fünftel der Fahrzeuge in Taxiflotten still. Laut den Taxifahrern hat sich dies bereits deutlich auf die Geldbörsen der Kunden ausgewirkt. „Tatsächlich steigen die Fahrpreise schon seit langem“, sagt ein Taxifahrer aus Moskau. „Ende letzten Jahres gab es jedoch einen starken Anstieg der Fahrpreise, als die Kirgisen aufgrund des Wechselkurses und der Razzien gegen Einwanderer das Land verließen. Jetzt geht man zum Taxistand – und es ist oft niemand mehr da.“
Trotz der Fahrpreiserhöhungen seien Taxis nach wie vor ein sehr beliebtes Verkehrsmittel. Bisher halten die höheren Fahrpreise die Russen offensichtlich nicht davon ab, die bequemen Taxis zu nehmen, sollten die Preise allerdings weiter so rapide steigen, wird sich das in absehbarer Zukunft kaum einer mehr leisten können. wf/za
Beitragsfoto: Wim Faber
Anmerkung der Redaktion: Co-Autorin bei diesem Artikel: Zhanna Alexandrova;
Wie heißt es so allgemein noch gleich? Ach ja, „Sicherheit geht vor“. Wirklich erstaunlich, was in so einem russischem Kopf vorgeht. Fragen die sich auch, wie sich die Menschen in ukrainischen Kriegsgebieten fühlen?