Entspannung für die Taxibranche in Dortmund? Seit November 2017 mischt Wladislaw Tepliakov mit seinem Startup Cabdo die ohnehin gebeutelte Taxiszene in Dortmund auf. Nun sind die schwarzen Limousinen fast über Nacht wieder aus dem Stadtbild verschwunden.
Dortmund galt als Taxistadt auch schon vor fünf Jahren als zumindest schwieriges Pflaster für die schwarzgelbe Branche. Der Glanz der NRW-Metropolen fehlte in der Arbeiterstadt, und Corona, die Energie-Krise und die Inflation haben es nicht besser gemacht. Im November 2017 startete dann auch der Spross eines alteingesessenen Taxiunternehmens einen neuen App-basierten Fahrdienst namens Cabdo. Die schwarzen Mietwagen prägten recht schnell das Bild der Stadt. Schon vor der Corona-Krise dehnte sich das Unternehmen zunächst nach Essen und dann auch nach Bochum und Hagen aus. Während der Krise etablierte man zusätzlich zur Fahrgastbeförderung auch Lieferdienste für Restaurants und andere Güter, denn dieser Markt war einer der wenigen, die in dieser Zeit boomten.
Unternehmensgründer Wladislaw Tepliakov hatte seine Cabdo-Idee während seines Studiums in London entwickelt, denn im Ruhrgebiet seien App-basierte Fahrdienste wie Uber, Gett & Co. vielen kein Begriff, und darin witterte der damals 25-Jährige seine Chance. Cabdo kam als Mischung zwischen Taxi und privatem Fahrdienst mit Limousinen und mit einem schwarzen Logo daher, das mit seinem eckigen, stilisierten C sehr an den Marktführer aus den USA erinnert. Vor Fahrtantritt wurde dem Reisenden ein Festpreis angezeigt, was laut Tepliakov „der größte Wettbewerbsvorteil gegenüber normalen Taxis“ sei. Preislich läge die Fahrt leicht unter den Kosten für ein normales Taxi, was natürlich beim gleichzeitig erhöhten Mehrwertsteuersatz für die Mietwagen gegenüber dem Taxi immer ein Geschmäckle bei den alteingessenen Taxlern auslöst.
Seit kurzem sind die schwarzen Mercedesse aber aus dem Stadtbild verschwunden. Man habe den Food-Service eingestellt, weil die Nachfrage gesunken und die operativen Kosten gestiegen seien, hieß es auf Anfrage der Ruhrnachrichten, man sei aber auch weiterhin in Dortmund aktiv. Auch sind nach wie vor Stellenangebote für „Fahrer oder Subunternehmer“ auf der Internetseite des Unternehmens am Start. Trotzdem lässt die App keine Fahrzeugbestellungen zur Fahrgastbeförderung mehr zu.
Trotz des noch rätselhaften Rückzugs des Mitbewerbers herrscht in der Ruhrstadt keineswegs wieder eitel Sonnenschein im Taxigewerbe. Denn die Branche kämpft auch hier mit den üblichen Sorgen. Immer noch steht man zu lange dumm in der Gegend herum, stellte Klaus Betz als Dortmunder Taxiunternehmer und Taxler seit Kindesbeinen nach dem jüngst vergangenen Jahreswechsel fest. Die Nachfrage nach Fahrgastbeförderungen sei zumindest in seiner Stadt dramatisch gesunken. „Wir hatten zwar zu tun, aber es gab erheblich weniger Anrufe als früher. Die Leute haben offensichtlich andere Wege gefunden, um von der Silvesterparty nach Hause zu kommen. Ich weiß es nicht, aber ich denke, dass einer in einer Gruppe einfach nüchtern blieb oder man sich nachbarschaftlich abstimmte“, so Betz. Vor wenigen Jahren noch waren in der Stadt mit 587.000 Einwohnern 763 Taxikonzessionen vergeben, jetzt sind es nur noch 550. Tahir Akbas von der Dortmunder Taxigenossenschaft sieht hier den Grund dafür, dass es trotz der Flaute noch keine Pleitewelle in Dortmund gab.
Dass nun allein das Fehlen der Cabdos die Branche in Dortmund wieder nach vorn bringt, erscheint eher unwahrscheinlich. Dennoch könnte sich so zumindest ein Sprungbrett für die Schwarzgelben aus der schwarzgelben Stadt ergeben, denn auch Uber & Co. werden wahrnehmen, dass Städte wie Dortmund einfach kein gutes Pflaster für Fahrdienste ist, die auf intensives Wachstum angewiesen sind. rw
Beitragsbild: Quelle CABDO, Bearbeitung Remmer Witte und Axel Rühle