Schwedens Taxigewerbe kämpft mit illegalen Wettbewerbern. Doch der größte Gegner ist dort nicht Uber, sondern Facebook-Nutzer wie David oder Nicole.
Wer befördert Taxikunden in Schweden? Sind es die Taxiunternehmen und Selbstfahrer, die Apps oder die ‘schwarzen Taxis’? Nein, wir meinen nicht die Taxis, die in einer stattlichen schwarzen Farbe herumfahren, wie die von Taxi Stockholm, sondern die illegalen Taxis, die Taxigruppen auf Facebook, in denen ein ‘David’ gut verdient. Seit langer Zeit hat das schwedische Taxigewerbe ein großes Problem mit ‘Facebook-Taxis’. Ein größeres Problem sogar wie mit Uber & Co.
Die Anzahl der Facebook-Gruppen, die schwarzen Taxis vermitteln, steigt von Jahr zu Jahr. In Göteborg haben sich Gruppen mit fast 18.000 Mitgliedern gebildet. Die Fahrer, die Kunden abholen, können in einer Nacht einige tausend Schwedische Kronen Umsatz machen.
Gleichzeitig führt der Taxisektor Krieg gegen den illegalen Wettbewerbern. Einen Krieg, in dem die Regierung nur lauwarm auf die Beschwerden des Taxigewerbes reagiert und kaum Maßnahmen ergreift.
Als der schwedische Taxiverband Svenska Taxiförbundet zuletzt die Anzahl der Facebook-Konten mit schwarzen Taxis zählte, entdeckten sie im ganzen Land nicht weniger 100 aktive Gruppen mit insgesamt 123.000 Mitgliedern. Am aktivsten waren die Kunden in Nordschweden, wobei Ljusdal ganz oben auf der Liste stand. Göteborg – eine von den großen Städten in Schweden – belegte den achten Platz, was der Stadt eine besondere Stellung unter diesen großen Städten einräumt. Stockholm und Malmö scheinen nicht das gleiche Problem zu haben.
‘David’, der seine Dienste in einer der größten Gruppen in Göteborg anbietet, sieht das Fahren als ein gutes zusätzliches Einkommen an. An einem Abend unter der Woche kann er – wie er der lokalen Tageszeitung erklärte – sechs-bis siebenhundert Kronen (etwa 58-61 Euro) und an einem Wochenende einige Tausende verdienen. Die Preise werden in privaten Messenger-Nachrichten ausgehandelt und alles, was ‘David’ bei seinen Fahrten verdient, ist schwarz. “Ich poste eine Nachricht und sage ihnen, dass ich eine bestimmte Nacht fahre und dann werden die Leute von mir hören. Ich habe mehrere Stammkunden, die jedes Wochenende mit mir fahren,“ sagt er.
Der Taxiverband hat sowohl die Polizei als auch die schwedischen Steuerbehörden mehrfach zur Rede gestellt und Maßnahmen gefordert. Sie wollen unter anderem, dass die Polizei Verkehrskontrollen systematischer durchführt. Aber laut Claudio Skubla vom Verband war der Empfang eher lauwarm. “Das ist weder für die Branche noch für die Kunden gut. Wenn der Taxisektor weniger aktiv ist, sinken die Steuereinnahmen “, sagt Taxiförbundet-Direktor Skubla.
Aber weder die Polizei noch die schwedischen Steuerbehörden glauben, dass sie über die Ressourcen verfügen, um das Geschäft mit schwarzen Taxis zu bekämpfen Skubla.weist auch auf die großen Risiken hin, mit ‘jedem’ zu gehen, der auf Facebook ein ‘Taxi’ angeboten hat. Privatpersonen, die nachts fahren, haben nicht die gleiche Versicherung wie lizenzierte Taxifahrer und es gibt keine Garantie dafür, dass die Beförderung sicher ist. Und wenn es wirklich schlimm wird, ist der Passagier – oder Fahrer – einem Verbrechen ausgesetzt.
“Ich glaube nicht, dass es sich sehr sicher anfühlte, mit Jungs mitzugehen. Deshalb habe ich meine eigene Facebook-Gruppe für Mädchen gegründet “, sagt ‘Nicole’, die nur für Mädchen hinter ihrem Facebook-Account steht. Am Anfang waren nur wenige Fahrerinnen angemeldet, aber im vergangenen Jahr, nach dem Start, hat sich die Situation beruhigt. Heute fahren mehrere Frauen abends und nachts.
“Ich weiß, dass es illegal ist, eine Fahrt zu berechnen, aber die Preise sollten niemals in der Gruppe besprochen werden. Alle Zahlungen müssen über persönliche Nachrichten erfolgen. Da ich nicht selbst fahre, mache ich nichts Illegales “, sagt ‘Nicole’. wf
Beitragsfoto Svenska Taxiförbundet.