Das erste Taxi-Film-Fest war Teil der Proteste gegen das Uber-Sponsoring der Berlinale. Obwohl das Sponsoring passé ist, gibt es jede Menge Gründe, gegen die Vereinnahmung des öffentlichen Raums durch Uber zu protestieren.
Das zweite Taxi-Film-Fest soll internationaler, vielfältiger und aktueller werden als das erste vor einem Jahr. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren und Taxi Times ist einer der Unterstützer. Noch bezeichnet Klaus Meier die Frage als spannend, wie viel sich im Taxi abspielen wird und wie viel in festen Räumen. Nachdem das erste Taxi-Film-Fest auf überraschend große Resonanz gestoßen war, sei man jetzt auf der Suche nach Räumen, in denen man die für diese Jahr vorgesehenen Filme einem größeren Publikum präsentieren kann als in einem Großraumtaxi, in das ein paar Bänke gestellt werden. Einige Räume habe man bereits organisieren können, etwa im Arbeitslosenzentrum, in dem Taxi-Soziallotse Meier normalerweise beratend tätig ist, und bei der Gewerkschaft ver.di. Meier hofft, noch weitere Räume, etwa in Taxibetrieben oder Taxiwerkstätten, zu finden.
Das Großraumtaxi vom letzten Jahr, das Unternehmer Stephan Berndt zur Verfügung gestellt hatte, soll aber auch diesmal wieder zum Einsatz kommen – als Teil der politisch gemeinten Demonstration gegen die Übernahme des öffentlichen Raums durch Uber, etwa in Form der „Uber-Arena“.
Die gesellschaftskritische Dimension des Filmfests ist Meier wichtig. „Das erste Taxi-Film-Fest war ein toller Gag, ein toller Einstieg“, sagt Meier gegenüber Taxi Times. Doch dieses Jahr wolle man mehr. „Wir haben politische und gesellschaftliche Ziele“, schreibt Meier auf seiner Internetseite taxifilmfest.de. Man wolle den Kolleginnen und Kollegen am Steuer von Taxis und Mietwagen andere Taxiwelten vorstellen und der Öffentlichkeit den großen und besonderen Beitrag von Taxibetrieben, Fahrerinnen und Fahrern zum lebenswerten Leben zeigen. „Im Film und in der Wirklichkeit sind Taxis Schauplätze des Lebens von der Geburt bis zum Tod.“
Auch schweben Klaus Meier Podiumsdiskussionen vor. Er würde gerne von Politikern einiger Parteien „erfahren, was sie fürs Taxi im Bundestag erreichen wollen“, und dass sie darüber mit Sponsoren des Film-Fests (darunter Taxi Deutschland Berlin und andere Taxiverbände, die Gewerkschaft Ver.di sowie die Berliner Senatsverwaltung für Arbeit und Soziales) und eventuell Vertretern des Taxigewerbes – der Bundesverband und der Dachverband haben ja ihre Sitze in Berlin – diskutieren würden. Ob die Terminkalender der Parlamentarier so wenige Tage vor der Wahl für so etwas Spielraum bieten werden, ist eine andere Frage.
Doch beim Taxi-Film-Fest geht es vorwiegend immer noch um Filme, und davon befinden diesmal deutlich mehr in der Vorauswahl als im letzten Jahr. Meier berichtet, die Zahl der vorgeschlagenen Filme gehe momentan gegen 1.000. Davon muss eine Menge aussortiert werden, damit die als relevant befundenen Filme (bisher knapp 70) in die enge Auswahl finden.
Zwei Termine im Zusammenhang mit dem Taxi-Film-Fest gibt es bereits morgen: Im Haus der Kulturen der Welt findet am Vormittag die offizielle Programm-Pressekonferenz der Internationalen Berliner Filmfestspiele statt, zu der über 100 internationale Pressevertreter erwartet werden. Klaus Meier und einige seiner Mitstreiter werden ab etwa 10 Uhr vor der Tür Filmjournalisten ansprechen und Flyer verteilen, mit denen sie auf das Taxi-Film-Fest hinweisen. Über weitere helfende Hände wäre Meier erfreut.
Ebenfalls morgen kann man am Abend bereits einen Film sehen, der möglicherweise auch beim Taxi-Film-Fest zur Aufführung kommen wird: Um 19 Uhr findet im Berliner Kino „Toni“ am Antonplatz die Premiere des Spielfilms „Es geht um Luis“ mit Max Riemelt und Natalia Rudziewicz statt, in dem neben dem Hauptthema Mobbing auch die Problematik von unlauteren Anbietern taxiähnlichen Verkehrs thematisiert wird. So spielt die Handlung zum erheblichen Teil in einem Taxi, dessen Fahrer neben einigen großen Problemen auch unter Umsatzeinbußen wegen eines Fahrdienstes mit Dumpingpreisen leidet (hier eine Vorschau). Zur Vorführung hat sich – neben Gewerbevertretern der Taxiverbände – auch Klaus Meier angesagt, der das Werk auf Eignung für seine Film-Fest-Thematik prüfen möchte.
Beginn des diesjährigen Taxi-Film-Fests ist Donnerstag, der 13. Februar. Das Ende fällt auf den 23.2., den Tag der Bundestagswahl. Die Berliner Filmfestspiele hatten den Zeitraum der Berlinale bereits vor Bekanntwerden des Wahltermins festgelegt und Meier hat sein Taxi-Film-Fest dementsprechend terminiert. „Der Bundespräsident hätte ruhig mal darauf Rücksicht nehmen können, dass an dem Tag schon so etwas medial Bedeutendes stattfindet“, sagte Meier lachend gegenüber Taxi Times. Da er sein Filmfest flexibel planen kann, hat er seine Kür des besten Taxi-Films und die Abschluss-Party auf Samstag, den 22., gelegt.
Taxi Times als Medienpartner wird dem Taxi-Film-Fest mehr Aufmerksamkeit widmen als den Politikern, die bis heute keine Kleine Fachkunde zustande gebracht haben. ar
Beitragsfoto: Klaus Meier