Innerhalb von nur zwei Tagen hat der Fahrtenvermittler Uber seine Entwicklungssparten für eigene autonome Taxis und für Flugtaxis an ein Start-Up-Unternehmen verkauft.
Mit dem Verkauf wird die Entwicklungsabteilung zu einem reduzierten Preis an den Start-Up-Rivalen “Aurora” übergehen, das derzeit 600 Mitarbeiter beschäftigt. Für die 1.200 Uber-Mitarbeiter der Sparte bedeutet dies einen Arbeitsplatzwechsel zum neuen Besitzer. Eric Meyhofer, der Leiter der selbstfahrenden Einheit, wird Uber verlassen. Zudem beteiligt sich Uber mit einer Investitionssumme über 400 Millionen Dollar (330 Mio. Euro) an Aurora.
Uber wird einen Anteil von 26 Prozent an Aurora halten. Der CEO Dara Khosrowshahi wird dort einen Vorstandssitz einnehmen. Bei der aktuellen Bewertung des Geschäfts (rund 4 Milliarden USD) wird der Wertverlust deutlich: Im April 2019 hatte man die Einheit noch mit sieben bis zehn 10 Milliarden Dollar bewertet.
Aurora, aktuell mit 2,5 Milliarden USD (2.06 Mrd. Euro/ bewertet, sagte, der Uber-Deal würde seine Bewertung auf 10 Milliarden USD (8.25 Mrd. Euro) vervierfachen. Aurora – gegründet von einem Trio von Führungskräften, die eine zentrale Rolle bei der Gründung der Selbstfahrerprogramme bei Google, Tesla und Uber spielten, ist bekannt für seine starke finanzielle Unterstützung. Die Strategie der engen Zusammenarbeit mit Top-Autoherstellern ist jedoch ins Stocken geraten, da die früheren Partner Volkswagen, Hyundai und Fiat Chrysler alle auf Konkurrenten von Aurora umgestellt haben. Der Uber-Deal bedeutet, dass Aurora seine fahrerlose Technologie schließlich an die weltweit größte App-flotte liefern könnte. Die Beteiligung von Toyota an Ubers selbstfahrendem Projekt könnte Aurora auch den Zugang zu einem wichtigen Autobauer als Partner ermöglichen.
Nicht nur bei Aurora, auch bei Uber sieht man den Deal positiv. In einer Erklärung sagte Uber CEO Khosrowshahi, der Deal würde Ubers Advanced Technologies Group in die ‘Pole Position’ bringen, um das Versprechen von fahrerlosen Fahrzeugen zu erfüllen: “Nur wenige Technologien sind so vielversprechend, um das Leben der Menschen mit sicheren, zugänglichen und umweltfreundlichen Transportmitteln zu verbessern wie selbstfahrende Fahrzeuge“, zitiert ihn die Financial Times.
Uber gibt die Entwicklung einer selbstfahrenden Taxiflotte auf. Foto: Uber
Letztlich hat Uber mit diesem Schritt die Bemühungen zur Entwicklung eines eigenen selbstfahrenden Autos endgültig aufgegeben und damit einen der ehrgeizigsten Versuche zur Entwicklung eines vollständig autonomen Fahrzeugs beendet. 2016 hatte Uber noch 680 Millionen US-Dollar) in das fahrerlose Start-up Otto mit dem ehemaligen Google-Mitarbeiter Anthony Levandowski am Ruder investiert.
Damals lag Uber innerhalb des “fahrerlosen Entwicklungsrennen” noch in Führung, als man die Rivalen Google (Waymo) und Tesla beim Bemühen überholte, eine Flotte von selbstfahrenden Taxis auf die US- Straßen zu bringen. Der Unfall mit einem Uber-Testfahrzeug in 2018, bei dem in Tempe, Arizona, eine Frau ums Leben kam, machte die Weiterentwicklung zu einem Albtraum und verzögerte die Tests erheblich.
Dabei hätten bis 2019 mehr als 75.000 autonome Uber-Fahrzeuge auf der Straße fahren sollen. Aber die frühen Hoffnungen schwanden und im Jahr 2018 erklärte sich Uber bereit, Waymo, dem selbstfahrenden Arm von Google-Mutter Alphabet, 245 Millionen Dollar zu geben, um einen außergerichtlichen Streit um Geschäftsgeheimnisse, die Levandowski offenbar von seinem ehemaligen Arbeitgeber mitgebracht hatte, beizulegen.
Die Frage, ob der Fahrtenvermittler damit auch aus der Flugtaxi-Entwicklung Elevate aussteigen würde, wurde bereits am Tag nach der Ankündigung des Aurora-Deals bejaht. Jene Sparte wird nun vom Flugtechnik-Entwickler Joby übernommen. Somit hat Uber innerhalb von nur zwei Tagen zwei kostspieliges Zukunftsprojekt mit unklaren Aussichten abgestoßen. Jetzt will man sich vor allem auf das Kerngeschäft mit der Fahrdienst-Vermittlung sowie auf die Essenszustellung konzentrieren. Der Druck wurde seitens der Investoren immer größer, die endlich ein rentables Unternehmen sehen wollen. wf