Es ist das erste Mal, dass ein Silicon Valley Unternehmen die Zusammenarbeit mit einer traditionellen Gewerkschaft verkündet: Das Plattformunternehmen Uber wird die britische Gewerkschaft GMB (über 620.000 Mitglieder) in Großbritannien offiziell anerkennen, um den Fahrern mehr Möglichkeiten für gemeinsame Verhandlungen zu geben und gleichzeitig das neue ‘Worker’-Modell des Unternehmens beizubehalten. Eine zweite Gewerkschaft weigert sich hingegen, mit Uber zu kooperieren.
Laut Bloomberg News, Financial Times und GMB hat Uber einen Deal abgeschlossen, der es den 70.000 Fahrern von Uber in Grossbritannien ermöglicht, sich in einer GMB-Arbeitsgruppe zu organisieren und gemeinsam zu verhandeln. Der Deal soll Fahrern die freie Wahl ermöglichen, wann und wo sie arbeiten. Ein Uber-Sprecher wollte noch nicht offiziell auf die Berichte reagieren,
Nach der Niederlage vor dem Obersten Gerichtshof in London – eine Klage, die auch von der Gewerkschaft GMB unterstützt wurde – war Uber gezwungen, seine Fahrer im Vereinigten Königreich als ‘Worker’ einzustufen, was eine britische Kategorie zwischen Selbständige und Angestellte darstellt. Dies gilt als erster Schritt, die Arbeitsverhältnisse weiter zu regulieren. Fahrer sollten jetzt Anspruch haben auf Mindestlöhne, Urlaubsgeld und andere Leistungen.
Auch die spanische Regierung hat vor kurzem per Gesetz festgelegt, dass Uber-Fahrer und Uber Eats Kuriere als Arbeitnehmer eingestuft werden. In anderen Europäischen Ländern werden ähnliche Gerichtsurteile oder Regierungsmaßnahmen erwartet.
Das hat Auswirkungen auf die Bilanz: Anfang dieses Monats meldete Uber in seiner aktuellen Quartalsbilanz Ausgaben in Höhe von 600 Millionen US-Dollar (492 Millionen Euro) im Zusammenhang mit dem Urteil. Es war jene Woche, in der man 16,5 Millionen an Wert verlor.
Alle Fahrer werden sich an der neuen Zusammenarbeit nicht beteiligen. Jene Fahrer, die in in einer anderen Arbeitsgruppe (App Drivers & Couriers Union – ADCU) organisiert sind, sind nicht bereit, eine ähnliche Vereinbarung mit Uber zu treffen. Sie begrüßten jedoch “ein engeres gewerkschaftliches Engagement mit Uber.”
Die ADCU, die Uber durchaus misstrauisch gegenüber steht und deren Mitglieder bei der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs eine wichtige Rolle spielten, fügte noch hinzu, dass “wir durchweg besorgt sind über Ubers spaltendes und gewerkschaftsfeindliches Verhalten in die Vereinigten Staaten, zuletzt in Kalifornien und New York, wo Uber versucht, die Macht der Arbeiter tatsächlich zu schwächen. Wir sind auch über Ubers Motivation auf dieser Seite des Atlantiks besorgt, nicht nur in Großbritannien, sondern in ganz Europa.“
Uber hat ähnliche Vereinbarungen mit Arbeitsgruppen in mehreren Ländern getroffen, um zunehmend einflussreiche Beschwerden über den Umgang mit Fahrern beizulegen und gleichzeitig einen Eckpfeiler des Geschäftsmodells des Unternehmens zu bewahren: Die Behauptung, dass Fahrer keine Mitarbeiter sind, die Anspruch auf vollen Schutz am Arbeitsplatz haben.
Bereits im Jahr 2016 hat Uber mit der International Association of Machinists in New York City die Gruppe Independent Drivers Guild gegründet. Die vom Unternehmen finanzierte und gewerkschaftlich organisierte Arbeitsgruppe konnte sich für Änderungen wie höhere Löhne, aber nicht für die korrekte Einstufung von Fahrern als Arbeitnehmer einsetzen.
Uber war –zusammen mit Lyft – auch in Gesprächen mit Gewerkschaften in New York über die Entwicklung eines staatlichen Gesetzes, das eine Form von Tarifverhandlungen für Gig-Arbeiter schaffen würde, ohne sie zu Angestellten zu machen. Letzte Woche wurde ein Gesetzesentwurf veröffentlicht, der von Gewerkschaften wie die New York Taxi Workers Alliance heftig kritisiert wurde.
In Kalifornien versuchten die Plattformen Uber und Lyft erfolglos, einen Vertrag mit Gewerkschaften auszuhandeln, der sie von der neuen Regel des Staates (AB5) ausnehmen würde, die allen Gig-Arbeitern Arbeitsrechte vorschreibt. Nachdem diese Gespräche gescheitert waren, gelang es den Unternehmen stattdessen, mittels einer Prop22-Abstimmung eine Befreiung zu erreichen. Für die Kampagne hatten Uber und Lyft 200 Millionen Dollar ausgegeben.
Vor kurzem hat Uber aber einige Vorteile aus diesem Programm entfernt, wie z.B. die Möglichkeit für Fahrer, bei der Buchung das Fahrtziel des Reisenden zu erfahren (mit der Möglichkeit die Fahrt zu stornieren) und innerhalb eine Bandbreite ihre eigenen Tarife zu bestimmen. wf