Eine Tochtergesellschaft des belgischen Volkswagen-Importeurs D’Ieteren hat die Brüsseler Taxizentrale Taxis Verts mit 600 Taxis und 900 selbständigen Fahrern übernommen.
Mit dem Erwerb der „Grünen Taxis” bezweckt das auf neue Mobilitätslösungen spezialisierte Start-up Lab Box, Tochter von von D’Ieteren, eine Erweiterung seines bereits breiten Angebots um eine der noch fehlenden Mobilitätsformen. „Die Übernahme von Taxis Verts passt gut zu D’Ieterens Strategie-Vision 2025, die darauf abzielt, allen nachhaltige Mobilität zu bieten“, erklärt die Firma.
Michaël Grandfils, Geschäftsführer von Lab Box, sagte in L’Echo: „Es geht um den größten Taxianbieter auf dem größten Markt Belgiens: Brüssel.” Der Geldbetrag der Übernahme wurde nicht bekannt gegeben. Lab Box erwirbt praktisch 100 Prozent der Aktien des Unternehmens.
Laut Jahresabschluss von Taxis Verts hat das Unternehmen vor der Pandemie fast 14 Millionen Euro Umsatz gemacht, ist profitabel und beschäftigt rund 45 Mitarbeiter. Die beiden Eigentümer, Michel Pêtre und Jean-Michel Courtoy, letzterer zugleich Geschäftsführer, suchten seit einiger Zeit nach einem geeigneten Käufer, um ihr Unternehmen weiterzuentwickeln. Die beiden bleiben zusammen mit dem gesamten Managementteam an Bord.
„Es gibt Erweiterungsmöglichkeiten auf dem Brüsseler und dem nationalen Markt, die mit Digitalisierung verbunden sind, und wir sind überzeugt, dass wir uns im B2B-Bereich noch viel weiter nach oben bewegen können“, sagte Courtoy. Im B2B-Bereich ist Lab Box bereits mit seiner im April 2019 erworbenen Tochter Husk aktiv. Husk ist spezialisiert auf die Bereitstellung von Mietwagen mit Fahrern für Unternehmen und Institutionen.
Courtoy freut sich auch, „die lokalen und belgischen Wurzeln zu festigen. Es ist sehr wichtig, dass Taxis Verts neben den öffentlichen Verkehrsunternehmen in Belgien ein Benchmark-Player bleibt.“ Die Idee ist, Taxis Verts auf nationaler Ebene weiterzuentwickeln. Brüssel ist eine Ausnahme im belgischen Taxigewerbe: Während in Flandern und Wallonien Taxibetriebe mit mehreren Fahrzeugen und angestellten Fahrern dominieren, sind in der Hauptstadtregion in der Regel Ein-Wagen-Unternehmer den Zentralen Taxis Verts und Taxis Bleus angeschlossen und bekommen Aufträge in ihre eigenen Fahrzeuge vermittelt.
Denkt D’Ieteren darüber nach, weitere Taxiunternehmen für diese nationale Entwicklung zu erwerben? „Zu früh, um das zu sagen“, antwortet Grandfils. Die Absicht ist jedoch, Taxis Verts (Grüne Taxis) tatsächlich grün zu machen, indem Fahrern geholfen wird, auf Elektrofahrzeuge umzusteigen.
Ein Beispiel aus dem Ausland: In London kündigte das Mietwagenunternehmen Addison Lee, Eigentümer von 4.800 privaten Mietfahrzeugen (PHV), im September an, bis 2023 vollelektrisch unterwegs zu sein. Da die Fahrer von Taxis Verts unabhängig sind, wird es dort mit der Elektrifizierung etwas länger dauern. Vielleicht hilft zusätzliche Finanzierung über Lab Box, die Digitalisierung und Elektrifizierung weiter voranzutreiben. „Wir könnten auch helfen, schnelle Terminals zu installieren, an denen die Fahrer laden können“, erklärt Grandfils. Dieser Punkt ist für die Fahrer essenziell: Jede Minute weniger Laden ist eine gewonnene Minute im Wettbewerb auf der Straße.
Aber wie konkurriert das Taxiunternehmen mit den „Super-Apps“ wie Uber? „Uber verliert weiterhin Geld. Andererseits ist es kein Geheimnis, dass Taxis Verts einen positiven Cashflow und ein ziemlich gesundes Geschäftsmodell hat“, sagte Grandfils und fügte hinzu, dass die App von Taxis Verts gut funktioniert. „Wir sind ein bisschen wie das Dorf Asterix, das gegen all diese ausländischen Gruppen kämpft, die eine andere Logik haben, zu wachsen und Verluste zu machen. Jetzt kann Taxis Verts sich auf eine stärkere Gruppe stützen. Lab Box bringt sein Know-how ein, um die Richtung von Innovation, Digitalisierung und Optimierung der Benutzererfahrung weiter zu lenken“, verspricht die Tochtergesellschaft von D’Ieteren, die mit dem Coup auch den Absatz von Volkswagen-Modellen steigern dürfte. wf
Beitragsbild: Taxis Verts
Öha, Wim ! Wie funktioniert denn das überhaupt ? 600 Taxen und 900 Selbständige Fahrer ? Außerdem in einer Aktiengesellschaft ? Gibts sowas woanders in Europa auch ?