Nach den Flughäfen Tempelhof und Tegel wird demnächst auch der altbekannte Standort in Schönefeld vorerst geschlossen, allerdings nicht – wie im Fall Tegel – aus politischen Gründen, sondern wegen mangelnder Nachfrage.
Die coronabedingten Einschränkungen im Tourismus haben seit dem ersten Lockdown zur Unterlastung zahlreicher Fernverkehrsanschlüsse geführt, so auch bei den Flughäfen Tegel und Schönefeld und beim neuen Flughafen BER. Wie die Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg GmbH (FBB) mitteilt, starteten oder landeten im November 2020 in Tegel und Schönefeld zusammen nur rund 213.000 Passagiere. Ein Jahr zuvor, im November 2019, waren es noch 2.544.833 gewesen, knapp zwölfmal so viele – ein Rückgang um gut 91 Prozent.
Bei den Flugbewegungen (Starts und Landungen zusammen) wurde im Vergleich derselben Monate ein Rückgang um 77,3 Prozent verzeichnet. Das bedeutet rechnerisch, dass die wenigen Maschinen zudem schwächer ausgelastet sind.
Vergleicht man die ersten zehn Monate dieses Jahres mit dem entsprechenden Vorjahreszeitraum, so liegt der Rückgang der Passagierzahlen bei 73,3 Prozent. Bei der Luftfracht ist der Rückgang nicht so groß, doch immerhin wurden im November 2020 am BER rund 1.900 Tonnen Luftfracht bewegt – 39,5 Prozent weniger als im November 2019.
Flughafen-Chef Dr. Engelbert Lütke-Daldrup wird in einer FBB-Pressemeldung von Freitagmorgen zitiert: „Die Situation der Flughäfen und Airlines ist dramatisch. Der zweite Lockdown und die massiven Reisebeschränkungen auf Grund der Covid-19-Pandemie haben das Fliegen weiter massiv erschwert, ein Ende der Krise ist nicht absehbar. Selbst für den Weihnachtsverkehr sind die Aussichten eher trübe. Die Menschen wollen reisen, aber sie wollen auch Sicherheit.“ Lütke-Daldrup hofft auf einen Impfstoff, dessen Verfügbarkeit zu einer Erholung des Luftverkehrs führe.
Die geringen Passagierzahlen führten und führen auch zu drastischen Umsatzeinbrüchen beim Betrieb der Terminals. Schon während des ersten Lockdowns ähnelte das Abfertigungsgebäude in Tegel einer Geisterstadt. Die ausbleibenden Einnahmen können – ähnlich wie im Taxiverkehr – nur in geringem Maße durch Einsparungen, etwa Kurzarbeit des Personals, ausgeglichen werden. Der Aufsichtsrat der FBB hat deshalb kürzlich auf Vorschlag von Lütke-Daldrup entschieden, Terminal 5 des Flughafens BER, also das Abfertigungsbebäude des früheren Flughafens Schönefeld (SXF), ab dem 5. März 2021 auf unbestimmte Zeit – voraussichtlich mindestens für ein Jahr – zu schließen und den gesamten Berliner Flugverkehr damit vorerst am Terminal 1/2 abzuwickeln.
Laut einer Tagesspiegel-Meldung vom 27.11. gilt es sogar als unwahrscheinlich, dass das alte Terminal, das in einer Passagierumfrage vor Jahren zum unbeliebtesten Flughafen der Welt gekürt wurde, jemals wieder in Betrieb geht: „Die Flughafengesellschaft stellt sich inzwischen darauf ein, dass die Krise und die anschließende Erholung länger dauern wird.“
Ähnlich wie bei den Restaurantbetrieben, Hotels und Veranstaltungen zählt das Taxigewerbe auch im Bezug auf die gesunkenen Fluggastzahlen zu den unmittelbar betroffenen Branchen. Die durchschnittliche Wartezeit auf einen Fahrgast beträgt laut Schilderung betroffener Taxifahrer derzeit rund fünf Stunden. ar