In einer Fernsehreportage wurden anlässlich der PBefG-Novelle Hintergründe der Konkurrenz am Personenbeförderungsmarkt beleuchtet und erneut die Praktiken von Uber und seinen Partnern entlarvt.
In der „Zoom“-Reportage, die am 10.3.2021 im ZDF ausgestrahlt wurde, wurden die PBefG-Thematik und der Taxi-Uber-Konflikt, für das breite Publikum nicht leicht zu verstehen, vergleichsweise umfassend erklärt, während sich der Autor mit Kommentaren zurückhält und Fakten sowie Akteure weitgehend für sich sprechen lässt.
In der Reportage werden einmal mehr verschiedene – offene wie versteckte – Rechtsbrüche dokumentiert. So führt der Autor zum Vergleich eine Testfahrt mit dem Taxi durch und die Rückfahrt mit einem Uber-Mietwagen. Das Taxi ist bereits nach zwei Minuten vor Ort. Bei der Uber-Bestellung geht es ähnlich schnell, weil der Fahrer laut Aussage des Autors mit seinem schwarzen Wagen bereits gegenüber in einer Parklücke gewartet hat, zu sehen ab Minute 5:30.
Offensichtliche Verstöße gegen die Rückkehrpflicht werden ab Minute 25:30 dokumentiert. Es werden Uber-Fahrer gefilmt und beobachtet, die auf einem Supermarkt-Parkplatz nahe des Berliner Hauptbahnhofs warten, um von dort zu einer Bestellung zu fahren.
Wie immer löst die Konfrontation mit solchen Rechtsverstößen beim Betroffenen den Gegenreflex aus, den Sinn der Rückkehrpflicht in Frage zu stellen und dabei das Märchen zu wiederholen, dass es ökologisch unsinnig sei, wenn auftragslose Mietwagen zu ihrem Betriebssitz zurückkehren. Sowohl Christoph Weigler von Uber als auch Steffen Bilger, CDU-Staatssekretär im Verkehrsministerium (ab Minute 24:10), reagieren mit diesem Reflex. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall: Wenn Mietwagenfahrer nicht zurückkehren, fahren sie, solange sie keinen Auftrag haben, ziellos im Stadtgebiet umher. Dadurch verursacht der Mietwagen unnötige Leerkilometer und trägt überdies zur Verkehrsverdichtung bei.
Bewiesen hat der Autor dies in seiner Filmsequenz ab Minute 21:50, als er mit einem Düsseldorfer Taxifahrer einen Uber-Fahrer verfolgt. Zu sehen ist, wie der Uber-Fahrer innerhalb des Stadtgebietes unherfährt, damit den Verkehr verdichtet und schließlich Verkehrsfläche blockiert, indem er am Straßenrand stehen bleibt.
Thematisiert wird im Beitrag auch der günstigere Fahrpreis von Uber gegenüber dem Taxi anhand der eingangs erwähnten Vergleichsfahrt. Hier wird zwar nicht in das Thema Surgepricing eingestiegen, doch hinterfragt wird anschließend, ob sich solche niedrigen Beförderungspreise auf die Lohnstruktur auswirken. Der Autor spricht dazu mit einem Uber-Fahrer und bekommt bestätigt, dass ausschließlich Umsatzprovisionen bezahlt werden, die umgerechnet auf die geleisteteten Arbeitsstunden unterhalb des gesetzlichen Mindestlohns liegen. Einen festen Stundenlohn, den er sich wünscht, bekomme er nicht. Die schlechte Bezahlung erfordere einen zweiten Job als Pizzafahrer. Nachzusehen sind diese Aussagen ab Minute 6.20.
Ab Minute 10:48 äußert sich Thomas Mohnke, Geschäftsführer der Enno SaferDriver GmbH und weiterer Tochterfirmen. Mohnke erklärt, dass seine Fahrer nicht am Umsatz beteiligt werden, sondern Stundenlöhne oberhalb des gesetzlichen Mindestlohns erhalten, und dies in jeder deutschen Stadt, in der seine Firma tätig ist. Die Bitte des ZDF-Redakteurs, dies durch die Vorlage eines entsprechenden Arbeitsvertrags zu belegen, lehnt Mohnke ab.
Michael Oppermann, Geschäftsführer des Bundesverbandes Taxi und Mietwagen, sagt, er wolle Qualitätswettbewerb statt Preisdumping und kämpfe für faire Arbeitsbedingungen im Taxigewerbe (ab Minute 15:10). Uber gehe einen anderen Weg: „Dumpingpreise gibt es nur für Dumpinglöhne.“
Wie dieses Lohndumping konkret aussieht, berichtet ein ehemaliger Uber-Fahrer: Er und seine Kollegen hätten täglich 12 bis 15 Stunden fahren müssen. Mit etwa zwei Touren pro Stunde sei er mit seiner Umsatzbeteiligung trotz sehr guter Bewertungen durch Fahrgäste nicht über die Runden gekommen und habe sich ausgesaugt gefühlt. Uber sei „harte Arbeit für ganz wenig Verdienst. Das ist unfair.“
Über Preis- und Lohndumping spricht der Autor (ab Minute 8:30) mit Prof. Maren Borkert, Sozialwissenschaftlerin an der TU Berlin, die die Arbeitsbedingungen plattformbasierter Geschäftsmodelle wie Uber, Lieferando, Amazon, Clever Shuttle und sechs weiteren in ihrer Studie „Fairwork“ untersucht hat. Sie ist zum Ergebnis gekommen, dass Uber-Fahrer im Vergleich die schlechtesten Bedingungen haben. Dem sei rechtlich aber schwer zu begegnen, da die „Untervergabepraxis“ mit mehreren Subunternehmern keine Handhabe biete.
Hätte Uber ein Interesse an fairen Bedingungen, so die Professorin, könne der Konzern das leicht durch Richtlinien seinen Subunternehmern gegenüber durchsetzen. Die klare Erkenntnis: Billig-Fahrpreise wie bei Uber sind nur durch Lohndumping möglich. Somit liege die Verantwortung auch bei demjenigen, der mit der Annahme des Billigangebotes seinen Teil zum Lohndumping beiträgt: „Das sind wir, die Kunden, die die Entscheidungsmacht haben.“ ar
Die Bilder zeigen Szenen aus der ZDF-Reportage „Zoom – Taxi gegen Uber & Co“. Hier geht es zum Fernseh-Beitrag, abrufbar in der ZDF-Mediathek (verfügbar bis 10.3.2023).
Immer wieder schön anzusehen, wie der Herr Weigler sich bei kritischen Fragen rauswindet wie ein Aal.
Und zum Herrn Mohnke, wer nicht bereit ist einen Mustervertrag auf Nachfrage vorzulegen, lässt der Spekulation natürlich Tür und Tor weit offen.
Ein sehr guter und sehenswerter Bericht der darlegt, dass UBER und Co eigentlich nicht funktionieren können. Wenn
UBER die gleiche Strecke statt für 20 für 10 Euro fährt….bei 25% Provision und 19%MwST…was soll da für alle Beteiligten übrig bleiben. Da ist Betrug in jeglicher Weise vorprogrammiert da man sonst nicht überleben kann….dass Herr Mohnke dann kreativ bei der Bezahlung werden muss ist klar. Und der Schwachsinn von der neuen Mobilität…..der Verkehr und damit auch die Umweltverschmutzung haben seit und durch die neuen Mobilitätsdienste enorm zugenommen. Und die Regierung schaut zu. Bravo Bravo
Leider antwortete Herr Oppermann nicht auf die Frage: „Was will das Taxigewerbe der Innovation der Fahrdienste entgegensetzen?“.
Sinngemäß sagte Oppermann, dass solange vorne links ein Fahrer sitzt, er sich für faire Löhne einsetzten würde und kein Lohndumping mitmachen würde.
Damit aber griff er in die Jauchegruppe des Taxigewerbes.
Die richtige Antwort wäre gewesen, dass es bei z. B. Uber gar keine „Innovation“ gibt?
App-Bestellung? App-Zahlung? Alles zuerst schon und sehr lange im Taxigewerbe vorhanden.
Ist die Innovation, dass ein Großteil der Kunden einfach ausgeschlossen wird, weil sie gar kein internetfähiges Handy besitzen? Das also kein Telefonanrufer fahren darf? Also, somit überwiegend schon einmal ältere Fahrgäste einfach ausgeschlossen werden?
Diese Antwort wollten wir hören.
Vielleicht wurden diese Antworten ja auch gegeben, man weiß ja nicht, was der Autor alles weggelassen hat…
Auch wenn der Bericht Uber schlecht darstellt, erreicht er möglicherweise ein Publikum, das bisher wenig über Uber wusste. Dieses Publikum weiß spätestens nach diesem Bericht, dass man die selbe Dienstleistung für weniger Geld bekommt. Wie der Preis zustande kommt, ist für den Verbraucher leider zweitrangig. Vom Verbraucher Solidarität zu erwarten, wie Frau Borkert das tut, ist eine Illusion. Durch die Deregulierung einer Branche wird Lohndumping erzeugt. Bei Deregulierungsbestrebungen für die nächste Branche wird dann damit argumentiert, dass man freie Konkurrenz zulassen müsse, um dem Verbraucher erschwinglichere Preise zu ermöglichen. Erschwinglichere Preise muss man dem Verbraucher aber gerade deshalb ermöglichen, weil man ihn durch die Deregulierung seiner Branche und das darauffolgende Lohndumping in seiner Kaufkraft geschwächt hatte. Und jedes mal wird Lohndumping erneut als das Sinken der Preise durch freie Konkurrenz verkauft. Der Verbraucher weiß also, dass Dumpingpreise nicht mit rechten Dingen zugehen können, weil er als Arbeiter mit seinem Lohn von den Folgen von Dumpingpreisen zunehmend selbst betroffen ist. Er hat aber keine Wahl. Hätte er sie, dann wäre Uber nicht dort, wo Uber jetzt steht. Auch der Taxifahrer ist Verbraucher und weiß, wenn er im Discounter Waren kauft, dass das nicht mit rechten Dingen zugehen kann und auf Lohndumping beruhen muss. Auch er hat keine Wahl. Es ist auch nicht Aufgabe des Verbrauchers, Dumping zu verhindern, sondern die der Politik und die hat versagt. Fernsehberichte können die Politik beeinflussen, aber nicht nachdem die Reform durch ist. Insofern hat hier auch das öffentlich-rechtliche Fernsehen versagt. Welchen Sinn macht dieser Bericht zum jetzigen Zeitpunkt, wenn er weder Politiker noch Verbraucher zu einer Veränderung ihrer jeweiligen Haltung bewegen kann bzw. wird? Wo waren solche Berichte als tausende Taxifahrer demonstriert haben und inhaltlich immer wieder genau das gesagt haben, was der Bericht jetzt sagt? Die Berichte beschränkten sich auf die Aussage, das Taxigewerbe habe Angst vor der Konkurrenz. Liebes öffentlich-rechtliche Fernsehen, vielen Dank für nichts.
Die anfachst Lösung, ist das Taxi alleine über den Preis entscheidet.