Die niederländische Politik wünscht sich bis 2030 ‘saubere und leise Taxis’. In sechs Großstädten soll der Umstieg sogar schon bis 2025 verpflichtend werden. Dazu hat man kürzlich eine Roadmap vorgestellt.
Die niederländische Staatssekretärin Van Veldhoven (Ministerium für Infrastruktur und Wasserwirtschaft) hat Ende April mit sechs Großstädten (Amersfoort, Amsterdam, Den Haag, Eindhoven, Rotterdam und Tilburg) und einer Gruppe von Interessenvertretern die ‘Roadmap Zero Emission Taxi’ vereinbart. In diesen Städten fahren drei Viertel von den insgesamt 10.000 Taxis, die im westlichen Nachbarland insgesamt zugelassen sind.
Neben dem Ministerium und dem Taxiverband KNV haben sich auch Leaseplan, Schiphol Taxi, Uber und einige Interessenverbände der Elektro-Ladeindustrie der Initiative angeschlossen. “Wir unterschreiben, weil wir glauben, dass dies eine realistische Roadmap auf dem Weg zu emissionsfreien Taxis ist, wenn die Voraussetzungen erfüllt sind“, sagte Bertho Eckhardt, Vorsitzender des KNV Taxiverbandes.
Staatssekretärin Van Veldhoven hält es für „einen schönen Schritt“: „Taxis fahren durchschnittlich viermal so viele Kilometer wie PKWs. Wenn sie alle elektrisch oder mit Wasserstoff betrieben werden, ist das gut für die saubere Luft, das Klima und weniger Lärm auf der Straße. Es ist gut für den Fahrer, den Fahrgast und eigentlich für alle anderen in der Stadt. Wir werden mit den Taxiunternehmen zusammenarbeiten, um ihnen den Wechsel zu ermöglichen.“
Die Staatssekretärin ist sich sicher, dass dieses klare Ziel der ‘Roadmap’ den Taxibetreibern Klarheit verschaffen wird, um gezielte Investitionen in saubere und ruhige Taxis zu tätigen. Es soll dem Klimaabkommen, wonach der Verkehr nachhaltiger zu gestalten ist, weitere Substanz geben. Die Vereinbarungen werden in den kommenden Wochen und Monaten weiter ausgearbeitet. Auffällig ist, dass kein Subventionssystem oder eine andere Art von finanzieller Unterstützung für das Taxigewerbe erwähnt wird (vielleicht lohnt hier ein Blick nach Hamburg?)
In den sechs Großstädten müssen neuen Taxi ab 2025 völlig emissionsfrei fahren. Es wird eine nationale Übergangsfrist für Taxis geben, die heute im Einsatz sind. Es wird erwartet, dass weitere Städte und Parteien folgen werden. Die aktuellen Vereinbarungen sind ein erster Schritt in Richtung völlig sauberer Taxis in den Niederlanden. Ein wichtiger Faktor ist, dass den Taxifahrern Zeit für den Wechsel gegeben wird.
Ein Taxi ist durchschnittlich drei bis fünf Jahre im Einsatz. Viele Unternehmer haben aber aufgrund der Coronakrise im Moment kaum die Möglichkeit zu investieren. Aus diesem Grund wurde vereinbart, dass es eine Übergangszeit geben wird, damit sie zu einem Elektrotaxi oder einem Taxi mit Wasserstoff wechseln können.
Die Vereinbarungen sind eine Bestätigung eines politischen Trends, der seit einiger Zeit sichtbar ist und an dem die Parteien seit einiger Zeit arbeiten. Etwa 5-10 Prozent der Taxis in den Niederlanden fahren schon emissionsfrei, was die Folge sehr unterschiedlicher E-Taxi-Projekte ist die schon vor einigen Jahren angestoßen und umgesetzt wurden.
So hat beispielsweise Amsterdam bereits 2016 die ersten Vereinbarungen mit der Branche über emissionsfreie Taxis im Stadtzentrum getroffen und konnte dadurch bereits 2019 eintausend E-Taxis bejubeln. Zudem sind alle Taxis in Schiphol sind bereits vollelektrisch, auch wenn dabei mit einem amerikanischen Hersteller unbefriedigende Qualitäts-und Wartungserfahrungen gemacht wurden.
In Den Haag setzt man dagegen auf eine andere Form der Elektro-Mobilität: Hier fahren mehrere Dutzend wasserstoffbetriebene Taxis fahren durch die Stadt. Und andere Fahrer wechseln ebenfalls zu Wasserstoff oder Elektrizität. Dieser Wechsel kann für Taxis wirtschaftlich interessant werden, weil sie viele Kilometer fahren, meint das Ministerium. Emissionsfreies Fahren ist in Bezug auf ‘Kraftstoff’ pro Kilometer viel billiger als mit Diesel fahren. Darüber hinaus sind E-Taxis billiger zu warten.
Es wurde vereinbart, dass die beteiligten Parteien weiter erläutern werden, wie der Wechsel von fossil zu emissionsfrei für Taxibetreiber billiger und attraktiver werden kann.
Ein kleiner Haken: 80 Prozent des Taxi-Einkommens im Nachbarland wird mit so genannter Kontraktbeförderung erwirtschaftet. Das sind Schüler- und Krankenfahrten, bei denen meist Minibusse zum Einsatz kommen – mit langen und komplizierten Fahrtrouten im ländlichen Bereich, für welche die Ladekapazität aktuell bestehender E-Minibusse noch nicht ausreicht.
Die Kommunen arbeiten daran, dass es genügend Ladestationen für Taxis gibt, auch an Taxiständen. Die Haager (Bundes-) Regierung plant derzeit Vorschriften, so dass bald in allen teilnehmenden Gemeinden die gleichen Regeln gelten. Dies muss bis zum Jahr 2022 klar geregelt sein, denn es besteht weiterhin Unsicherheit über mögliche Unterstützungsmaßnahmen, zumal viele Taxibetreiber in der Coronakrise ihre Reserven stark aufgebraucht haben und Hilfsgelder nur spärlich fließen. wf
Das Beitragsfoto zeigt einen Taxistand in Amsterdam, der exklusiv für saubere Taxis reserviert ist. Foto Wim Faber