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Taxikonferenzen auf drei Kontinenten: viele Stimmen, eine Melodie – Teil 6: Erholung von Corona, Nachwuchsmangel

von Wim Faber
5. Dezember 2023
Lesedauer ca. 5 Minuten.
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Nach wie vor herrscht akuter Mangel an Taxis und Mietwagen in London
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Taxi-Times-Auslandskorrespondent Wim Faber hat jüngst an mehreren internationalen Taxi-Veranstaltungen teilgenommen. Wie in einem Reisebericht gibt er in mehreren Teilen die Ideen und Entwicklungen im weltweiten Taxigewerbe wieder. Seine dritte Station war die Zusammenkunft von Zentralenchefs großer europäischer Städte mit einem gemeinsamen Blick auf die Europäische Taxiwelt – die Nachfrage steigt, doch am Steuer und in den Buchungszentren fehlen viele Hände. Darüber berichten unter anderem Taxizentralen aus Amsterdam, Berlin und London – und über ihre Erfahrungen mit ausgelagerten Call-Centern.

Tagebuch-Eintrag 5, London, 28. bis 29. September (Fortsetzung von Teil 1)

Nach Corona ging auch die Zahl der Taxifahrer bei der führenden Taxizentrale TCA in Amsterdam um 30 Prozent zurück. Ältere Fahrer bleiben, jüngere sind schwer zu finden, so TCA-Geschäftsführerin Hedy Borreman: „Die Nachfrage hat zugenommen und es gibt Konkurrenz durch Uber und Bolt, aber viele Fahrer betreiben in informellen WhatsApp-Gruppen auch Rosinenpickerei, weil sie die Arbeit unter sich aufteilen. Das bedeutet, dass wir nicht das Wachstum sehen, das wir uns wünschen. Wir können neue Kunden finden und Aufträge vermarkten, aber es fällt uns regelmäßig schwer, sie auszuführen“, erklärte Borreman.

Hedy Borreman (TCA); Foto: Wim Faber

Das fast vollendete Jahr war „interessant“ für die TCA: Das Taxiunternehmen sei zum 1. Januar 2023 vom FMS-Austrosoft-Buchungssystem auf die irische Renault-Mobilize-Tochter iCabbi umgestiegen, wobei die administrative Anbindung noch recht „herausfordernd“ sei. Ein Teil der Nachtarbeit läuft zwischen 23 und 7 Uhr über ein Callcenter in Bosnien, da es auch schwierig ist, in Amsterdam geeignete Mitarbeiter für diese Nachtarbeit zu finden. Durch die Nutzung einer neuen WhatsApp-Buchungsmöglichkeit konnte ohne riesige Investitionen die Kapazität der Zentrale erhöht werden.

Weitere Themen, die in Amsterdam eine wichtige Rolle spielen: Die Taxiflotte, die schon zur Hälfte emissionsfrei ist, noch nachhaltiger gestalten. In Absprache mit der Regierung strebt Amsterdam bis 2025 eine zu 100 Prozent emissionsfreie Taxiflotte in der Stadt an. Die Stadtverwaltung, die die Innenstadt zu einer großen Null-Emissions-Zone umgestalten möchte, würde Taxis gerne von dort fernhalten. Amsterdam hat frühzeitig in Schnelllademöglichkeiten für E-Taxis investiert. Andere Städte in den Niederlanden haben das nicht. Zwischen 2025 und 2028 könnte auch der nahegelegene Flughafen Schiphol in die Null-Emissions-Zone einbezogen werden. Das hätte auch Folgen für Taxiunternehmen aus weiteren Teilen der Niederlande.

Der Amsterdamer Taxisektor fordert seit mehreren Jahren gleiche Wettbewerbsbedingungen für gebuchte und spontane Fahrten. Sowohl die Handhabung in beiden Segmenten als auch die Anforderungen an Fahrer sind zu unterschiedlich. Ein auffälliges Thema in Amsterdam ist die Akzeptanz von LGBTQ+-Kunden durch Taxifahrer. Gerade Drag Queens werden immer wieder abgewiesen, „und weil sie aus geschäftlicher Sicht eine interessante Kundengruppe sind, wollen wir dafür sorgen, dass sie sich bei uns und in unseren Taxis wohl und sicher fühlen. Wir vermitteln, dass uns Inklusivität wichtig ist.“

Eine typische Londoner Taxi-Attitüde: So winkt man ein Taxi. Foto: Wim Faber

In Berlin ist die Situation bezeichnend für die Taxibranche in Deutschland. In den letzten fünf Jahren ist die Zahl der Taxis von 8.300 auf 5.400 gesunken, während die Zahl der Mietwagen – die von Apps genutzte Fahrzeugkategorie – auf 5.500 gestiegen ist. Gleichzeitig sind die Preise auf der App-Seite um 30 bis 60 Prozent gesunken, während es im Taxisektor feste Taxameterpreise gibt. Das Taxigewerbe in Deutschland bemüht sich, die Einführung von Festpreisen durchzusetzen. „Die Regierung in Berlin hat das alles zugelassen, ohne irgendwelche Maßnahmen gegen die Mietwagen-Apps zu ergreifen“, sagte Hermann Waldner von Taxi Berlin, der größten deutschen Taxizentrale. „Unsere Hoffnung ruht nun auf dem neuen Bürgermeister, mit dem wir bereits gute Gespräche geführt haben.“

Taxis in Berlin: Zahl hat stark abgenommen. Foto: Wim Faber

Auch in Berlin gibt es Probleme, Mitarbeiter zu finden, weshalb Waldner und einige Kollegen auf Callcenter im Ausland zurückgegriffen haben – inklusive deutschsprachiger Mitarbeiter. Auffallend ist, dass deutsche Kunden in Zeiten von Apps immer noch gerne ein Taxi per Telefon bestellen. „Wir haben uns für diese Lösung entschieden, weil wir unser Serviceniveau für unsere Kunden nicht beeinträchtigen wollten. In einigen Ländern leben Menschen, die mehrere Jahre in Deutschland waren, dann zurückgekehrt sind und perfekt Deutsch sprechen.“

Cabonline, Skandinaviens größtes Mobilitätsunternehmen (Umsatz 460 Millionen Euro, 4.800 Taxifahrzeuge und 3.024 Taxiunternehmen), nutzt sechs Callcenter, einige davon in Litauen und Spanien. Das Unternehmen hat in den letzten fünf Jahren 14 Unternehmen in Schweden, Norwegen, Finnland und Dänemark in sein Portfolio aufgenommen und ist seit 2015 Teil der Private-Equity-Gruppe HIG, wurde jedoch kürzlich von einer internationalen Gruppe von Private-Equity-Unternehmen übernommen. Cabonline hat kürzlich für die gesamte Gruppe von den Buchungssystemen MTI/Frogne und FMS auf das irische iCabbi umgestellt und befindet sich derzeit in einer Übergangsphase.

Das Londoner TXe-Taxi von LEVC – obwohl eine teure Investition – zieht mit elektronischem Zahlungssystem neue Kunden an. Foto: Wim Faber

Hier alle ERTA-Städte einzubeziehen, ist unmöglich. Aber London darf natürlich nicht fehlen. Dem Londoner Taxisektor gehe es inzwischen deutlich besser, erklärte Steve McNamara von der Licensed Taxi Drivers Association (LTDA). „Eine Zeitlang lief es nicht gut, hauptsächlich aufgrund der schnell wachsenden Zahl von Private Hire Vehicles (PHV) – Mietwagen von Uber, Bolt, Ola und anderen Apps.“ Der Londoner Taxisektor profitierte insbesondere vom neuen elektrischen TXe-Taxi (mit Range-Extender) von LEVC, einer Geely-Tochtergesellschaft. „Ein neues und attraktives Fahrzeug, in das die Kunden gerne einsteigen. Und wenn es um saubere und attraktive Fahrzeuge geht, sind wir der Mietwagenbranche weit voraus. Während die Apps lange Zeit beim Kauf günstiger Toyota-Prius-Hybride durchkommen konnten, wurden die Anforderungen nun verschärft, und sie müssen Autos kaufen, die mindestens 35.000 Pfund (41.000 Euro) kosten. Das ist viel weniger als unser Taxi, das leicht 86.000 Pfund (98.500 Euro) kostet, aber es stellt für viele Menschen immer noch ein Hindernis dar, in ein App-Taxi zu investieren.“

Uber-Autos kommen und gehen. Foto: Wim Faber

Darüber hinaus hat die schnelle Einführung von Kartenlesern für elektronische Zahlungen Londons Taxis noch attraktiver gemacht. Etwa ein Jahr lang hieß es: „Wenn wir es nicht tun, sind wir als Branche am Ende“, und trotz des großen Widerstands der Fahrer haben wir durchgehalten mit dieser schnellen Terminal-Einführung.“

Im Jahr 2019 verzeichnete die Taxibranche einen starken Anstieg der Kundenzahlen. Obwohl dieser Anstieg durch Corona gedämpft wurde, galt das Londoner Taxi, das im Auftrag von Ärzten viele Corona-Patienten von und zu Krankenhäusern transportierte, in dieser Corona-Zeit aufgrund des getrennten Fahrer- und Fahrgastraums als besonders sicher. Direkt nach der Corona-Zeit kehrten die Kunden zurück und der Nutzerkreis wuchs: „Unsere Kunden fahren gerne mit dem neuen Taxi, und weil wir Kartenzahlung akzeptieren, haben wir einen größeren und jüngeren Nutzerkreis von Professionellen und Geschäftsleuten erschlossen. Taxifahrer verdienen mehr Geld als je zuvor, was unter anderem auf die Taxi-Apps zurückzuführen ist, mit denen 55 Prozent der Londoner Taxifahrer arbeiten. Viele Kunden sind bereit, im Vergleich zu Uber 10 bis 20 Prozent mehr für ein Taxi zu zahlen, und 85 bis 90 Prozent der Taxikunden zahlen mit Karte.“ Aufgrund der Qualität der Taxis, der Kartenakzeptanz und der staatlichen Anforderungen an saubere Luft in der britischen Hauptstadt sieht McNamara eine positive Zukunft für sein Taxigewerbe. wf

Teil 1: Marrakesch mit Erfahrungsberichten von Ägypten, Dänemark, Deutschland, Österreich und aus der EU-Arbeit.

Teil 2: Marrakesch mit einem Ausblick auf Ubers neue Strategie

Teil 3 USA: Wie sich das amerikanische Taxigewerbe aus seiner Kleinteiligkeit löst

Teil 4: USA: In den USA seien die Taxiregeln zu streng, findet ein Vertreter der IATR.

Teil 5 London: Beim ERTA-Treffen kommen die Chefs großer Europäischer Taxizentralen zusammen. Unter anderem berichtete die Pariser Zentrale G7, warum man die Quote der Taxifahrerinnen steigert.

Beitragsfoto: Pixabay

Tags: Bargeldlose ZahlungCabonlineERTAHedy BorremanHermann WaldnerLTDASteve McNamaraTaxi BerlinTCA
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Wim Faber

Der „Brüsseler Niederländer“ und gelernte Kommunikationsspezialist berichtet seit den 80-er Jahren für eine Reihe von Taxi- und ÖPNV-Fachzeitschriften in Europa, Nordamerika und Australasien über das Taxi und die Mobilität im weitesten Sinne.

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