Vier neue E-Taxis und ein Taxameterhersteller, der erstmals seine TSE-Lösung präsentierte. Der Hamburger E-Taxitag hatte einiges zu bieten.
Eingeladen hatte die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM), Gastgeber war der Taxiumrüster Reuss auf dessen Gelände, dem Taxiwerk.
Wie immer bei den vom BVM organisierten Treffen war auch diesmal Hamburgs Verkehrssenator Dr. Anjes Tharks anwesend. Er lobte die gute Kooperation zwischen Behörde, Gewerbe und Industrie, die trotz des immer härteren Wettbewerbs dem Hamburger Taxigewerbe eine Zukunft bietet. Sei es, weil man nach wie vor keine taxiähnlichen Mietwagen zulasse, sei es, weil man mit dem Zukunftsprojekt Elektrotaxi die Branche auch in bestehende Verkehrsplattformen integrieren kann. So werde man beim Schienenersatzverkehr mit der HVV ebenso zunehmend E-Taxis bestellen wie auch bei der Fußball-Europameisterschaft im Sommer. Dies ist möglich, weil man mittlerweile 58 Inklusionstaxis in Hamburg zur Verfügung hat, von denen wiederum 52 vollelektrisch fahren. „Damit leisten Sie einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft“, sprach Tjarks die zahlreich anwesenden Unternehmer direkt an.
Am Flughafen dagegen habe man die bisherige Priorisierung von E-Taxis inzwischen wieder eingestellt, weil dies bei mittlerweile mehr als 650 zugelassenen E-Taxis gar nicht mehr notwendig ist. „Das alleine zeigt den Erfolg dieses Projektes.
Im Anschluss daran streifte Dirk Ritter von der Taxenaufsicht noch einige wichtige Hamburger Taxithemen. Dabei betrieb er wie gewohnt keine Schönfärberei, sondern legte bei manchen Themen den Finger in die Wunde. Beispielsweise, indem er darauf hinwies, dass sich die Taxibranche viel stärker zusammenschließen müsse, um so beispielsweise als Großkunde gegenüber Stromanbietern auftreten zu können, was dann deutlich günstigere Preise zur Folge hat.
Gregor Beiner, aus München angereister Taxiunternehmer und für den Bundesverband Taxi und Mietwagen e.V. auch auf europäischer Ebene gewerbepolitisch aktiv, griff dies auf und berichtete, dass man sich derzeit sogar europaweit um einen attraktiven Stromflottentarif für die Taxibranche bemühe.
Ein verlässlicher, unterhalb des privaten Tarifs angesiedelter Strompreis ist für die wirtschaftliche Kalkulation eines Betriebes mit E-Taxis sehr wichtig. Rüdiger Lilie, dessen E-Flotte mittlerweile aus 14 Taxis besteht, spricht im Vergleich zu seinen sieben Verbrennertaxis von einer Verbrauchsersparnis von 82 Prozent. Gegengerechnet mit dem deutlich höheren Anschaffungspreis und unter Berücksichtigung weiterer Sparfaktoren wie Kfz-Steuerbefreiung oder deutlich geringeren Wartungskosten kostet ein VW Id.4 im Vergleich zu einem VW Touran nach vier Jahren 4.500 Euro weniger.
Solche Rentabilitätsberechnungen sollten auch den anderen noch unentschlossenen Taxiunternehmern Mut machen. Erst recht, da die zahlreich am Hamburger Taxitag ausgestellten Taximodelle die Reichweitenangst endgültig besänftigen können. Ein Volkswagen ID.7 beispielsweise kommt in der Stadt bis zu 580 Kilometer weit.
Damit muss man die Ladesäulen gar nicht mehr so oft ansteuern. In Hamburg stehen vier Schnelllader ausschließlich den Taxibetreibenden zur Verfügung, drei weitere dieser Exklusivsäulen sind in Planung. Ansonsten muss man sich die Säulen mit den privaten Autobesitzern teilen. Deren Auslastung zeigt eine klar steigende Tendenz. Nutzen derzeit noch im Schnitt rund neun Fahrzeuge eine Ladesäule, werden es in sechs Jahren schon 33 Fahrzeuge sein. Mitgebracht hatte diese Zahlen Christine Curtius von VoltVogel. Das Berliner Start-up-Unternehmen setzt deshalb auf mobile Ladeoptionen. „Man kann sich das wie eine große Powerbank auf Rädern vorstellen, die zu den Autos kommt, um sich vor Ort zu beladen“, erläutert Frau Curtius.
Überhaupt wächst mit der Zunahme der E-Fahrzeuge und deren verfügbaren Modelle auch die Ladevielfalt. Ein Nio beispielsweise kann klassisch geladen werden, man kann dort aber auch den Akku an einer Wechselstation tauschen.
Obwohl erst seit wenigen Monaten auf dem Markt, hat der chinesische Hersteller mit über 40 verkauften ET.7-Modellen einen beachtlichen Newcomer-Start im Hamburger- wie auch im bundesdeutschen Taxigewerbe hingelegt – und legt nun mit einem kleineren Modell nach. Der ET5 feierte als Taxi umgerüstet beim Hamburger E-Taxitag Premiere in Hellelfenbein. Taxitauglich umgerüstet wird beide Nio-Modelle für ganz Deutschland vom Umrüster Reuss. Dessen Verantwortlicher Felix Brandt – gleichzeitig Gastgeber des Taxitags – präsentierte denn auch eine zweite Taxipremiere: Der BYD Atto 3 wird ebenfalls in China hergestellt und bei Reuss taxitauglich umgerüstet.
Von Volkswagen gibt es neben dem schon erwähnten ID.7 und dem bereits im Einsatz bewährten ID.4 aus der Nutzfahrzeugsparte den ID.Buzz. Dieser wurde beim Hamburger E-Taxentag erstmals mit einem langen Radstand präsentiert.
Vom Oldenburger Umrüstspezialisten Intax kommt das Taxipaket für alle (elektrischen) Kia – und Nissan-Modelle. Präsentiert wurde vom Autohaus Günther der Kia EV6 – den man dort auch als Leihtaxi bekommen kann – sowie ganz neu auch der Nissan Townstar. Das Modell, das sich auch zum Rollstuhltaxi umrüsten lässt, war die vierte Premiere dieses sehr gelungenen Taxitags.
Gelungen auch deswegen, weil der Tag neben den E-Taxi-Themen auch noch Platz bot für weitere Vorträge, die mit E-Mobilität gar nichts zu tun haben. Jens Marggraf, bekannt aus den Taxi-Podcasts mit Babett Mahnert und durch die Tages-Workshops gemeinsam mit Taxi Times, hatte spannende Denkanstöße zur Dienstleistung Taxi. Im Wort stecke das Wort „dienen“ und Marggraf gab allen den Impuls mit, sich nicht zu schade „zum dienen“ zu sein. Bei der Ausübung des Berufes dürfe es auch nicht um sich selbst als Fahrer gehen, sondern um die Erfüllung der Bedürfnisse der Kunden.
Weitaus technischer wurde es dann beim Themenblock TSE. Hierfür waren internationale Gäste angereist. Vertreter von Hale aus Salzburg (Österreich) und von Semitron aus Griechenland stellten ihre Lösungen vor, für Thomas Lohse war die Präsentation der FMS-TSE-Cloud und der Hinweis auf eine bald startende TSE-Road-Tour dagegen ein Heimspiel, stammt der frühere Hansa-Vorstand und jetzige FMS-Kundenberater doch aus Hamburg.
Über die Details der vorgestellten Lösungen wird Taxi Times in Kürze gesondert berichten – nur eines sei an dieser Stelle schon mal verraten: Semitron hat lange gewartet, bis man endlich eine Lösung für die technische Sicherheitseinrichtung TSE öffentlich präsentiert hat. In Hamburg war es nun soweit. Der griechische Taxameterhersteller hat für die Datenverschlüsselung eine Zusatzbox entwickelt. In die wird die TSE-Karte eingesetzt und die Box anschließend verplombt. Für den Spätsommer kündigt Semitron einen neuen Spiegeltaxmater Typ P7S an. Bei dieser Variante ist dann die TSE-Signatur direkt im Gerät integriert.
Ein Taxameter, dessen TSE-Signatur bereits im Gerät vorgenommen wird, sei es nun bei Hales oder bei Semitrons neuestem Modell, wäre eine Option für alle diejenigen, die im Herbst ein neues Elektrotaxi bekommen und den alten Taxameter nicht mitnehmen wollen oder können. Das wären dann gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. jh
Beitragsfoto und alle weiteren Fotos: Taxi Times
Ich suche ein Taximodell, das abgasfrei und stufenfrei (mobil-beeinträchtigte können ohne Hilfe des Taxifahrers/der Taxifahrerin seitwärts in das Taxi einsteigen); das gilt auch für SeniorInnen mit Rollator oder Mütter mit Kinderwagen.
Freundliche Grüsse aus der Schweiz.