Ein vor einigen Wochen von den Münchner Regierungsfraktionen verabschiedeter Antrag verpflichtet die Münchner Stadtverwaltung, die Machbarkeit und schnelle Umsetzung eines Mindestentgelts für Mietwagen zu prüfen. Mit einem gemeinsamen Statement erhöht das Münchner Taxigewerbe nun den Druck auf Politik und Behörden.
In einer gemeinsamen Erklärung fordern der Taxi-Verband München, die Taxi München eG, die IsarFunk-Taxizentrale, der Landesverband Bayerischer Taxi- und Mietwagen-Unternehmer und der Taxi- und Mietwagendienstleister Free Now die schnellstmögliche Einführung eines Mindestbeförderungsentgeltes für Mietwagen in München.
München habe mit der Einführung von Taxi-Festpreisen im September 2023 bundesweit eine Vorreiterrolle eingenommen, so die Gewerbevertreter. Städte im gesamten Land, zuletzt auch Berlin, würden nun auf die bayerische Landeshauptstadt schauen, um diesem Beispiel zu folgen und ebenfalls eine solche Innovation in ihren Taxitarifen umzusetzen.
Dieser Erfolg von Politik und Stadtverwaltung sei bemerkenswert, jedoch dürfe man sich nicht darauf ausruhen. Der Festpreis sei lediglich der erste von zwei notwendigen Schritten, die das novellierte Personenbeförderungsgesetz (PBefG) den Städten zur Verfügung stelle, um den Gelegenheitsverkehr im Sinne des öffentlichen Verkehrsinteresses zu regeln. Der zweite logische Schritt müsse zwingend folgen, nämlich die Einführung des Mindestbeförderungsentgelts für Mietwagen gemäß Paragraph 51a PBefG.
Gregor Beiner, Geschäftsführer des Münchner Taxi-Zentrums (mtz) und Vorstand des Taxiverband München sowie Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Taxi und Mietwagen, bekräftigt: „Die Taxifestpreise mit Tarifkorridor laufen ins Leere, wenn die Preise weiterhin systematisch von internationalen Mietwagenplattformen unterboten werden. Wir erleben in München einen unfairen Wettbewerb, der verheerende Auswirkungen auf den öffentlichen Nahverkehr inklusive dem Taxi hat. Zudem kommt es zu massivem Sozial- und Steuerbetrug. Um dies zu stoppen und die Fairness im Markt wiederherzustellen, muss die Stadt vorangehen und von der gesetzlichen Möglichkeit Gebrauch machen, einen Mindesttarif für Mietwagen einzuführen.”
Weiter heißt es in der gemeinsamen Erklärung, mit Hilfe von Apps biete der Mietwagen in der Praxis „die identische Dienstleistung wie das Taxi“ an, obwohl er nicht denselben Regeln unterliegt. Aus diesem Grund begrüßen die Autoren den von den Fraktionen Die Grünen/Rosa Liste und SPD/Volt gemeinsam gestellten Antrag wonach die Münchner Stadtverwaltung dem Stadtrat einen Vorschlag zur Umsetzung von Mindestpreisen zu unterbreiten habe.
Die Formulierung mit den „identischen Dienstleistungen“ trägt die Handschrift von Free Now. Im Taxigewerbe spricht man üblicherweise von „illegalem taxiähnlichem“ bzw. „taxigleichem Verkehr“ durch Mietwagen. Der Free-Now-Präsident für Deutschland und Österreich, Alexander Mönch, meint: „Ein funktionierender Taxi- und Mietwagenmarkt ist möglich, wenn faire Wettbewerbsbedingungen herrschen. Der Mindesttarif für Mietwagen packt das Problem an der Wurzel, indem er eine gerechte Preisstruktur schafft und Wettbewerb auf Basis von Servicequalität und Innovation ermöglicht. Das kommt allen zugute – den Fahrerinnen und Fahrern und letztlich auch den Bürgerinnen und Bürgern.”
Die Kommunen würden die Taxitarife mit dem Ziel festlegen, die Auskömmlichkeit für Fahrpersonal und Betriebe zu ermöglichen und die Höhe der Fahrpreise sozialverträglich für die Kundinnen und Kunden zu gestalten. Der neu etablierte Festpreis mit Tarifkorridor biete Preistransparenz, schütze die Kunden vor stark überhöhten Preisen und verhindere Sozialdumping.
Die volle Flexibilität bei der Preisgestaltung bei Mietwagen werde genutzt, um die Taxitarife systematisch zu unterbieten. Auch in München zeige sich bereits deutlich, zu welchen Verwerfungen die Billig-/Dumping-Strategie bei Mietwagen führe. Es würden illegale Strukturen entstehen, in denen Fahrer in erheblichem Umfang Schwarzarbeit verrichten und häufig unterhalb des Mindestlohns verdienten. Der Druck, bei diesen Preisen die Auslastung zu erhöhen, stelle zudem ein Sicherheitsrisiko dar. Die Daten belegten, dass der plattformbasierte Mietwagen nicht wirtschaftlich zu betreiben sei und es werde deutlich, dass sich eine organisierte kriminelle Struktur etabliert habe.
Das Fehlen eines Mindesttarifs für Mietwagen führe dazu, dass das traditionelle Taxigewerbe zugunsten eines dysfunktionalen Mietwagengewerbes verdrängt werde und somit auch das gesamte öffentliche Nahverkehrsangebot in eine Schieflage gerate. Diese Entwicklung habe negative Auswirkungen für die Stadt und für die Kunden, die ohne ein funktionierendes Taxigewerbe den unregulierten Angeboten internationaler Mietwagenplattformen ausgeliefert seien. Falls diese Entwicklung nicht gestoppt werde, sei bald nicht mehr gewährleistet, dass Menschen, die zum Beispiel in Randgebieten wohnten, gesundheitliche Einschränkungen hätten oder in Zeiten hoher Nachfrage wie während der „Wiesn“ oder bei Messen unterwegs seien, zuverlässig zu sozialverträglichen Bedingungen an ihr Ziel kämen. Auch der wichtige Beitrag, den das Taxi bei Schüler- und Krankentransporten leiste, werde dann fehlen.
Die Autoren fordern, dass das Mindestbeförderungsentgelt am Taxitarif orientieren und so gestaltet werden, dass es eine angemessene wirtschaftliche Grundlage biete. Erst dann sei der existenziell notwendige, faire Wettbewerb gesichert. Der Wettbewerb sei dann fair, „wenn eine identische Dienstleistung auch denselben Regeln unterliegt“. Alle Marktteilnehmer hätten dann die gleichen Chancen. Das Angebot an Qualität und Service werde wieder zum Maßstab dafür, wer sich am Markt behaupten könne. Dumpingpreise seien nur auf den ersten Blick attraktiv. Langfristig bedrohten sie die Existenz anderer Verkehrsträger und belasteten den Verkehr zusätzlich, da Mietwagenplattformen eine erhebliche Anzahl weiterer Fahrzeuge in die Stadt brächten.
Zu den derzeitigen Münchner Mobilitätsangeboten stellen die Autoren fest, diese erfüllten das öffentliche Verkehrsinteresse in hinreichender Weise. Ein starker Umweltverbund (ÖPNV inklusive Taxi, Rad- und Fußverkehr), Mikromobilitätsdienste (e-Scooter, e-Fahrräder, e-Mopeds) und Carsharing würden durch weitere Digitalisierung (MVGO), Optimierung (bessere Taktung der Bahnen) und Innovationen (On-Demand Services mit Taxi am Stadtrand, Tarifkorridor, Frauen-Nacht-Taxi) mindestens den Pendelverkehr reduzieren und dadurch die Lebensqualität kontinuierlich verbessern.
Es sei notwendig, so die Autoren der Erklärung, die Mindestpreise für Mietwagenfahrten „zum frühestmöglichen Zeitpunkt“ einzuführen. Schnelles und überzeugtes Handeln sei unabdingbar. Der Blick nach Berlin zeige, welche verheerenden Zustände durch ungleichen Wettbewerb entstehen könnten. Das Mobilitätsangebot und damit auch das Münchner Taxigewerbe stünden bereits heute unter immensem Druck. Man sei zuversichtlich, dass die Stadtverwaltung dem Antrag im Stadtrat nachkommen werde. Trotz der zu erwartenden rechtlichen und bürokratischen Herausforderungen sei man überzeugt, dass München erneut seiner Vorreiterrolle gerecht werden könne – nach dem Erfolg mit den Taxi-Festpreisen auch mit einem Mindestbeförderungsentgelt für Mietwagen. ar
Beitragsfoto: Axel Rühle
Auf Punkt gebracht 👍🏽
Was ich noch nicht verstanden habe warum bis jetzt keiner darüber redet die Konzession Anzahl bei diesem taxiänlichem Verkehr zu begrenzen um die Auslastung zu erhöhen um die Mindestlöhne zahlen zu können. Wenn ich Düsseldorfer Mietwagen Fahrer frage dann sagen die mir in Düsseldorf kannst du nichts mehr verdienen deswegen hauen die außerhalb der Stadt und arbeiten dort wo keine bzw wenig Autos sind also außerhalb der Gemeinde in die benachbarte Städte.
Es gibt doch ein Grund warum Taxen , Bussen und die Bahn Anzahl begrenzt ist oder ?
Was ist daran an soviel Mietwagen Zulassungen gut ? Umweltfreundlich? Nein ?
Fahrzeuge werden innerhalb einer kurzer Zeit so ausgenutzt bis zum geht nicht. Das muss ja mit viel Energie produziert werden und danach entsorgt werden . Ölwechsel alle 15 Tage auf Grund leere Kilometer umweltfreundlich?
Tut das die Wirtschaft gut ? Nein ? Jedes 5 tes Auto auf der Straße ist ein Mietwagen! Die fahren überall hin und arbeiten
Wenn einer kann schreib mir bitte was ist daran so gut ?
Ganz ehrlich die müssen begrenzt werden ??!
Die Antwort darauf in aller Kürze: § 12 des Grundgesetzes garantiert jedem Bürger die freie Berufswahl. Da der klassische Mietwagen im Gegensatz zum Taxi keine öffentliche Funktion erfüllt, darf man Miewtagenkonzessionen nicht begrenzen, weil man sonst einem Antragssteller das Recht auf freie Berufswahl verwehrt.
Noch eben hat FreeNow das Gewerbe verraten..
Wer einmal lügt, dem sollte man nicht glauben.
Ok das ist ja schön und gut aber das taxi muss regelmäßig nachweisen dass es wirtschaftlich arbeitet!Da herrscht leider ein Ungleichgewicht
Ich würde mir wünschen dass die Verantwortlichen auch eine Situation schaffen das alle Taxis wirtschaftlich existieren können!
Muss ein Taxi- und Mietwagenunternehmer nachweisen, das er „… wirtschaftlich arbeitet …“ oder muss er nachweisen, dass er finanziell leistungsfähig ist? Mir ist nicht bekannt, dass ein Taxiunternehmer bisher an dieser „Hürde“ :-)) gescheitert ist. Warum denkt man nun, dass ein Uber-Unternehmer daran scheitern würde? HH hat sein Prüfprogramm vorbildlich erweitert. Es muss aber den Taxiunternehmen hier klar sein, dass dann auch einige von ihnen scheitern werden.
Rechnet bitte nicht mit den Münchner-Behörden, nach dem diese bestens und aktuell zeigen, selber keine Übersicht zu haben. Kann aber auch an uns liegen, denn der lästige Kampf zwischen Taxi- und MU geht mir endgültig an den S….
Die Art und Weise wie wir untereinander umgehen und das derzeitige Bild abgeben, sollte jeden Einzelnen zum Umdenken bewegen!
Als aufmerksamer fachkundiger Beobachter der Münchner Verkehrswelt, fällt mir in letzter Zeit äußerst unangenehm auf, dass ich mutmaßliche Mietwagen zunehmend ohne die erforderlichen blauen Konzessionskennzeichen rumfahren und rumstehen sehe. Abgesehen von den anderen bekannten Verstößen gegen unsere Regeln.
Das betrifft sowohl die bekannten Hotspots rund um Hotels, Bahnhöfe, Innenstadtbereiche, bestimmte Betriebe und in der Nacht die Clubumgebungen. Demnächst ist bei der Wiesn der nächste Großansturm zu erwarten.
Aber auch die Fahrzeuge !
Besonders auffällig, dass Kleinbusse, zum Teil mir bekannt als Mietwagen, plötzlich ohne Konzessionskennzeichen unterwegs sind, getarnt als scheinbar ‚zivil‘.
Egal ob mit Münchner KFZ-Kennzeichen oder eines der einschlägig bekannten aus dem Umland.
Wie schon oft festgestellt, fehlt es ganz offensichtlich in den zuständigen Behörden am nötigen Druck, endlich diesem kriminellen Treiben ein Ende zu setzen.
Es ist ein äußerst schwacher Trost, wenn durch die angestrebten Mindesttarife eine Wettbewerbsverzerrung durch Missachtung geltender Regeln verringert wird. Was ich allerdings trotzdem begrüße.
Löst aber nicht das Problem der zu geringen Kontrolldichte der Mietwagenbetriebe. Es scheint nach wie vor kaum abschreckend zu wirken, wenn einzelne Mietwagenfirmen bei ihren illegalen Aktivitäten erwischt und sanktioniert werden.
Nur im Rahmen konsequenter Betriebsprüfung mit guter Datengrundlage (siehe Berlin und dortige Erfolge beim Einfordern der Vermittlungsdaten) können die zu vermutenden Steuer-,Sozialversicherungs- und Arbeitsrechtsverstöße aufgedeckt und danach geahndet werden. Zusätzlich können damit auch komplett unangemeldete Fahrer und Fahrzeuge entdeckt werden.
Im öffentlichen Raum, auf der Straße, sind wir dazu verurteilt, nur die Beobachter eines unerträglichen Zustands zu sein. Die von mir immer mal wieder zu dem Thema befragten Polizisten und Verkehrsüberwacher ließen erkennen, dass ihnen die Probleme entweder gar nicht bewusst sind oder sie keinen Handlungsauftrag haben.
Nichts kann Selbstjustiz rechtfertigen!
Denn bei aller Konkurrenz: auch Mietwagenfahrer und deren seriöse Unternehmer wollen ihr Auskommen haben.
Der soziale Frieden in unserem Land hat schließlich vor allem mit Gerechtigkeit zu tun. Also mit funktionierender Demokratie.
Wenn unsere Gesetze gelten sollen, müssen sie von den zuständigen Stellen auch WIRKSAM durch-GESETZt werden!
Warum kann man das System Hamburg nicht auch in München anwenden?
Woran scheiterte das, es würde einige Probleme lösen.
Auch sollten Auswärtige Autos nicht mehr in München Taxi Ähnlichen Verkehr ausüben dürfen.
In Essen läuft es genauso schlecht! Du stehst am Haltplatz eine std. guckst im Rückspiegel und dann siehst die Fahrgäste, die neben dir gewartet haben , im Uber Auto mit Düsseldorfer Kennzeichen einsteigen,dann kommt dein Fahrgast der kein 2 Km nach Hause oder zur nächsten Diskothek fährt.
Heute bei der Messen 5 Uber und mehr dann ein Taxi , die sind auf jedenfall im überzahl und es macht kein Spass mehr und die sind wie pilze 🍄🟫 im Wald, nämlich überall.