In den USA sind seit Beginn diesen Jahres mehrere Banken, die auf Kredite für das Taxigewerbe spezialisiert sind, unter Zwangsverwaltung der Bankenaufsicht gestellt worden – unter anderem, aber nicht nur, dank Ubers „disruptiver“ Marktmacht. Nun beginnen erbarmungslose Zwangsvollstreckungen gegen Taxiunternehmer, berichten verschiedene Zeitungen.
Der Werteverfall der Taxilizenzen bei gleichzeitig sinkenden Umsätzen (taxi times berichtete) führt mittlerweile zu einer Bankenkrise mit sozialen Verwerfungen. Das Credit Union Journal berichtete kürzlich, dass die Genossenschaftsbanken Montauk, Melrose und Lomto aus New York und Chicago von der Bankenaufsicht unter Zwangsverwaltung gestellt wurden. Weitere Banken sind von der Krise betroffen, die der Financial Times zu Folge in einem bedenklichen Umfang Kredite an die Taxiunternehmen im Portfolio haben. Sie haben jeweils Taxiunternehmen in dreistelliger Millionenhöhe finanziert. Die Geldverleiher treiben nun ihre Kredite ein.
AbcNews aus Minnesota schreibt, dass die Kapitaldienste vieler Kreditnehmer ihre Einnahmen auffräßen. Es bleibe kaum etwas zum Überleben. Marcelino Hervias, ein Einwanderer aus Peru, kaufte seine Taxi-Konzession 1990 für 120.000 Dollar. Damals ging auch die Bank davon aus, dass er die Lizenz für zwei Millionen Dollar verkaufen könne, wenn er in Rente gehen würde. Von dem jährlich steigenden Marktwert seiner Lizenz bezahlte der Einwanderer die Ausbildung seiner Tochter, und den Jahresurlaub. Jetzt muss der 58-jährige bis zu 16 Stunden täglich arbeiten, um über die Runden zu kommen. Seine Verbindlichkeiten übersteigen den Wert seiner Konzession um ein Vielfaches.
Der heute 76-jährige Constant Granville kaufte seine Taxi-Lizenz für 102.000 Dollar. Das war 1987. Heute habe er Schulden in Höhe von 300.000 Dollar. Er hätte wohl vorher verkaufen können, als der Wert seiner Konzession um die 500.000 lag. Allerdings entscheidet letztendlich die Bank eines potenziellen Käufers, wieviel sie bereit ist, für die Konzession zu verleihen, und das verkompliziert die Suche nach einem Nachfolger. Granville verkaufte nicht, bis er krank wurde und nun über einen Arbeitsvermittler Taxifahrer einstellen musste. Die Melrose-Bank droht dem Mann nicht nur sein Taxi samt Konzession zu pfänden, sondern auch sein Haus.
Das Kreditinstitut Melrose wurde im Februar von der Bankenaufsicht unter Zwangsverwaltung gestellt. Sein Stapel fauler Taxi-Kredite ist von 155 Millionen Dollar im Dezember 2016 auf 371 Millionen im Frühjahr gewachsen. Die 94 Jahre alte New Yorker Institution hat 3.100 Taxis finanziert – ein Großteil ihres Gesamtvolumens und ist von der Insolvenz bedroht.
Uber ist wohl nicht allein Schuld; die Preisentwicklung bei den Taxikonzessionen sei auch eine Blase gewesen, bestätigen Experten der Financial Times. Kritiker sagen, die Banken und ihre staatlichen Zwangsverwalter gingen rücksichtslos vor, wenn sie von ihren Schuldnern die volle Begleichung ihrer heutigen Schulden verlangen und sie mit der Pfändung ihres privaten Wohnhauses bedrohen.
Auch Lomto und Montauk stehen unter der Zwangsverwaltung der Bankenaufsicht und müssen nun zusehen, ihre Verluste durch andere Geschäftszweige und Geldeintreiben zu minimieren. Die in Chicago ansässige Montauk wurde im April von einem Konkurrenten übernommen und kann ihre schlechten Kredite verdünnen. Die Anzahl der Zwangsvollstreckungen gegen Taxiunternehmen in Chicago ist auf 28 in diesem Jahr angestiegen, berichten die Chicago Tribune und abc-News aus St. Paul.
Lomto, 1936 in New York von Taxiunternehmern gegründet, saß im Frühjahr 2016 auf knapp drei Millionen Dollar fälliger, aber unbezahlter Kredite. Ende des Jahres waren es 6,4 und im Frühjahr 2017 summierten sie sich auf 22,4 Millionen Dollar. Lomto hat nun zwei Taxigesellschaften in Chicago den weiteren Betrieb gerichtlich verbieten lassen. Damit soll verhindert werden, dass in einem Falle des Unfalls der Wert der Fahrzeuge noch weiter sinkt. Die kleine Bank geht auch gegen viele Taxiunternehmer in New York vor. Per gerichtlichen Verfügungen fordert sie die Rückgabe von Konzessionen und Fahrzeugen, um diese auf eigene Rechnung weiter zu betreiben oder lässt den Weiterverkauf oder die Überschreibung von Taxilizenzen gerichtlich verbieten, damit sich die Schuldner nicht mittellos aus dem Staub machen.
Damit aber nicht genug, denn es sind auch größere Banken betroffen, wenngleich im geringeren Umfang. Auch ohne staatliche Zwangsverwaltung werden die Geldhäuser nun ihre Kreditausfälle minimieren und kompensieren müssen. Bei Capital One stieg die Summe nicht zurückgezahlter Darlehen innerhalb des letzten Jahres von 168 auf 228 Millionen Dollar; es ist nicht bekannt, wie viele davon aus dem Taxi-Sektor kommen. Signatures Außenstände stiegen sogar von 53 Mill. auf 403 Millionen Dollar, laut Financial Times hauptsächlich auf Grund von Taxi-Krediten.
Taxiunternehmer mit nur einer Lizenz sähen jetzt noch längeren Arbeitstagen entgegen, um ihre Kredite abzuzahlen, und am Ende würden auch ihnen Privatinsolvenz und Zwangsvollstreckungsmaßnahmen drohen, schrieb der Leiter der Taxifahrergewerkschaft von New York, Bhairavi Desai, der Chicago Tribune. Die Sharing Economy -Uber und Lyft- „haben Vollzeitstellen für Fachkräfte in prekäre, schlecht bezahlte Arbeitsverhältnisse verwandelt. Es ist ein ruinöser Wettkampf innerhalb einer Arbeiterschaft, die bereits zuvor an der Armutsgrenze existierte.“ prh
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Es ist unglaublich, Wir haben in Deutschland ein Personenbeförderungsgesetz. Nur bei Uber und Lyft wird dieses nicht angewand. Kein Gesundheitszeugnis für die Fahrer, Keine Genehmigung von Stellen des Straßenverkehrsamtes. Möchte nicht Wissen wie die Fahrzeuge von Uber & Co. versichert sind, bestimmt nicht wie die eines Taxis. Diese „Firmen“ können machen was sie wollen. Das unsere Politiker da keinen Riegel vorschieben ist mir unerklärlich. Wozu haben wir Gesetze ?