Im Rahmen der Conference Days des Huss-Verlags sprach Gregor Beiner, Vorstandsmitglied des Bundesverband Taxi- und Mietwagen über den Bundesfahrplan eTaxi und brachte seine Erfahrungen als Taxiunternehmer mit ein.
Bis zum Jahr 2030 wird das Münchner Taxi Zentrum (mtz) noch brauchen, bis die Fahrzeugflotte komplett auf den E-Antrieb umgestellt ist. Vor vier Jahren wurde dafür bereits der Grundstein gelegt. 2018 wurden zehn vollelektrische Jaguar I-Pace in die Fahrzeugflotte aufgenommen.
In seinem Vortrag am letzten Freitag zeigt Beiner die Vorteile der Fahrzeuge auf. Den Einstieg machte die Frage, welche Antriebsart aktuell hinsichtlich des Treibstoffverbrauchs am günstigsten zu bewegen sei.
Die Antwort überraschte, denn Hybridfahrzeuge und das E-Taxi liegen aktuell relativ gleichauf. Was aber eindeutig für das E-Taxi spricht, sind die geringen Unterhaltskosten, was die Wartung der Fahrzeuge angeht und die zu erwartende Preissteigerung von Super- und Dieselkraftstoff.
Bereits jetzt ist es extrem schwierig, diese Kostensteigerung im Taxitarif angemessen zu berücksichtigen. Fossile Brennstoffe, so Beiner werden tendenziell immer teurer und sind deshalb im Taxigewerbe nicht mehr zukunftsfähig. Auch die Entscheidung von Mercedes-Benz, zukünftig die E-Klasse nicht mehr als Taxi anzubieten, bezeichnet Beiner als krassen Bruch. In der Folge werden sich zukünftig nicht nur die Taxiunternehmer, sondern auch die Kunden umorientieren müssen. Eine riesige Chance, um sich im Limousinenbereich nicht nur nach einem anderen Fahrzeughersteller, sondern auch nach einer anderen Antriebsart umzuschauen.
Natürlich ist auch der Strompreis stetig angestiegen, was ganz speziell in den beiden vergangenen Jahren zu spüren war. Trotzdem verweist Beiner darauf, dass die Mobilitätswende hin zu emissionsfreien Antrieben politisch gewollt und unterstützt wird. All diese Faktoren spielen beim sogenannten Bundesfahrplan eTaxi mit rein, den der BVTM Anfang Ende vergangenen Jahres veröffentlicht hatte. Bei der Politik ist der Bundesfahrplan eTaxi bereits platziert worden. Weil der Krieg in der Ukraine aber viele Kräfte bindet, sei derzeit keine Entscheidung zu erwarten.
Der BVTM fordert eine staatliche Unterstützung, die es ermöglichen soll, bis 2030 einen Umstieg von 80 Prozent aller Taxis auf die E-Mobilität sicherzustellen. Die Kosten dafür kalkuliert der Verband über den Zeitraum von acht Jahren auf rund 390 Millionen Euro.
Die als degressiv angelegte Förderung soll zu Beginn die sogenannten First Mover mit 15.000 Euro unterstützen, bis Ende des Förderzeitraums wird sich die Förderhöhe schrittweise reduzieren, um so den sinkenden Anschaffungskosten gerecht zu werden.
Damit die Förderung erfolgreich wird, braucht es aber neben dem finanziellen Aspekt auch persönliche politische Unterstützung und gegebenenfalls Priorisierungsmaßnahmen für die E-Taxis. Das kann beispielsweise eine freie Durchfahrt verkehrsberuhigter Zonen sein oder die Nutzung von Busspuren, aber auch exklusive Standplätze für Elektro-Taxis.
Eine Voraussetzung, ohne die das Projekt nicht durchführbar sein wird, ist die Schaffung einer Ladeinfrastruktur vor Ort. Dazu bedarf es die Einbeziehung aller beteiligten Parteien, wie Politik, Fahrzeughersteller und natürlich die Taxiunternehmer. Damit die Anschaffung eines E-Taxi sich auch kalkulatorisch abbilden lässt, fordert der BVTM zudem einen Deckelung des maximalen Strompreises.
Aus dem eigenen Betrieb, wo auf dem Betriebshof eine eigenen Ladeinfrastruktur installiert ist, weiß Beiner zu berichten, dass man zwar mit hohen Anfangsinvestitionen rechnen muss, die aber dank der vielen Förderungen relativiert werden können.
Die eigene Fahrzeugflotte von zehn Jaguar I-Pace, zu der sich zuletzt auch noch 2 Mercedes-Benz eVito mit Heckausschnitt gesellt haben, laufen unproblematisch im Zwei-Schicht Betrieb. Bislang soll auch noch keine Fahrt wegen mangelnder Reichweite abgelehnt worden sein müssen.
Die mtz-Stromer verfügen über eine Reichweite von rund 350 Kilometer. Pro Schicht sind die Fahrzeuge meist 200 Kilometer unterwegs. Sie bieten also genug Ressourcen, um auch längere Fahrten durchführen zu können, das zeigt die bisherige Erfahrung.
Beiner ist von der E-Mobilität so überzeugt, dass sein Betrieb in spätestens acht Jahren komplett umgestiegen sein will. Das gewonnene Know-how mit dem Elektroauto im Taxieinsatz will der BVTM gerne mit interessierten Taxiunternehmern teilen. Die Wissensvermittlung in theoretischen und praktischen Schulungen werde zukünftig ein Teil der Grundkonzeptes des BVTM sein.
Zum Thema Wiederverkauf konnte auch Beiner noch keine Erfahrungen teilen. Die Fahrzeuge und deren Batterie sind aktuell nach vier Jahren und 1,8 Millionen Kilometer noch ohne Einschränkungen im Einsatz. Die Akkukapazität liegt immer noch im Soll-Bereich. Ein interessanter Ansatz könnte aber auch sein, den Akku getrennt vom Fahrzeug zu verkaufen, denn der Akku wird auch am Ende des Fahrzeuglebens immer noch der wertvollste Bestandteil bleiben. sg