Auf der Europäischen Taximesse (ETM) in Essen stammte nur ein Viertel der Aussteller aus dem Ausland – ein größerer Anteil als beim Publikum immerhin.
Von der endgültigen Liste der 72 Aussteller (ohne Tombola-Losstände) auf der ETM zählten wir 18 Unternehmen aus dem Ausland: 3 aus Großbritannien (CMAC, What3words, Autocab), 3 aus den Niederlanden (Taxi Butler, Cabman, Tribus Group), 2 aus Österreich (Hale Electronic und fms/Austrosoft), 2 aus Norwegen (CenCom, TDS) und je eines aus Dänemark (Frogne/Structab), Italien (Digitax), Irland (iCabbi), Slowenien (Net Informatika), Türkei (Alberen), Griechenland (Semitron), Luxemburg (Savvy Mobility) und Spanien.
Aus letzterem war die Interfacom SAU (Taxitronic) mit einem besonderen Aussteller angereist: Herbert Metschke, der viele Jahre im internationalen Vertrieb von Taxitronic tätig war. Corona-bedingt hatte er sich im Ruhestand noch nicht von seinen ausländischen Kollegen verabschieden können. Damit stand er am Stand von Taxitronic im Mittelpunkt.
Bei den drei britischen Ausstellern fiel auf, dass sie kaum Deutschsprechende an ihren Ständen hatten – für Unternehmen, die in Deutschland expandieren wollen, eine teure und vor allem etwas arrogante Fehleinschätzung. Wer am Stand der Uber-Tochter Autocab (Flottenmanagement) vorbeiging, wurde stets von freundlichen, aber einsprachigen Damen auf Englisch angesprochen. Interessanterweise war auf dem Stand selbst kein einziges Uber-Logo zu sehen, was angesichts der starken Anbindung des IT-Unternehmens an die Plattform bemerkenswert ist.
CMAC, ein britisches Unternehmen, das unter anderem à-la-minute-Ersatztransporte mit Taxi, Kleinbus und Reisebus bei Flugausfällen in ganz Europa anbietet, kam nach Essen, um Unternehmen in diesen Bereichen in Deutschland anzuwerben. Bei jeder Annullierung eines Urlaubs- oder Linienfluges müssen europaweit sofort Taxis, Kleinbusse und Reisebusse bereitstehen, um die Reisenden samt Crew abzuholen und weiterzutransportieren. „Obwohl wir zum ersten Mal auf der Messe sind, war die Erfahrung ermutigend“, sagte Roger Jago, der für die internationale Strategie verantwortlich ist.
Der „mehrsprachigste“ Stand war zweifelsohne der von Taxi Butler, der weltweit Taxi-Bestellboxen für Hotels, Bars und Restaurants liefert und nun auch – als Messeneuheit – die Bestellung von Taxis vom Hotelzimmer aus über einen QR-Code ermöglicht. Der Niederländer Peter Moen rekrutierte sein mehrsprachiges Standteam unter anderem aus Ungarn und der Ukraine. Über den Andrang am Stand konnten sie sich nicht beklagen.
So auch bei der Tribus Group, einem niederländischen Kleinbushersteller, der für den sozialen Transport in diesem Land (80 Prozent des Taxiumsatzes im Nachbarland) TriflexAIR, einen intelligenten und flexiblen Boden mit Klappsitzen und Befestigungsmöglichkeiten für Rollstühle konzipiert hat, damit verschiedene Personengruppen mit den Kleinbussen befördert werden können. Der Kleinbus kann jederzeit einfach angepasst werden. „Bei unseren Partnern in Deutschland, oft auch Busherstellern oder -händlern, vermarkten wir – statt Kleinbussen, die mit diesem Boden ausgestattet sind – oft nur den TriflexAIR-Boden,” sagte Bas Verboord, Marketing und Salesmanager Europa. Er wurde nicht müde, mit seinen Kollegen zwei Tage lang die flexiblen Möglichkeiten des smarten Bodens zu demonstrieren.
Ein weiterer traditioneller Besucher aus den Niederlanden war das IT-Unternehmen Cabman, das unter anderem Registrierungs- und Buchungssysteme für das Taxi und die Taxibranche zeigte. Ebenfalls auf dem Cabman-Stand: die bekannten Barclay-Taxi-Dachleuchten, ebenso aus dem Nachbarland.
Eine Premiere hatte das irische IT-Unternehmen iCabbi, das unter den Fittichen der Renault-Tochter Mobilize auf dem europäischen Kontinent große Fortschritte macht. Gemeinsam mit Mobilize startete iCabbi in Madrid den Rollout der speziell für die Personenbeförderung entwickelten „Mobilize Limo”, kombiniert mit der iCabbi-Software. Paris soll der nächste Schritt sein. Auffällig an dem Paket: Das Auto und das iCabbi-System werden zusammen geleast. Der Taxiunternehmer muss also kein Fahrzeug oder Automatisierungspaket kaufen. Die Frage ist natürlich, welches Automatisierungspaket auf dem lokalen Markt schon dominiert und welches bei den Taxizentralen am beliebtesten ist – und ob iCabbi dazu passt.
Eine weitere bemerkenswerte Neuheit war das Geocode-System von what3words Ltd. aus London. Da Standorte in Taxisoftware oft nicht genau angegeben sind (man denke an verschiedene Ein- und Ausgänge von Einkaufszentren oder Bahnhöfen), hat dieser britische Entwickler einen genauen Code für jeden drei Quadratmeter großen Abschnitt der Erdoberfläche, basierend auf drei verknüpften Wörtern aus dem Wörterbuch (mit oder ohne Werbung) entwickelt. So kann das Taxi immer genau an den richtigen Ort fahren.
Insgesamt war die diesjährige ETM also weniger europäisch, sprich: weniger international als die früheren in Köln, was seine Ursache in einem organisatorischen Unterschied zu den Messen in Köln hatte. Noch weniger international war allerdings das Publikum (siehe gesonderte Meldung). wf
Beitragsfoto: Axel Rühle