Uber-Fahrten waren in Großbritannien bis vor Kurzem wie Taxifahrten umsatzsteuerfrei. Seit Kurzem müssen Uber-Fahrgäste 20 Prozent Mehrwertsteuer bezahlen.
Nach einem Urteil des High Court of England and Wales muss Uber seine Umsätze seit Montagnacht mit 20 Prozent versteuern, da der Anbieter laut Urteil des übergeordneten britischen Zivilgerichts vom 6. Dezember 2021 nicht als Fahrtenvermittler („Agent“), sondern als Auftraggeber zu betrachten ist, wodurch die App-Fahrten dem höheren Mehrwertsteuersatz unterliegen. Seit dem Stichtag schließen Uber-Fahrgäste in Großbritannien die Beförderungsverträge jetzt formal mit Uber ab, statt wie bisher mit dem Fahrer. Eine Fahrt für bisher 10 Pfund kostet seitdem 12 Pfund.
Uber hatte nach dem Urteil angekündigt, dass die Fahrpreise steigen müssten, da auf Mietwagenfahrten bisher – wie bei Taxifahrten – überhaupt keine Mehrwertsteuer erhoben wurde, nicht einmal der vergünstigte Satz von fünf Prozent, wie er für Lebensmittel, Energie und Nahverkehr gilt. Zum bisherigen Fahrpreis ist also ein Fünftel hinzugekommen. Die Mehrwertsteuer, auf Englisch Value added tax (VAT), wird innerhalb des Fahrpreises berechnet und dem Passagier nicht separat angezeigt. Wie in anderen Ländern zahlt der Uber-Fahrgast einen Brutto-Fahrpreis.
Es wird davon ausgegangen, dass Uber einige Tarife effektiv subventionieren kann und wird, da ein Sprecher sagte, dass die Tariferhöhungen von Stadt zu Stadt unterschiedlich sein würden. Uber weigerte sich wie üblich, weitere Einzelheiten zur Preisgestaltung preiszugeben, da diese Zahlen wettbewerbssensibel seien.
App-Nutzer wurden im Vorfeld über die Änderung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen informiert, die besagte, dass die Fahrgäste ab Montag, 23.59 Uhr, direkt mit Uber und nicht mit dem Fahrer einen Vertrag abschließen. Obwohl das ursprüngliche Urteil des High Court nur das Uber-Geschäftsmodell in London galt, sagte ein Uber-Sprecher, dass der Konzern die Änderungen in Erwartung weiterer gesetzlicher Maßnahmen gleich landesweit anwendet.
Die Uber-Kunden in Großbritannien hatten zum Teil bereits in den letzten Monaten rasant steigende Tarife hinnehmen müssen. In London hatte Uber die Preise wegen Personalmangels im vergangenen November um zehn Prozent erhöht, um mehr Fahrer anzulocken. Zudem waren die Fahrpreise im Linienverkehr der Hauptstadt im Herbst um fast fünf Prozent erhöht worden. Auch die Londoner Taxis werden Ende April ihren Tarif erhöhen, allerdings nur um etwa 5,5 Prozent, obwohl sie wegen der stark gestiegenen Kosten seit der letzten Tariferhöhung (2018) eigentlich um zehn Prozent höhere Preise bräuchten. Mit der angekündigten Preiserhöhung versucht das Londoner Taxigewerbe auch, die Abwanderung vieler Fahrer aus der Branche zu bremsen.
Auch andere App-Vermittler im Mietwagengewerbe wie Bolt und Ola werden gesetzlich verpflichtet sein, diesem Beispiel in London zu folgen, obwohl sie die Pläne noch bestätigen müssen. „Uber ist in einem hart umkämpften Markt tätig, und wir verpflichten uns, den Verbrauchern stets erschwingliche Preise anzubieten”, sagte ein Uber-Sprecher. „Wie immer erhalten die Kunden einen Fahrpreis, bevor sie ihre Fahrt buchen.“
Die Änderungen erfolgten, nachdem Richter den Status von Uber während eines Gerichtsverfahrens Anfang 2021 infrage gestellt hatten. Damals kämpfte der multinationale Konzern gegen ein Urteil, laut dem Fahrer Arbeitnehmer mit Rechten seien. Die Arbeitnehmer bei Uber wurden dann als „Worker“ eingestuft, eine Zwischenkategorie speziell in Großbritannien zwischen Freiberufler und Angestellte, mit den üblichen sozialen Vorteilen. wf
Beitragsfoto: Wim Faber