Schon seit 2022 gibt es im Schwarzwald ein ÖPNV-Taxi. Anfang April vergangenen Jahres hatte man den Eigenanteil der Fahrgäste angepasst. Mit der Preiserhöhung wollte man den Einsatz des ÖPNV-Taxis mehr auf Kurzstrecken fokussieren. Diese Maßnahme hat aber noch nicht ausgereicht.
Von anfangs zwei Fahrten pro Tag mit dem ÖPNV-Taxi sind es mittlerweile im Schnitt Fahrten im unteren dreistelligen Bereich geworden. Was als Pilotprojekt in den beiden Kreisstädten Freudenstadt und Horb begann und im weiteren Verlauf auf die Orte Eutingen, Empfingen, Baiersbronn, Dornstetten, Grömbach, Loßburg, Pfalzgrafenweiler, Schopfloch, Glatten und Waldachtal ausgeweitet wurde, hat mittlerweile einen festen Platz im Mobilitätsangebot der Menschen vor Ort bekommen.
Bereits im vergangenen Jahr hatte sich der Kreistag damit befasst, wie man das Projekt weiter etabliert und auch vor Missbrauch schützt. So hat man beispielsweise bei der letzten Fahrpreisanpassung die Fahrpreise für Fahrten ab der 4. Zone verdoppelt. Mit diesem Kniff wollte man den Grundgedanken des ÖPNV-Taxis stärken, nämlich das Taxi als Zubringer zum ÖPNV zu fokussieren und nicht als seinen Ersatz.
Auch in diesem Jahr musste sich der Kreistag erneut mit der Finanzierung des Projekts beschäftigen. Dort war man einhellig der Meinung, dass eine weitere Anhebung des Fahrpreises in Form eines Zuschlags in Höhe von 2 Euro für Personen unter 18 und 4 Euro für Personen über 18 zwar durchaus noch zu vertreten sei. Tatsächlich ist es aber auch so, dass die Verdoppelung der Zuschläge sich auch entsprechend in den Einnahmen widerspiegeln würde.
Da allerdings eine neue Gesetzesfassung in Arbeit sei, die eine Anrechenbarkeit der Kilometerleistung des ÖPNV-Taxis ermögliche, könnte der Anteil der Förderung in Zukunft durchaus steigen. Da bis zur Verabschiedung des entsprechenden Gesetzes noch Unklarheit herrsche, hat man sich dazu entschlossen, zunächst auf den entsprechenden Gesetzesentwurf zu warten und den Fahrgastanteil nicht erhöhen.
Dennoch hat der Kreis erkannt, dass die Kosten für das ÖPNV-Taxi den Haushalt sprengen und sucht gezielt nach Wegen, wie man die Fahrten mit dem ÖPNV-Taxi, die über sehr lange Strecken gehen, zahlenmäßig einschränken kann. Gerade sie würden den Haushalt unnötig belasten. Wie der Schwarzwälder Bote berichtete, wurde auch im Technischen Ausschuss des Kreises darüber debattiert, dass die App Fahrten mit dem ÖPNV-Taxi häufiger zum nächsten Umstiegspunkt leiten sollte, anstatt direkt zum Ziel der Fahrgäste.

Kreisrat Erwin Zepf von der CDU berichtete unter anderem von einem Gespräch mit einer Taxifahrerin, die ihm zugetragen haben soll, dass sie mit dem ÖPNV-Taxi häufig hinter dem Bus herfahren würde. Der Leiter der Stabsstelle Mobilität und Nachhaltigkeit Oliver Valha bestätigte, dass es Menschen gäbe, die darauf warten würden, dass der Bus abfährt und dann ein ÖPNV-Taxi rufen würden. Wie der erste Landesbeamte Reinhard Geiser allerdings festhielt, sei dieses Verhalten allenfalls moralisch verwerflich, aber nicht rechtswidrig.
Auch wurde darüber gesprochen, ob man die Fahrten erst ab einer gewissen Entfernung zulassen solle. Kreisrat Julian Osswald wusste zu berichten, dass viele Schüler das ÖPNV-Taxi nutzen würden, um von der Schule zum Bahnhof zu kommen. Seiner Meinung würde ihnen dieser Service nicht zustehen, da sie ja noch jung seien und gut zu Fuß, deswegen wolle er prüfen lassen, ob man besonders kurze Fahrten mit dem ÖPNV-Taxi verhindern kann. An diesem Punkt schieden sich die Geister der Kreispolitiker, denn es konnte nicht abschließend geklärt werden, ob so eine Idee überhaupt technisch umsetzbar wäre und ob man dann nicht auch einen Grundgedanken, nämlich die Mobilität aller Einwohner zu sichern, ad absurdum geführt würde. sg
Beitragsfoto: Symbolbild Freudenstadt