Ob Razzia im Uber-Partner-Milieu, Festpreis-Korridore oder TSE: Die aktuellen Taxithemen haben eine hohe Brisanz. Das zeigt sich auch an der Intensität der Leserkommentare.
Von wegen Sommerloch: In den letzten drei Wochen hat sich die Zahl der Leserkommentare verdreifacht. Damit nutzen aktuell immer mehr Leser die Kommentarfunktion am Ende eines Beitrags und geben damit zu den veröffentlichten Beiträgen ein unmittelbares Feedback. Eine Option, mit der Taxi Times unter den Zeitschriften der Personenbeförderungsbranche ein Alleinstellungsmerkmal genießt.
Auffällig bei den zuletzt veröffentlichten Kommentaren ist die Mischung aus hoch emotionalen und sehr sachlichen Lesermeinungen. Über den jetzt veröffentlichten Anwendererlass zur Kassensicherungsverordnung schreibt beispielsweise ein Kollege davon, dass damit die schlimmsten Befürchtungen des Taxigewerbes wahr werden. Ein anderer pflichtet ihm bei und mutmaßt, Uber hätte „im Hintergrund ganze Arbeit geleistet damit es den Taxis noch mehr an den Kragen geht“ – angesichts der Uber-Files keine absurde Vorstellung. Wieder ein anderer weist darauf hin, dass nach seiner Kenntnis „die Wegstreckenzähler ebenfalls diese Vorgaben erfüllen“ müssen. Eine Befreiung von der Wegstreckenzählerpflicht gebe es mittlerweile nur unter eng eingegrenzten Definitionen. Jener Leser listet eine Menge Fragen zur Manipulationssicherheit bei Taxametern auf. Fragen, die seiner Meinung nach schon im Anhörverfahren hätten gestellt werden müssen. Hier kommen Sie direkt zu den Kommentaren.
Ebenfalls zum Thema TSE berichtet ein Taxameterexperte aus der Schweiz. Er schildert die Odyssee mit verschiedenen Taxameter-Herstellern bei der Klärung etlicher Fragen, etwa was mit Taxametern von Herstellern geschieht, „die nicht mehr bereit sind, diese Modelle mit einer TSE nachzurüsten“ – oder sich vom Markt verabschieden. Möglicherweise solle die TSE von den verantwortlichen Politikern einfach als Erfolg verkauft werden. Den Betroffenen gebe es allerdings keine Rechtssicherheit, wenn nicht einzuhaltende Fristen ständig auf dem „kleinen Dienstweg“ verlängert würden. Ein Leser schiebt die Ignoranz der Behörden gegenüber dem Gewerbe auf unplausible Abrechnung durch Unternehmern und die vermeintlich schlechte Verbandsarbeit.
Ein größerer Themenkomplex sind die Möglichkeiten, die das novellierte Personenbeförderungsgesetz (PBefG) den Behörden bietet, um das Taxigewerbe vor der unlauteren Konkurrenz zu schützen. Die Behörden trauen sich aber noch nicht so recht auf das Neuland, zumal Uber & Co. erfahrungsgemäß schnell mit Klagen sind, wenn sie eine Einschränkung ihrer fragwürdigen Geschäfte wittern.
Einen Vorstoß wagt jetzt die Stadt München, die zum 1. September einen Festpreiskorridor im Taxitarif einführen möchte. Der Schweizer Taxameterexperte steuert technische Einzelheiten bei, mahnt eine präzise Begriffsdefinition an und schildert Erfahrungen aus seiner Heimat, wo die seit Längerem bestehenden Preiskorridore auch Probleme mit sich bringen, etwa bei Änderungen des Fahrziels, und wie diese sich technisch lösen lassen. Ein anderer Leser begrüßt das „wegweisende Projekt“ und hofft auf eine evaluierende Begleitung. Er wünscht sich eine gute Öffentlichkeitsarbeit, um so Kunden zurückzugewinnen. Mehr dazu hier
Ein Thema, das dauerhaft auf großes Interesse stößt und stets für Kontroversen sorgt, sind Rechtsverstöße durch Mietwagenfahrer, die bei Kontrollen oft in erschreckendem Ausmaß festgestellt werden, aber auch bei Unternehmern. Eine Razzia bei Uber-Partnern in Nordrhein-Westfalen hat diese Woche gefälschte TÜV-Plaketten, fehlende Konzessionen, gefälschte Konformitätsbescheinigungen für Wegstreckenzähler, ergaunertes Bargeld und sogar falsche Polizeiuniformen zutage gefördert.
An Ordnungsämter und politische Verantwortliche gerichtet macht ein Leser aus Köln in dem vorliegenden Fall ein besonders gutes Beispiel für „für die momentane Lage (miserabel)“ aus und bemängelt „fehlende Vorgaben (Mindesttarif) und eine nicht vorhandene Planung des ÖPNV“. Er wartet auf ein Umdenken bei den Behörden und fordert Wegstreckenzähler und TSE für alle Mietwagen: „Schluss mit dem Wildwuchs.“ Ein anderer sieht in dem Fall die Antwort auf die Frage, wie Mietwagenbetriebe für Uber mit Preisen unterhalb der Selbstkosten wirtschaften können. Er dankt den Behörden und allen „aufmerksamen Kölner Kollegen, die hier mit Zeitstempel-Kamera und Zeugenaussagen unermüdlich diesen Erfolg erst möglich machten.“ Einen Mindesttarif für Mietwagen hält er gar nicht für notwendig. Man müsse lediglich das Preisdumping unterbinden, indem man die Zahlung der „reellen Kosten für Versicherung und HU“ und der fälligen Steuersätze durchsetzt.
Ein weiterer Leser rechnet fest damit, dass Uber sich wieder einmal unwissend gibt und die Opferrolle einnehmen wird. Ein anderer formuliert es offensiver: Die Zuverlässigkeit von Uber sei offenbar nicht mehr gegeben, da nicht überprüft werde, wer die Aufträge übernimmt. Der nächste stellt die Frage in den Raum, wieso „so was“ nicht in München gemacht werde. Ein anderer wünscht sich, dass alle Zulassungsstellen im Lande solche „Überprüfungen schnellstens durchführen“. Wieder ein anderer unterstellt, das Verhalten von Uber werde „nicht nur geduldet, sondern geradezu forciert. Die Kontrollen müssen viel engmaschiger, schneller und konsequenter kommen. Gleiche Bedingungen für alle Marktteilnehmer, das muss das Ziel sein.“ Mehr zur Medlung und den Kommentaren hier.
Die Taxi-Times-Redaktion bedankt sich bei allen Lesern für ihr Feedback. red
Hinweis der Redaktion: Alle bei Taxi Times bisher veröffentlichten Beiträge zum Thema TSE-Pflicht finden Sie hier.
Liebe Redaktion,
ein sehr sehr kurzweiliger und schöner Querschnitt durch die aktuellen Themen. Bravo. Wäre doch eine Idee so etwas zum festen Bestandteil zu machen. Jeweils am Monatsende eine kurze Zusammenfassung der heißesten Themen. LG aus München.