Mit der Novelle des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) wurde 2021 die Ortskundeprüfung bei angehenden Taxifahrern abgeschafft. Stattdessen sollte eine Kleine Fachkunde obligatorisch werden. Jetzt hat sich die Politik auch von diesen Plänen verabschiedet.
Wie der Bundesverband Taxi und Mietwagen BVTM in einer Eilmeldung an seine Mitglieder soeben mitgeteilt hat, sei die Abschaffung das Ergebnis einer Tagung von Bund und Ländern in dieser Woche. Ursprünglich war die Kleine Fachkunde als Ersatz für die aus dem Personenbeförderungsgesetz (PBefG) herausgefallene Ortskundeprüfung vorgesehen. Doch die Politik hatte es in all den Jahren nicht fertiggebracht, den Inhalt und die Prüfungsabwicklung festzulegen. Nun folgt also das endgültige Aus. „Die Kleine Fachkunde soll ersatzlos gestrichen werden. Formal soll dies durch eine Änderung der Fahrerlaubnisverordnung umgesetzt werden“, berichtet der BVTM.
Diese Entscheidung kommt durchaus überraschend. Im Frühsommer hatte es noch so ausgesehen, als sei die Einführung nur noch eine Frage weniger Wochen. Der Bundesverband hatte sich bis zuletzt für die Einführung einer solchen Fachkunde eingesetzt und dafür auch bereits eine eigene Lern-App entwickelt. Entsprechend wird diese Entscheidung jetzt bedauert. Auch ein Kompromissvorschlag, wonach die Kleine Fachkunde nur in Metropolen Anwendung finden sollte, habe laut BVTM bei den Beratungen keine Zustimmung gefunden. Wie ein Insider gegenüber Taxi Times berichtet, haben sich 14 von 16 Bundesländer gegen eine Kleine Fachkunde ausgesprochen.
Gerade Taxibetriebe in den Großstädten hatten bis zuletzt auf eine solche Kleine Fachkunde gehofft. „Das ist bitter“, äußerte sich ein Großstadt-Unternehmer gegenüber Taxi Times. „Ich habe rund 200 Stunden in ein Schulungskonzept investiert.“
Die Kleine Fachkunde wäre ein weiterer kleiner Mosaikstein für einen fairen Wettbewerb zwischen Taxigewerbe und den taxiähnlich und für Plattformen wie Uber oder Bolt agierenden Mietwagen gewesen. Gerade dort tummeln sich besonders viele Fahrer, die weder über Ortskunde noch über die rechtlichen Rahmenbedingungen Bescheid wissen. Das zeigt sich auch daran, dass viele von ihnen täglich Rechtsverstöße begehen in Form von Missachtung der Rückkehrpflicht, der zulässigen Arbeitszeiten oder des Mindestlohngesetzes.
Auf der anderen Seite hatten sich mit zunehmender Verzögerung immer mehr Taxibetriebe im ländlichen Bereich gegen die Einführung einer solchen Fachkunde ausgesprochen. Diese haben längst eigene Ausbildungskonzepte entwickelt, mit denen sie ihre neuen Fahrer auf den Dienstleistungsberuf „Taxifahrer“ vorbereiten. Auch der Dachverband TMV hatte sich seit einiger Zeit vehement für eine Abschaffung der Kleinen Fachkunde stark gemacht, die er für „faktisch tot“ erklärt hatte.
Diverse Taxi-Landesverbände begrüßen ebenfalls die jetzt erfolgte endgültige Einstellung der Kleinen Fachkunde, vor allem Dingen jene Verbände, deren Mitglieder größtenteils im ländlichen Bereich agieren, in denen es (noch) keine Plattformen gibt. Dazu zählen auch Landesverbände, die im BVTM Mitglied sind, wie beispielsweise der VV Württemberg oder auch der LTV (Thüringen), der sich vor einigen Monaten bereits klar gegen die Einführung einer Kleinen Fachkunde ausgesprochen hat. Die unterschiedlichen Bewertungen sind also nicht ein Konflikt zweier konkurrierender Verbände BVTM und TMV, sondern verdeutlichen – zumindest bei dieser Frage – die unterschiedlichen Interessen zwischen städtischen und ländlichen Taxibetrieben. jh
Beitragsfoto: Symbolbild pixabay KI-generiert









sehr toll das es gekippt wurde, wunderbar, jetzt ist wirklich der Untergang dieses Berufs gekommen. unfassbar was die da treiben. hat wieder Uber Finger im spiel. ich hatte mich so gefreut das jeder Prüfung machen muss und sich besser qualifiziert als Fahrer, aber leider wird das nichts. mir fehlen die worte echt
Man kann ja eine eigene Prüfung O Kunde etc durchführen
sosorry aber das bringt rein garnichts, weil des ist alles ein quatasch. ich sehe ja die funkprüfung, aber im wesentlich kern und ohne deutsch kenntnis null. her mit einer prüfung und gut ist es. es gibt mittlerweile unternehmen die selbst keine ahnahnung haben b
Ein Verband, eine Stimme und dann hoffentlich auch mal eine Schnittstelle im Kontakt zu Kunden. Wenn zwei am selben Strick in entgegen gesetzte Richtung ziehen, wissen auch wohlmeinende Politiker nicht, was sie mit uns anfangen sollen. Nutzt nur wieder den Falschen.
Es gibt die Stimmen auf Führungsebene, die einer neuen bundesweiten Interessenvertretung aufgeschlossen sind. Hoffentlich geht da mal was voran.
Die sogenannte „Kleine Fachkunde“ war sowieso eine Totgeburt von Anfang an, nicht ohne Grund befinden wir uns im Jahre 5 dieser absurden Aberlenkungsidee aus dem Hause Uber, die damit nur ihre Verschleppungstaktik zur Eliminierung des Taxigewerbes befeuert hat. Im Übrigen sollte man in ihren Artikeln nicht immer dem lancierten Wording auf den Leim gehen, dass es sich bei dem illegalen Vorgehen von Uber plus Pseudo-Mietwagen um etwas handele, das lediglich „taxiähnlich“ und damit irgendwie gerechtfertigt sei, es ist de facto ein illegaler Taxiservice außerhalb der geltenden Gesetze, deren Einhaltung in keiner Weise überprüft oder durchgesetzt wird. Diese angebliche Fachkunde hätte im Übrigen auch nichts zu einem „fairen Wettbewerb“ beigetragen, den es sowieso nie gab und der einfach von vornherein gesetzeswidrig unterbunden wurde; steigen sie mal in Berlin in ein Taxi, 9 von 10 Fahrern haben nicht den geringsten Plan, wo es hingehen soll, ja, sie sind noch nicht einmal in der Lage, die Zieladresse ins Navi einzugeben. So sieht die Fachkunde in praxi aus. Es macht einfach keinen Sinn, seit Jahren immer wieder die gleichen Gesetzesbrüche zu beklagen und nichts geschieht, diese so beklagte „Fachkunde“ ist dabei nur eines von vielen Ablenkungsmanövern.
Das Taxigewerbe hat ja schon seit langer Zeit nicht mehr den besten Ruf. Erst die Abschaffung der Ortskunde, jetzt also auch noch die Fachkunde, wo soll das bitteschön enden? Für mich persönlich ergeben sich momentan eher Vorteile, da ich wohl demnächst Visitenkarten nachordern muss. Aber für den Berufsstand an und für sich ist es eine Schande, dass die Qualität unserer Dienstleistung immer mehr den Bach runtergeht. Armes Deutschland…
…mal ganz ehrlich: glaubt wirklich jemand, die Fachkundeprüfung hätte Uber und Konsorten eingedämmt? Bei den gravierenden Verstößen kommt es auf Fahren ohne PBS auch nicht an.
Für alle anderen wäre Sie nur ein Hindernis im Kampf um Fachkräfte. Dann fahren die eben Pizza-Taxi oder Uber ohne PBS. Und wer glaubt die Qualität würde durch eine Fachkundeprüfung steigen, kann eine solche in seinem Einarbeitungsprozess einbinden. Dann wären die Mühen des BVTM nicht ganz umsonst.
Meine ganz persönliche Meinung ist nach wie vor, Qualifizierung ist oberstes Gebot. Die Defizite im Umgang mit Kunden sind für uns alle schädlich. Und sie sind da. Es gibt nichts zu beschönigen.
Ausbildung vor dem ersten Kundenkontakt ist absolut nötig. Auch wer einen Führerschein besitzt, kann noch lang nicht wirklich Autofahren. Geschweige denn qualifiziert Personen befördern. Unser Beruf ist nicht irgendein minderwertiger Job, sondern hochverantwortungsvoller Beruf.
Diese Mindestqualifizierung sicherzustellen, wird meines Erachtens durch eine offizielle Prüfung vor Arbeitsaufnahme unterstützt. Lokale Unterschiede in den Ansprüchen an diese Mindestanforderungen liegen aber außerhalb dieser Prüfung. Deshalb heißen diese auch Mindestanforderungen.
Wer letztlich diese Prüfung und vorherige Schulung durchführt, müssen wir nun selber hinbekommen.
Hauptsache, die tatsächlich vorhandenen Fehler hören auf. Wir dürfen uns nicht die Blöße geben, dass guter Service vom Zufall abhängt, damit die Kunden zufrieden sind.
Die Abschaffung der „Kleinen Fachkunde“ mag den Einstieg erleichtern – aber ohne bessere Bezahlung und Arbeitsbedingungen wird sie kaum den Personalmangel lösen.
Wer langfristig Personal gewinnen will, muss mehr bieten als Bürokratieabbau. 😉
Bis heute frage ich mich immer, was ist damals gelaufen? Wieviel Parteispenden von Uber und Co. sind da wohl geflossen nachdem die Ortskenntnisprüfung durch Herrn Scheuer abgeschafft wurde und somit erst der Weg für diese Plattformen geeebnet wurden.
Genauso sehe ich das auch. Ich bin 35 Jahre als Taxifahrer in Berlin tätig gewesen. Leider disqualifiziert sich das Gewerbe selbst. Wer einstellt, was bei drei nicht auf dem Baum ist, braucht sich nicht wundern, wenn der Kunde sagt „schlechten Service und Ortsunkenntnis, geschweige denn Kommunikation in deutscher Sprache“ bekomme ich woanders billiger, dann nehme ich eben Die!
Und wenn dann noch in Berlin ein Taximonopolist selbst Werbung von U…und anderen Raubrittern auf den bei Ihm angeschlossenen Taxen zu lässt, dann muss man sich über nichts mehr wundern.
Ich hoffe, nie auf Letztere zurückgreifen zu müssen. Aber auch in der deutschen Politik, egal in welcher Partei, scheint es vielen Leuten nur um einen sicheren Posten zu gehen und die Interessen des „kleinen“ Mannes sind egal.
Du sagst es. Für die Qualifikation ist ausschließlich der Unternehmer zuständig und nicht der Staat. Der Wunsch nach Freigabe kam allerdings von Mehrwagenunternehmern. Nicht zuletzt, um Fahrer bei Uber abzuwerben. Wer denkt, dass die Kleine Fachkunde irgendwie eine Hürde oder Qualität darstellen soll, könnte irren.
Thilo Sarrazin hat ein Buch geschrieben : „Deutschland schafft sich ab“…..
Dieses, neben vielem mehr, betrifft auch das Taxigewerbe.
Man hat das Gefühl, dass die Politik sich die Vernichtung des Taxigewerbes auf die Fahne geschrieben hat. Insbesondere mit dem Unternehmen Uber.
Das Taxigewerbe schafft sich selbst ab. Nicht der Staat. Jeder darf weiterhin seine Fahrer:innen schulen solange und viel er will. Also, warum die Aufregung. Wenn er dann denkt, das wäre die Lösung …