Die Europäische Taximesse war einst eine große deutsche Veranstaltung und ist heute die größte Taxiveranstaltung Europas. Diesmal war die ETM noch internationaler: Die Anzahl der ausländischen Aussteller und Besucher war beachtlich.
Das zurückliegende Quartal stand bei Taxi Times zum erheblichen Teil im Zeichen der Europäischen Taximesse (ETM) am 8. und 9. November in Köln. Alle zwei Jahre strömt ein Großteil der – überwiegend deutschen – Taxiwelt zum Kölner Messegelände. Im letzten November war die Anzahl der ausländischen Aussteller und Besucher beachtlich, wobei präzise Angaben fehlen.
Erstmals herrschte bei der Messe eine wirklich internationale Atmosphäre bei Besuchern und Ausstellern. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte fühlte sich die Messe aus Sicht des niederländischen Redakteurs wirklich europäisch an. Schätzungsweise kam ein Drittel der 82 Aussteller (vor zwei Jahren in Essen waren es 70 gewesen) und ein beträchtlicher Teil der 11.500 Besucher (Essen: 11.000) aus den Nachbarländern, vor allem aber aus Skandinavien. Die Finnen hatten sogar eine ganze Gruppe Interessenten nach Köln geschickt. Ein Aussteller zeigte, dass er auf den traditionellen Besuch der Finnen vorbereitet war, und hatte seine Kühlschränke mit Bier und stärkeren Getränken gefüllt. Es gab Österreicher, Schweizer, Besucher aus Irland und Großbritannien, Niederländer, Belgier, Luxemburger und Bulgaren. Entschuldigung, wenn eine Nationalität fehlt. Das Fehlen eines wirklich internationalen Empfangs bzw. einer Konferenz, wie die IRU sie traditionell organisierte, vor oder neben der Messe, dämpfte leider das Interesse vieler anderer Ausländer, nach Köln zu kommen. Aus den Niederlanden und Belgien waren kaum Unternehmer oder Verbandsvertreter angereist.
Stattdessen organisierten Taxiunternehmer und Taxifahrer über Facebook-Gruppen eigene Partys, vor allem in örtlichen Kölner Brauereien. Viele Ausländer landeten in einem oder zwei irischen Pubs – wahrscheinlich aufgrund des Ratschlags des IT-Unternehmens iCabbi, und weil sein Mutterkonzern Renault Mobilize diesmal – anders als in Essen – keinen Stand auf der Messe hatte. In Essen war noch eine Kombination aus einem Leasingmodell, einem limousinenähnlichen Auto für den Taxi- und Mietwagenbereich und dem iCabbi-System gezeigt worden. Die ersten zwei – Leasingmodell und PKW – wurden inzwischen eingestellt. Übrig blieb nur das iCabbi-Leitsystem.
Volkswagen, Toyota und Volvo füllten mit viel kleineren Ständen nur einen Teil der Mercedes-Lücke, während die chinesischen Newcomer (zumindest in der Taxi- und Mietwagen-Branche) BYD und Nio auf Mini-Ständen vertreten waren. E-Taxi, Hybrid oder Diesel war nicht die Frage. Es gab kaum Dieseltaxis – bis auf ein Museumsstück.
Taxivermittlungs- und IT-Systeme (viele davon aus dem Ausland) und zahlreiche Transporter-Umrüster, viel mehr als 2022 (von einfachen Optionen bis hin zu hochinnovativen) waren in der Mehrheit, vor Taxivermietern, Versicherungen, Mess- und Kommunikationsanbietern, Verkehrsverbünden, Transportmanagementanbietern, App-Unternehmen und noch vielen mehr.
Was optisch auffiel, waren mehrere Lücken zwischen den Ausstellungsständen, die offen geblieben waren, vielleicht weil Lieferanten in letzter Minute abgesagt hatten. Hier hätte man sich vom Messeveranstalter bzw. vom Raummanagement gewünscht, die leeren Flächen in der übergroßen Halle mit Sitzgelegenheiten und ähnlichem zu füllen, um eine insgesamt angenehmere, optisch runde Messe-Umgebung zu schaffen.
Ausländische IT-Lieferanten kamen aus ganz Europa, und einer mit einem großen Stand sogar aus der Türkei (Alberen Elektronik). Auch aus Griechenland (Semitron), Spanien (Taxitronic), Schweden (Finn Frogne), Großbritannien (Autocab, Infocabs) und Norwegen (Cen Com AS, Teil der Taxizentrale Oslo Taxi, und Transport Data Systems AS) waren IT-Spezialisten angereist. Aus dem Nachbarland Niederlande kamen Cabman und der Lieferant der großen Dachzeichen, Barclay. Die beiden sind seit Jahren gemeinsam auf der Messe vertreten. Sind beide Unternehmen gemeinsam international tätig? „Cabman ist aktiv und konzentriert sich auf mehrere Länder, darunter die Niederlande, Belgien, die Schweiz, Finnland, Norwegen, Schweden, Dänemark und die Vereinigten Arabischen Emirate“, sagte Toshin Tjin-A-Sie, CEO von Cabman (Euphoria Mobility). „Barclay liefert als Partner von Cabman Dachleuchten für Taxis und ist darüber hinaus in mehreren Ländern aktiv“, fügte Stijn Sanders CEO von Barclay hinzu. Was fiel den beiden diesmal auf der Messe besonders auf? „Wir hatten am ersten Tag viele (potenzielle) Kunden aus Skandinavien, die unseren Stand besuchten, und auch unser Partner in Finnland hatte aktiv an Kunden und Interessenten appelliert, vorbeizuschauen. Am zweiten Tag waren es vor allem deutsche Fahrer und Unternehmer.“
Welche Neuheiten haben sie auf der Taximesse gezeigt? Sie haben doch nicht wirklich den deutschen Markt im Visier, oder? „Auf der Taximesse haben wir mit dem Cabman MDT einen fortschrittlichen Bordcomputer (‘BCT’) vorgestellt, der den europäischen Taxameter-Standards entspricht und auf zukünftige Entwicklungen vorbereitet ist.” Obwohl Cabman seine Produkte weltweit anbietet, lag der Schwerpunkt während der Messe auf der Präsentation von Lösungen für den skandinavischen Markt.
Besteht nun, da auch Deutschland mit einer Modernisierung seines ‘BCT’ aktiv ist, Interesse an speziell diesem Element Ihrer Produktpalette? Kann das niederländische Upgrade des BCT für Cabman auf andere Länder übertragen werden? „Mit den jüngsten Entwicklungen in Deutschland bei Kassensystemen und Registrierungen steigt das Interesse an Cabman-Lösungen. Cabman untersucht derzeit die Möglichkeiten, seine niederländischen Erfahrungen und Technologien an den deutschen Markt anzupassen, aber das ist noch nicht die Priorität.“
Auffällig war, dass die norwegischen Lieferanten CenCom AS und Transport Data Systems AS, beide mit einem relativ kleinen Stand, vor allem intensiv Kontakte mit anderen Ausstellern und Besuchern aus dem skandinavischen Raum knüpften.
Ebenfalls aus den Niederlanden kommt Peter Moen, der aber in Deutschland einen internationalen Partner vertritt – mit der Bestell-App Taxi Butler. Diese Firma zeigte eine ganze Reihe von Geräten der neuen Generation. Moen zeigte sich zufrieden: „Die Taximesse in Köln war für uns ein voller Erfolg. Es hat uns auch gefreut, dass die Messe wieder in Köln stattfinden konnte. Die gesamte Besucherzahl konnten wir natürlich nicht gleich einschätzen, aber unser Stand wurde auf jeden Fall sehr gut besucht und das Interesse an unseren neuen Produkten war groß.” Dabei gab es auch eine andere Neuigkeit: „Unser Kooperationspartner Taxi Boost hat uns auf dem Stand unterstützt. Die Kooperation mit dieser auf das Taxigewerbe spezialisierten Marketingagentur kam auch sehr gut an.”
Der niederländische Spezialist für rollstuhlgerechte Kleinbusse, die Firma Tribus, die mit zwei Transportern, darunter einer „Weltpremiere“, einem umgebauten E-Sprinter, nach Köln kam, konnte sich über das Interesse nicht beschweren. Während der Taximesse präsentierte die Tribus Group stolz eine Weltneuheit. Mit einem umgebauten elektrischen Mercedes-Benz-E-Sprinter zeigte das Unternehmen einmal mehr, warum Innovation und Qualität Hand in Hand gehen. Doch Tribus blickt weiter als heute: Die Zukunft liegt in der lokalen Produktion in Deutschland.
„Ob es weniger Besucher gab als auf den vorherigen Messen? Vielleicht“, sagt Norbert Storm, Exportmanager bei Tribus. „Das haben wir aber nicht gemerkt. Unser Stand stieß durchweg auf großes Interesse.“ Er stand zusammen mit Wilfred Wijnands, Direktor der Tribus Group, auf der Ausstellungsfläche. Neben dem E-Sprinter, ausgestattet mit dem einzigartigen TriflexAIR-System, präsentierte Tribus auch einen Diesel-Rollstuhlbus MAN TGE. Beide Modelle demonstrieren die Leistungsfähigkeit von TriflexAIR: eine integrierte Kombination aus Boden, Schienen und Stühlen, die auf maximale Flexibilität und Benutzerfreundlichkeit ausgelegt sind.
„Wir bieten eine komplette Mobilitätslösung: Boden, Schienen und Sitze in einem integrierten Paket“, erklärt Storm. „Viele Wettbewerber liefern nur Teile. Das scheint günstiger zu sein, aber am Ende bieten wir viel mehr Wert. Unsere Stühle sind stabil, leicht, drehbar und vollständig in das System integriert.“ Für deutsche Taxiunternehmen, die es gewohnt sind, dass der Autohändler den Umbau organisiert, ist das eine neue Denkweise. Sie beginnen oft mit einem Preisvergleich, stellen aber schnell fest, dass unsere Gesamtlösung auch effizienter und zuverlässiger ist.”
Tribus sieht eine deutliche Zunahme des Wettbewerbs innerhalb Deutschlands. Die Zahl der Konvertierungsunternehmen ist in den letzten Jahren erheblich gestiegen. Das hatten die beiden Vertreter auch während der Messe RETTmobil International in Fulda gesehen. „Jeder bietet etwas anderes an, aber nur wenige liefern ein vollständig integriertes Paket wie wir“, erklärt Wijnands. Auffallendes Merkmal des Rollstuhlbusses MAN TGE ist die zusätzlich eingebaute Schiene, wodurch er sich auch für den in Deutschland häufig geforderten Transport von Krankentragen oder Tragestühlen eignet.
Tribus hat große Pläne, noch besser auf den deutschen Markt zu reagieren. „Unser Ziel ist es, künftig lokal in Deutschland zu produzieren“, sagt Wijnands. „So können wir nicht nur schneller liefern, sondern auch enger mit unseren deutschen Kunden und Partnern zusammenarbeiten.“ wf
Fotos: Wim Faber