Die für den heutigen Tag angesetzte landesweite Großdemonstration der Taxifahrer gegen neue Tarife bei der Patientenbeförderung und gegen illegale App-Konkurrenz ist aufgrund Frankreichs politischer Krise gecancelt worden.
Am Freitag hätte die immense Wut des französischen Taxigewerbes in koordinierten Großprotesten im ganzen Land gipfeln sollen. Hintergrund: die Reform der Patientenbeförderung und deren geplante Finanzierung sowie die andauernden illegalen Aktivitäten der Taxiplattformen. Dominique Buisson, Generalsekretär des Nationalen Taxiverbands FNDT (Fédération Nationale Des Taxis) rief im Vorfeld in der Zeitung Le Figaro dazu auf, an diesem Tag nicht nur als betroffener Taxilenker seinem Ärger Luft zu machen: „diese Mobilisierung gilt nicht nur für Taxis, sondern auch für Versicherte, die Gefahr laufen, keinen Dienstleister mehr für ihre Krankenbeförderung zu haben“.
Angesichts der politischen Herausforderungen im Land und des wahrscheinlichen Sturzes der Regierung wurde dieser Massenprotest aber nun verschoben. Die Begründung der Taxibranche: Mit einer schwachen Regierung ohne Gesundheitsminister als Verhandlungspartner mache ein Streik keinen Sinn.
Frankreich verfügt seit Jahrzehnten über ein hervorragendes Patientenbeförderungssystem, das größtenteils vom Staat unterstützt und von lokalen Taxiunternehmen betrieben wird. Doch seit über einem Jahr liegen französische Taxifahrer sowohl mit dem Gesundheitsminister als auch mit der gesamten Krankenversicherung des Landes im Clinch, die drastische Kürzungen im französischen Krankentransportsystem fordern. Die überwiegende Mehrheit der Taxis im Land (85 %) bietet Patientenbeförderung an. Diese Tätigkeit ist, insbesondere in ländlicheren Gebieten, oft von entscheidender Bedeutung für ihr Geschäft: Laut dem französischen Sozialversicherungssystem machen erstattete Fahrten die Hälfte des Umsatzes von NEMT-Taxis aus, für manche Fahrer sogar bis zu 80 %.

Dies sollte bei der Massendemo verdeutlicht werden. Das Interessante daran ist, dass die Taxifahrer nicht nur ihre eigenen Interessen verfolgen, sondern auch die ihrer Stammkunden, viele von ihnen Patienten. Gemessen an früheren Aktionen im Mai und Juni und der aufgestauten Wut in der Taxibranche wird der Streik, sobald er angekündigt wird, hundertprozentige Unterstützung finden. Zudem sind die Franzosen im Allgemeinen Meister gut organisierter und hartnäckiger Streiks. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, der Massenprotest findet nur zu einem späteren Zeitpunkt statt. wf
Beitragsfoto: Frankreichs Taxifahrer sollten landesweit am 5. September gegen neue Tarife bei der Patientenbeförderung und gegen illegale App-Konkurrenz streiken. Foto: Wim Faber








