Die „Hamburger Morgenpost“ hat in ihrer Podcast-Reihe „Wie ist die Lage?“ Hansa-Taxi-Chef Thomas Lohse zur aktuellen Situation des Taxigewerbes befragt.
Thomas Lohse ist mit das bekannteste Gesicht des Hamburger Taxigewerbes. Der 1. Vorsitzende der Hansa Funktaxi eG wird in dem 15-minütigen Podcast mit der Information vorgestellt, er sei selbst 30 Jahre lang Taxi gefahren. Heute habe er dazu keine Zeit mehr.
Auf die Frage von Moderator Lars Meier nach der aktuellen Lage sagt Lohse, sie sei „insgesamt wieder einigermaßen stabil“, aber die Auftragslage wie vor der „extrem harten“ Corona-Zeit sei im Unterschied zum Tourismus-Gewerbe nicht wieder erreicht worden. Ein Grund dafür sei, dass die Flüge der Geschäftsleute nur knapp zwei Drittel des Ausmaßes von vorher erreichen würden, da viele Meetings seitdem online stattfinden. Auch seien Taxiunternehmen mit Nachwehen der Krise wie der Abzahlung von Krediten konfrontiert.
Um die allzu normalen Klischee-Fragen zu umgehen, schwenkt Meier dann von der Personenbeförderung zu den Materialfahrten und fragt nach den ungewöhnlichsten Dingen, die von A nach B gefahren werden. Da der Materialtransport seit Corona ein noch gewöhnlicherer Geschäftszweig des Taxigewerbes ist, fallen dem schmunzelnden Lohse auf Anhieb keine Kuriositäten ein, und er berichtet, dass „ganz normale Sachen“ transportiert werden wie bei jedem Kurierdienst von Firma zu Firma. Und Haustiere von einem Besitzer zum nächsten? – Nein, eigentlich keine.
Dann eben doch „normale“ Fragen: Fährt Lohse selbst noch Taxi? – Das würde er gerne, wenn er die Zeit dazu hätte, aber das sei seit zwölf Jahren nicht mehr der Fall. Bis dahin sei er 30 Jahre lang sogar hauptberuflich gefahren und wisse daher noch gut, was auf der Straße los ist. Die Ortskenntnis lasse mit fehlender Übung aber auf Dauer nach. Würde er hinter das Steuer zurückkehren, bräuchte er sicherlich einen bis zwei Monate, um wieder reinzukommen.
Um zum Thema Ortskunde zu kommen, lobt der Moderator Navigationsgeräte und stellt fest, dass viele Fahrer bei Ausfall der digitalen Helfer „aufgeschmissen“ seien. Kürzlich habe er einem den Weg sagen müssen. Wie denn die Taxiprüfung jetzt aussehe? Lohse erzählt von der Abschaffung, so dass jeder, bei dem polizeilich und gesundheitlich nichts dagegen spricht, nun den Schein erwerben könne. Damit habe man natürlich noch nicht automatisch Ortskenntnisse. Bei Hansa-Taxi versuche man daher seitdem, neue Fahrer „so zu qualifizieren, dass sie diesem Job überhaupt gewachsen sind. Mit Navi fahren alleine ist es nicht getan.“ Es sei zwar ein gutes Hilfsmittel, „aber es hemmt die neuen Fahrer, zu lernen“.
In Anspielung auf das Lied „Taxi“ der NDW-Band „Jawoll“, in dem es heißt „Ich fahr Taxi Tag und Nacht“ fragt Meier, wie viele Tage in der Woche man hinter dem Steuer verbringe. Lose erzählt, bei ihm seien es meist fünf gewesen, manchmal sechs. Er habe aber nie „Panzerschichten“ von 16 Stunden gemacht. Und als Fahrgast bei Kollegen mitfahren? Schon häufiger.
Wie läuft die Koexistenz mit Anbietern wie Moia oder vergünstigten Bahnen und Bussen? „Macht Ihnen das Sorgen oder sagen Sie, Mensch, wir sind sowieso vor allen Dingen für die Anzugträger da?“ Lohse erklärt, dass das Taxi nicht nur für die Anzugträger da ist, sondern „für ein ganz breites Spektrum der Bevölkerung da, insbesondere auch die Ältern, auch die Kranken, natürlich auch die Geschäftsleute … also das ist sehr vielschichtig im Taxigewerbe – immer gewesen, und so ist es auch heute noch.“
Der Moderator erwähnt, dass in Hamburg ab 2025 nur noch lokal emissionsfreie Taxis zugelassen werden und fragt, wie hoch der Anteil derzeit sei. Aktuell seien es zwischen 400 und 450 Autos, so Lohse, und der Anteil steige nach wie vor – wie geplant. Das sei auch gut, da „auch wir“ den Umstieg von den Verbrennern hin zur E-Mobilität „schaffen müssen“. Das „Projekt Zukunftstaxi“ laufe aus seiner Sicht sehr gut. Die E-Fahrzeuge seien „durchaus zu gebrauchen“. Sicherlich sei noch Luft nach oben, doch müsse man sich vor Augen halten, dass es die erste verfügbare Generation solcher Fahrzeuge sei. Schon für die nächste Generation werde es bessere Ladekapazitäten und kürzere Ladezeiten geben. Lohse schätzt, dass das Hamburger Taxigewerbe 2030 komplett elektrisch sei.
Meier kommt auf den neuen Taxitarif der Hansestadt zu sprechen, mit dem ein weiterer Festpreis eingeführt wurde, und fragt Lohse nach dessen Meinung zu den geänderten Preisen: „Sind Sie einigermaßen zufrieden mit der Erhöhung oder hätte es noch mehr sein dürfen?“ Er ergänzt, die Kunden würden möglicherweise anders darüber denken. Lohse antwortet, er sehe es „auch immer aus Kundensicht“. Die Erhöhung sei notwendig und unvermeidbar gewesen, was er unter anderem mit den Lohnkosten begründet. „Die Betriebe müssen ja auch irgendwie schwarze Zahlen schreiben, und ohne diese Tariferhöhung wäre es nicht gegangen.“
Entsprechend der Tradition des Podcasts fragt Meier abschließend, worüber sich Lohse in letzter Zeit entweder besonders aufgeregt habe oder was er „besonders toll“ finde. Lohse sagt, in einem Stadtstaat wie Hamburg seien die Wege zu Behörden und Politik besonders kurz, „und ich muss einfach sagen, dass die Zusammenarbeit zwischen Politik, Behörden und uns wirklich sehr gut funktioniert.“ Damit sei Hamburg „bundesweit wirklich vorn“, denn aus dem restlichen Bundesgebiet höre er, dass es anderenorts längst nicht so sei. Das sei „ein unheimlicher Bringer“, ein „richtiger Pluspunkt“, wahrscheinlich „einmalig“.
Um auch die Frage nach dem Negativen zu beantworten, spricht Lohse die Konkurrenz zwischen den Verkehren an, „wer Vorfahrt hat“: Fahrräder, „Öffis“, … – alle wollen ein Stück vom Kuchen, dem Verkehrsraum, abhaben. „Da würde ich mir wünschen, dass nicht jeder für sich selber kämpft, sondern dass man … an einen Tisch kommt und diese Dinge ganz offen bespricht, dass es also einen Ausgleich gibt, dass man sich auf irgendwas einigt, womit alle im Grunde leben können. Das fehlt mir bisher.“ ar
Beitragsbild: Thomas Lohse (Foto: Axel Rühle), Mikrofon (Foto: Pixabay / Tumisu), Collage: Axel Rühle