War die Aufregung um die Uber-Files nur ein kurzes Strohfeuer? Uber agiert, als wäre nichts gewesen, kündigt ein „Wheelchair-Taxi an“ und erhält PR-Unterstützung vom Hamburger Verkehrssenator und von einem populären Sportverein.
Nur drei Wochen nach Bekanntwerden der Uber-Files beglückt der Fahrdienstanbieter die Kundschaft mit einem „neuen Angebot“: Mit „Taxi Wheelchair“ bedient man nun ein Geschäftsfeld, dem bisher komplettes Desinteresse galt. „Um die besonderen Bedürfnisse der RollstuhlfahrerInnnen von vornherein zu berücksichtigen“, beginnt ein Satz auf der deutschsprachigen Internetseite des Konzerns, der prompt positive Presse bekommen hat, als gäbe es die Uber-Files nicht.
Von „Pilotprojekten“ in Berlin und Hamburg mit insgesamt 20 Fahrzeugen ist die Rede. Da in Hamburg laut „Bergedorfer Zeitung“ ganze fünf (sämtlichst elektrisch betriebene) Inklusionstaxis teilnehmen, dürften es in Berlin 15 sein, das wird von Uber nicht genau beziffert. Stattdessen versucht der Konzern auf seiner deutschen Internetseite, in wohlklingenden Worten eine bahnbrechende Verbesserung der Lebensqualität körperbehinderter Menschen zu verkünden: „Spontan von A nach B zu kommen, stellt RollstuhlfahrerInnen oft vor große Herausforderungen. Fahrzeuge, die über eine spezielle Rampe und einen ausgebauten Innenraum verfügen, müssen oft Tage im Voraus telefonisch bestellt werden.“ Uber wolle „die spontanen Mobilitätsoptionen für RollstuhlfahrerInnen verbessern“.
Es gibt innerhalb der potentiellen Kundschaft sicherlich einen Anteil von Personen, deren körperlichen Fähigkeiten die telefonische Bestellmöglichkeit mehr entgegenkommt, einige andere mögen leichter eine App bedienen können. Die mangelnde Anzahl an verfügbaren barrierefreien Taxis wird das Angebot von Uber nicht ändern, auch wenn es in der Pressemeldung des Konzerns weiter heißt: „Dadurch stehen Menschen mit Mobilitätsbeeinträchtigung endlich mehr Optionen zur Verfügung, um spontan und komfortabel in den Großstädten Fahrten per App zu buchen.“ Die Anzahl der Fahrzeuge werde in den nächsten Monaten schrittweise erhöht. Da Uber selbst keine Fahrzeuge betreibt, muss diese Information wohl auf der Zusage von Taxibetrieben beruhen, noch dieses Jahr weitere Autos umrüsten zu lassen.
Als PR-Maßnahme „kooperiert Uber zum Start des neuen Angebots mit der Rollstuhl-Basketballabteilung von Alba Berlin“, dem erfolgreichsten deutschen Basketball-Verein mit den europaweit höchsten Zuschauerzahlen, der jedes Jahr Millionenumsätze erwirtschaftet.
Schließlich bringt Uber sein neues „Projekt“ mit Nachhaltigkeit in Verbindung, indem ein Zusammenhang mit der Mobilitätswende hergestellt wird. Der Hamburger Verkehrssenator Dr. Anjes Tjarks wird zitiert: „Das Projekt ‚Zukunfts-Taxi’ ist ein echtes Erfolgsmodell. Gemeinsam mit den Vermittlern und Unternehmen schaffen wir in Hamburg die Wende hin zu emissionsfreier Mobilität. Dabei ist entscheidend, dass auch klimaneutrale Beförderung für alle Menschen in Hamburg barrierefrei zugänglich und einfach buchbar ist. Durch die gemeinsame Initiative der Stadt Hamburg mit den Vermittlern und Unternehmen wurden bereits 60 E-Inklusionstaxis gefördert. Ich freue mich daher sehr, dass Uber vollelektrische Inklusionstaxis vermittelt. Die neue Vermittlungsoption bietet Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrern eine zusätzliche Möglichkeit, sich selbstbestimmt und spontan durch Hamburg zu bewegen.“ ar
Anmerkung der Redaktion: Wie kann es sein, dass einer der erfolgreichsten deutschen Basketballvereine als Uber-Partner auftritt? Alba Berlin ist der mitgliederstärkster Basketball-Bundesliga-Verein mit den höchsten Zuschauerzahlen in ganz Europa und vielfacher deutscher Meister. Ein Verein mit solch einer Strahlkraft und Vorbildcharakter hat auch die gesellschaftspolitische Verantwortung, bei der Wahl seiner Partner und Sponsoren genau hinzusehen. Im Falle von Uber wurde das offenbar nicht gemacht oder man hat es einfach ignoriert. Im Sport-Jargon könnte man von einem bösen Foul sprechen.
Dass kürzlich Ubers höchst fragwürdige Geschäftspraktiken mit bezahlten Wissenschaftlern und Politikern bekannt geworden waren, scheint bereits ebenso vergessen wie die Tatsachen, dass Ubers Vermittlungspraxis deutschlandweit mehrfach von Gerichten verboten wurde und dass alle Uber-Fahrer nur durch permanente Rechtsverstöße halbwegs wirtschaftlich arbeiten können und trotzdem häufig beim Arbeitsamt aufstocken müssen.
Lesen Sie dazu auch unseren Wochenkommentar: Warum Ubers „Taxi Wheelchair“ nur ein billiger PR-Trick ist.
Beitragsfoto: Daniel Bockwoldt / Uber
Zwecks Vorbildfunktion: am Münchner Flughafen FJS war monatelang an der Gepäckausgabe eine mega grosse UBER Werbung.
Das gleiche in überdimensionierter Form mit QR Code zum direkten download am BER.
Ich denke, die Frage müsste eher lauten:
Wie kann es sein, dass ein Taxiunternehmer sich von einem Vermittler vermitteln lässt, dessen erklärtes Ziel es ist, das Taxi zu zerstören?
Diese Frage haben wir genau so auch in unserem Wochenkommentar gestellt: https://taxi-times.com/warum-ubers-taxi-wheelchair-nur-ein-billiger-pr-trick-ist/
Geld regiert die Welt. Auch in Sportvereinen. Leider werden bei Geld die meisten Menschen schwach.
Solange (Berlin) die Funkzentrale (gibt’s ja nur noch einen, was auch bei der Kartellbehörde in Frage gestellt werden müsste) Doppelfunk oder drei, vier Funkgesallschaften vermarktet wird, werden die Taxibetriebe auch Alternative Lösungen unterstützen…..müssen. Konkurrenz belebt das Geschäft.
Es wird fragloas Zeit , Gesetztzesbrechern das Handwerk zu legen.
Jeder andere Unternehmer wäre längst mit Konzessionsentzug etc. abgemahnt worden , aber wenn man genug Geldkoffer an die richtigen stellen verteilt geht eben alles seinen geordneten Gang.
Selbe Problematik mit anderen Beteilgten hier um Landkreis . Das Gespräch mit den Krankenhausbediensteten wurde von den Herrschaften mit dem Spruch „was wollen Sie den Spenden“
begonnen.
Wir haben gespendet , nämlich Beifall und sind gegangen.
Geht auch ohne solche selbsternanten Experten. P.S. die Krankenkassen schauen zu und zahlen dann eben ein bisschen mehr.
Ich komme immer mehr zu der Überzeugung das man mit BRD wohl Banannenrepublik meint
Das ist wieder einmal ein sehr gutes Beispiel , das mit Geld alles geht. Seit je her kaufen Uber , oder Musk wie selbstverständlich offenbar „Stimmen“ ein und machen eine so gute Werbung , das selbst Taxiunternehmer , die augenscheinlich finanziell schon aus dem letzten Loch pfeifen und nach jedem Strohhalm greifen ( siehe Abhängigkeiten zu Krankenkassen) in sowas wie Uber den Heiland sehen. Das Vereine und Behörden sich immer wieder darauf einlassen ist verständlich , es winken gratis PR und andere „Vorteile“ . Und so manch kleines Licht an einem Behörden Schreibtisch freut sich doch , wenn es mal im Scheinwerferlicht stehen darf. Die Konsequenzen bedenken die natürlich nicht, denn sie haben keine und die der Unternehmen, die sie im Grunde schützen sollten , scheinen die ja nicht mehr zu interessieren