„Datenschätze nicht nur hüten, sondern nutzen“, unter diese Devise stellte Michael Mühlin, Rhein-Taxi Düsseldorf, beim ERFA-Pre-Event der diesjährigen Europäischen Taximesse (ETM) einen zukünftig potentiell wohl jedem Taxler verfügbaren Mehrwert der verpflichtenden TSE-Datensammlung vor.
Die Digitalisierung macht auch nicht vor der Taxi- und Mietwagenbranche halt, die Einzelaufzeichnung der Einnahmeursprungsaufzeichnungen ist schon seit einigen Jahren Pflicht und lässt sich letztlich sinnvoll nur digital bewerkstelligen. Der Aufstieg von Taxameter und Wegstreckenzähler zur Kasse, welche nunmehr auch den entsprechenden Aufzeichnungspflichten unterliegen, ist im Gewerbe als TSE-Pflicht derzeit in aller Munde.
Für Michael Mühlin, Geschäftsführer bei Rhein-Taxi in Düsseldorf, ist die Digitalisierung inzwischen ein alter Hut. Ihn inspirierte der Zwang zur Datensammlung jedoch zu einem für die Branche neuen Schritt, denn er erarbeitete mit seinem Team Analyse-Tools, mit denen Rhein-Taxi nun den vorhandenen Datenschatz heben kann.
Offensichtlich mit Erfolg, denn obwohl die Rhein-Taxi-Flotte nur gut ein Zehntel der Düsseldorfer Taxiflotte stellt, werden mehr als ein Drittel der Fahraufträge von Rhein-Taxi durchgeführt. Die Ziele der Datenanalyse sind dabei vielfältig, bieten aber in der Summe eine optimierte Effizienz des investierten Arbeitseinsatzes pro Taxi. Gerade in Metropolen wie Düsseldorf, wo die gewerbliche Fahrgastbeförderung sich mit Uber & Co, vielen Einzelunternehmern, aber auch größeren und kleineren Mehrwagenunternehmern sehr vielschichtig darstellt, scheint eine solche Permanent-Analyse zwingend notwendig, um trotzdem ökonomisch erfolgreich agieren zu können.
Als erstes Ziel definiert Rhein-Taxi die optimale zeitliche Auslastung der angeschlossenen Taxis, um die Arbeitszeit möglichst effizient zu nutzen. Zusätzlich arbeitet man daran, die Anfahrtswege zu Folgeaufträgen möglichst kurz zu halten, um auf diesem Weg auch den Ressourceneinsatz zu optimieren und so eine höhere Effektivität für die Flotte zu schaffen. Die erwünschte Effizienzverbesserung pro Arbeitsstunden lässt sich dann vor allem durch die optimierte Planung der Schicht- und Schichtwechselzeiten sowie durch unternehmensbezogene Vorgaben der Zeitfenster für die Pausen erzielen.
Gleichzeitig werden aber auch fahrerbezogene Profile erstellt, die es den Rhein-Taxlern ermöglichen sollen, durch individuelle Analysen bessere Fahrerumsätze zu erzielen. Diese Datenauswertung erfolgt nach einem mit dem Datenschutz abgestimmten neutralisierten Verfahren, welches trotzdem eine generelle örtliche und zeitliche Auswertung der jeweiligen Aufenthaltszeiten ermöglicht. Damit lassen sich dann bestenfalls alle Fahrer zur richtigen Zeit an die richtigen Orte führen, wo dann jeweils gerade der ‚Rubel rollt‘. Aufgrund der hohen Dynamik solcher Prozesse lässt sich gerade eine solche permanente Ressourcensteuerung besonders tagsüber erfolgreich einsetzen, auch weil nachts die Umsatzhotspots einfach erheblich häufiger wechseln, sich aber letztlich auch nach dem Prinzip „abends in“ und „nachts out“ ergeben.
Wenn man erst einmal beginnt, die vorliegenden Daten intensiv zu analysieren, dann sprüht ein begeisterter Experte wie Michael Mühlin nur so vor Ideen, wozu sich das gewonnene Wissen nutzen ließe. Bei den Auswertungen werden beispielsweise ganz spezielle Bedarfe der Flotte sichtbar, weil die Analyse ausweist, dass zu bestimmten Tageszeitfenstern Rückfahrt-Aufträge aus bestimmten Stadtteilen fehlen, welche die Auslastung der Flotte durch die Reduzierung von Leerfahrten optimieren könnten. Im Ergebnis kann man nach einer solchen Analyse sogar ganz gezielt bestimmte Kundenkreise ansprechen, um möglicherweise durch Akquise-Maßnahmen genau diese Lücken füllen zu können.
Nichts anderes machen Marketingspezialisten anderer Branchen schon seit Jahrzehnten. Neu dabei ist aber, dass auch die Taxibranche nun auch ohne aufwändige und kostenintensive Marketingaufträge über den dafür notwendigen Datenschatz verfügt und diesen auch schon mit einem relativ niedrigschwelligen Aufwand nutzen kann. Im Ergebnis kommt Rhein-Taxi so schneller an die Überbuchungsgrenze und vermeidet kostenintensive Unterbuchungsphasen.
Natürlich braucht es hier schon viele Daten und auch eine etwas größere Flotte, die sich trotzdem mit einem noch größeren Pool an Mitbewerbern messen muss, denn ansonsten lassen sich hier kaum zählbare Erfolge durch die Ergebnisnutzung Datenanalyse erzielen. Insofern ist die von Rhein-Taxi praktizierte Analyse ein Tool, welches sich zunächst eher im städtischen Bereich aufdrängt. Nichtsdestotrotz ist aber allein schon eine Umsatzanalyse pro Arbeitsstunde auch bei kleineren Flotten oder Städten sehr hilfreich, um Taxis ökonomischer einsetzen zu können.
Aus Kundensicht wird wohl als Ergebnis sichtbar werden, dass die Taxihalteplätze überall dort, wo die Branche modern und digital aufgestellt ist, immer leerer werden. Es werden dann vor allem zentralenunabhängige Fahrzeuge und Einzelunternehmer mit wenigen eigenen Aufträgen sein, die – umkreist von den hungrigen Raubfischschwärmen der Mietwagen – versuchen müssen, das vermeintlich lukrative Einsteigergeschäft abzufischen. Umsatz pro Arbeitsstunde ist zumindest für Mehrwagenunternehmer schon seit Einführung des Mindestlohns die neue Kilometerbelegung. Der Rubel rollt also auch im übertragenen Sinne, denn er lässt sich eben nur dann gewinnen, wenn die Flotte rollt und nicht steht. Im ländlichen Raum hat man das schon immer gewusst, aber dort gibt es ja auch keine klassischen „Gelegenheitsverkehre“, sondern nur Bestellfahrten.
Beitragsfoto: Symbolbild Remmer Witte
Na ja, bisher hat es nur dazu geführt, dass RheinTaxi ein Schutzschirmverfahren beantragen musste, mehrere MWUs gekündigt haben und der Laden möglicherweise kurz vor dem Verkauf steht. Da das Verhältnis Uber:Taxi in Düsseldorf mittlerweile bei fast 2:1 für Uber steht und für Taxis fast nur noch die Rollator-Fraktion, die sich zwangsläufig auch nach und nach in die ewigen Jagdgründe verabschieden wird, übrig bleibt, sehe ich persönlich für die Branche zumindest in Düsseldorf keine große Zukunft mehr. Alle genannten Innovationen hätten schon vor Jahren erfolgen und von Maßnahmen seitens der Konzessionsgeber, sprich der zuständigen Behörden flankiert werden müssen. Jetzt ist es möglicherweise schon 5 nach 12:-((
Hier wird versucht, der fehlenden Erfahrung und Qualifikation von Fahrern mit Technik entgegenzusteuern. Ein Fahrer lässt sich nicht steuern. Ein Fahrer ist Fahrer, weil er eigentlich selbst sein Chef ist. Wenn man den Plan zu Ende denkt, stört der Arbeitnehmer eigentlich hier nur. Die derzeitige Flottensteuerung ist schon ganz gut und kann nach meinen Beobachtungen kaum verbessert werden. Ein Fahrer weiß in der Regel ganz genau, wann und wo etwas los ist und wo er eben nicht hinfahren möchte, obwohl KI ihm etwas vorschlägt.
Vielleicht wäre die Kombination aus beidem der goldene Mittelweg…