Die Interview-Antworten des stellvertretenden Pariser Zentralen-Chefs Armand Joseph-Oudin über den Wettbewerb zeigen: Das Taxi kann sich mit Qualität und guter Dienstleistung gegen Uber & Co. behaupten.
Im Zuge der intensiven Vorbereitungen des Pariser Taxigewerbes auf die Olympischen Sommerspiele 2024 sprach der Taxi-Times-Auslandskorrespondent Wim Faber mit dem Vize-CEO der Pariser Taxizentrale Taxis G7, Armand Joseph-Oudin. Vor nicht allzu langer Zeit tobte in der französischen Hauptstadt noch ein heftiger Kampf zwischen den regulären Taxis und den Mietwagen-ähnlichen Private Hire Vehicles (PHV), die in Frankreich auch App-Taxis genannt werden, da sie hauptsächlich von Uber, Bolt und Free Now vermittelt werden.
Wie ist die Situation heute? „Das Umfeld bleibt sehr wettbewerbsintensiv“, so Joseph-Oudin. „Eine Reihe neuer Gesetze (2014, 2016) haben jedoch eine neue Regulierungsstruktur für die Mietwagen geschaffen und gleiche Wettbewerbsbedingungen zwischen den beiden Transportarten geschaffen, wenngleich ich sagen muss, dass diese Regeln nicht völlig zufriedenstellend sind und auf den Straßen von Paris nicht immer richtig angewendet werden. Es gibt immer noch zu viele illegale Praktiken zum Schaden der Taxis. Taxis sind mit einem Dachschild und einem Taxameter streng reguliert geblieben, während PHV nicht streng reguliert und nicht zahlenmäßig begrenzt sind. Das einzige, was beide Beförderungsarten gemeinsam haben, ist der erste Teil der Prüfung, um Taxifahrer oder PHV-Fahrer zu werden. Der zweite Teil der Prüfung ist anders.“
Von außen betrachtet, macht es den Eindruck, dass sich die Pariser Taxis in den letzten Jahren trotz der harten Konkurrenz durch die PHV gut geschlagen haben. Dem pflichtet auch Joseph-Oudin bei: „Stimmt. Die Pariser Taxis haben sich angepasst und die Servicequalität für ihre Kunden verbessert (besonders Investitionen in Premium-PKW, Digitalisierung und Elektrifizierung). Die Art und Weise, wie sich die G7-Fahrer um ihre Kunden kümmern, wurde in den regelmäßigen Kundenbefragungen, die wir durchführen, anerkannt. In dieser Hinsicht haben wir gewonnen, wir bieten das beste Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Fahrgäste erkennen unsere Servicequalität an, und immer mehr entscheiden sich für die Nutzung unserer Dienste. Im Jahr 2023 hatte G7 die meisten Fahrten (15 Millionen), weit über den Fahrtenzahlen vor Corona.“ Das Unternehmen erreichte in seinen Kundenbefragungen 4,9/5 Punkte in Bezug auf die Qualität. Armand Joseph-Oudin unterstreicht die Tatsache, dass G7 eine Taxizentrale mit angeschlossenen unabhängigen Fahrern ist, kein Taxiunternehmen mit angestellten Fahrern. Es bietet eine breite Palette spezialisierter Dienste und Servicelevel (G7 Green, G7 VIP, G7 VAN und G7 ZEN), die die Kunden – von denen viele professionelle Benutzer sind – abonnieren können.
Eine große Herausforderung bleibt für G7, die Anzahl der emissionsfreien (Elektro-/Wasserstoff-)Fahrzeuge zu erhöhen. Hier will die Zentrale eine Schippe drauflegen, da erst fünf Prozent der Flotte, rund 500 Taxis, elektrifiziert sind. Immerhin: Vor einem Jahr waren es sogar erst 1,9 Prozent. Das Problem: Die meisten G7-Fahrer können ihre Fahrzeuge nicht zu Hause aufladen, und im Stadtzentrum finden Pariser Taxifahrer relativ wenige Ladestationen in der Nähe von Taxiständen. In diesem Bereich sind andere europäische Unternehmen bereits bedeutend weiter, etwa die Zentrale Taxa 4×35 in Kopenhagen, die in den nächsten zwei Jahren eine 100-prozentige Elektrifizierung ihrer Flotte anstrebt (derzeit sind es 80 Prozent), oder die Taxi Centrale Amsterdam (TCA), die von einem dichten Ladenetz – darunter viele Schnellladesäulen – profitiert hat, das die lokalen Behörden vor einigen Jahren aufgebaut haben. Hier steht das Pariser Gewerbe also noch vor seiner vielleicht größten Herausforderung – nach den Olympischen Sommerspielen. wf
Beitragsbild: Der Pariser Zentralen-Vizechef Armand Joseph-Oudin (40) und einer der vielen angeschlossenen Fahrer mit einem Taxi, das nach einer sehr guten Dienstleistung aussieht. Fotos: Taxis G7
Hierzu eine durchaus bemerkenswerte Beobachtung: An drei (von vier; ob auch im Bahnhof Montparnasse weiß ich nicht) großen Pariser Bahnhöfen werden die Reisenden per sehr regelmäßiger Lautsprecherdurchsage (sinngemäß) auf die Wichtigkeit hingewiesen, eine offizielles, lizenziertes Taxi zu nehmen. Vorbildlich.
Ebenfalls auffällig: Die Fahrpreise sind – sowohl in den Metropolen als auch in der Provinz – vergleichsweise sehr niedrig. In Paris beginnt die Fahrt bspw mit einer Grundgebühr von 3 Euro und setzt sich mit sehr niedrigen Kilometerpreisen fort. Die auswärtigen Gäste zu den Olympischen Spielen dürfen sich freuen. Wie ist das – bei sehr ähnlichen Lebenshaltungskosten wie in D – möglich? Kann der Autor des Artikels das erklären?