Mit einem weihnachtlichen Come-together haben die Beteiligten am Hamburger Projekt Zukunftstaxi das Jahr abgeschlossen. Es war eine Veranstaltung ohne offizielle Ansprachen, aber mit vielen Gesprächen untereinander und mit einer klaren Forderung des Verkehrssenators Anjes Tjarks an die Fahrzeughersteller.
Veranstaltet wurde das Treffen von der Hamburger Taxen-Union und der Telekom Deutschland als Hauptpartner. Eingeladen hatte die Verkehrsgewerbeaufsicht der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende unter der Leitung von Dirk Ritter. Erschienen waren rund 60 Gäste, darunter zahlreiche Hamburger Taxiunternehmer*Innen, die Vertreter aller Hamburger Zentralen und Fahrtenvermittler (Uber war auch eingeladen, hatte aber kurzfristig abgesagt). Von den Taxi-Bundes- bzw. Dach-Verbänden waren die Geschäftsführer Michael Oppermann (BVTM) und Patrick Mainhardt aus Berlin angereist. Aich Taxi Times als offizieller Medienpartner des Projekts Zukunftstaxi vor Ort.
Aus den Reihen der Fahrzeughersteller waren Vertreter von Mobilize, Toyota und Volkswagen Nutzfahrzeuge erschienen. Sie hatten ihre elektrischen Fahrzeuge mitgebracht, darunter ein Toyota Proace Verso Electric als Inklusionstaxi und der frisch in Hellelfenbein gepackte Toyota bZ4X. Volkswagen hatte einen ID. Buzz in die Tiefgarage gestellt, Vertreter von Mobilize hatten daneben die gleichnamige Limousine platziert.
Die ausgestellten Toyota-Modelle wurden von den Umrüstern Intax (Proace) bzw. Reuss (bZ4X) mit einem Taxipaket ausgestattet und von der Firma S + K präsentiert. Jene Modellreihen seien bereits bestellbar, wie deren Taxiverkäufer Oliver Steinsick gegenüber Taxi Times berichtete. Bei Volkswagen stellte deren Taxivertreter Joachim Flämig in Aussicht, dass der ID Buzz im Laufe des Jahres 2023 auch als Taxi laufen könnte.
Mobilize , eine Eigenmarke von Renault, will den Unternehmern ein eigens auf die Personenbeförderung ausgelegtes Fahrzeug mit dem Namen ‚Limo‘ als Gesamtpaket anbieten. Das hilft dem Unternehmer beispielsweise bei der Kalkulation, weil er sich nicht mehr mit der Instandhaltung des Fahrzeugs auseinandersetzen muss. Nach Ablauf der Mietzeit, die auch lediglich drei Monate betragen kann, wird der Wagen einfach zurückgegeben. Nach dem Start in Madrid und Paris will man jetzt auch in Deutschland starten- am besten gleich ganz groß: Die erste Flotte sollte über 100 Fahrzeuge umfassen. Wie ernst es Mobilize mit dieser Absicht ist, verdeutlicht die Tatsache, dass neben den deutschsprachigen Vertretern mit Arnaud Vaullerin auch ein ranghoher Repräsentant aus Paris angereist war.
Fest entschlossen, das Projekt auch weiterhin nach vorne zu bringen, ist auch der verantwortliche Hamburger Verkehrssenator Dr. Anjes Tjarks. Auch er besuchte die Veranstaltung, ließ sich die Elektrofahrzeuge vorführen und machte unmissverständlich klar, was er von den Herstellern und deren Autohäuser im Jahr 2023 erwartet: „Liefern, Liefern, Liefern.“ Hamburg werde pro Jahr einen Bedarf von 750 E-Taxis haben, verriet Tjarks im Gespräch mit Taxi Times.
Die dafür nötige taxiexklusive Ladeinfrastruktur wird dabei parallel aufgebaut. Die Förderanträge für 40 auf Privatgrund zu errichtenden Schnellladesäulen exklusiv für die Taxinutzung sollen noch in dieser Woche bewilligt werden, berichteten die beim Treffen ebenfalls anwesenden Vertreter der Hamburger Taxenbehörde Dirk Ritter und Paul Preß.
Da passt es ganz gut, dass bei der Veranstaltung mit dem Unternehmen „elvah“ künftig gemeinsam mit dem Umrüster Reuss ein Anbieter einer Lade-App für Taxibetriebe mitmischt. Diese App verrät nicht nur anbieterunabhängig die nächstmögliche Ladestation, sondern ermöglicht auch die Abwicklung des Ladevorgangs in der App. Anstatt bis zu fünf Ladekarten müssen Taxiunternehmer dann nur noch eine Ladekarte im Auto mit sich führen. „Der Preis pro Kilowattstunde mag über die App etwas teurer sein als bei manchen einzelnen Säulen, ich habe dafür aber nur eine Abrechnung, was mich letztlich aufgrund des geringeren Aufwands sogar günstiger kommt“, kommentiert ein Hamburger Taxiunternehmer.
Überhaupt ist der Erfolg dieses Projekts Zukunftstaxi (von nahezu Null auf aktuell mehr als 270 E-Taxis in Hamburg, davon alleine 20 in den letzten beiden Wochen) der große Verdienst der zahlreichen Hamburger Taxiunternehmer, die dem Förderangebot von Anfang an offen gegenüberstanden. Ein Mut, der sich auch wirtschaftlich auszahlt, wie eine kürzlich veröffentlichte Studie belegt. Das wiederum würdigt auch der Senator: „Für die Bereitschaft und die Innovationskraft der Taxibranche, an der sukzessiven Elektrifizierung der Hamburger Taxi-Flotte und der Beschleunigung der Antriebswende mitzuwirken, möchte ich ein großes Lob aussprechen“, sagte Tjarks während seines Besuches der Come-together-Veranstaltung. Nicht öffentlich in Form einer Ansprache, aber jedem, der es hören wollte, im persönlichen Gespräch. sg, jh
Beitragsfoto: Der neue Toyota bZ4X wurde vor dem Hamburger Business-Club dem Senator Anjes Tjarks vorgestellt.