Der australische Gewerbevertreter Blair Davies nahm die Namensähnlichkeit auf die Schippe, um beim „Meet the Cab“-Treffen über Unterschiede und Parallelen zwischen Australien und Europa zu berichten: „Auch bei uns mögen Taxifahrgäste Fixpreise.“
Österreich und Australien – diese beiden Länder werden aufgrund ihrer englischen Namen oft miteinander verwechselt: Austria (xxx.at) und Australia (yyy.au). Blair Davies, Geschäftsführer der australischen Gewerbevereinigung Australian Taxi Industry Association (ATIA), griff diese Verwechslungsgefahr in der Einleitung seiner Präsentation über die australischen Taxibranche mit einem Schmunzeln auf und erläuterte detailliert die Unterschiede zwischen den beiden Ländern, die manchmal zum Vorteil des einen und manchmal zum Vorteil des anderen seien.
Im Rahmen der „Meet the Cab“-Konferenz Anfang Februar in Wien sprach der Australier, der auch Vizepräsident der Transportation Alliance (TTA) in den USA ist, über die neuesten Entwicklungen im australischen Taxigewerbe. Manches ähnelt sich, wie z. B. der Mangel an Arbeitskräften. Früher kamen viele Fahrer aus Ländern wie Pakistan oder Indien, aber seit Australien eine restriktivere Einwanderungspolitik betreibt, ist diese Quelle ausgetrocknet und es mangelt vielerorts an Fahrern.

Auch die Plattformvermittler-Problematik ist ähnlich in „Down Under“. Die große Neuigkeit, über die im letzten Jahr auch in der europäischen Fachpresse ausführlich berichtet wurde, war der Ausgang der Klage, die eine große Zahl australischer Taxiunternehmer gegen Uber eingereicht hatte, weil die Plattform im Jahr 2013 illegal auf dem australischen Markt eingeführt worden war. Bis 2017 war Uber auf dem australischen Markt als Konkurrent des Taxi- und Mietwagensektors völlig illegal tätig.
Die Höhe der zugesprochenen Entschädigung (271,8 Millionen Australischen Dollar) mag in Taxikreisen Fantasien beflügelt haben, doch angesichts der Schäden durch das jahrelange illegale Geschäftsgebaren der Plattform war die Zahlung ausgesprochen bescheiden.
Den über 8.700 Taxiunternehmern, die sich der gemeinsamen Klage angeschlossen hatten, blieb am Ende sogar noch weniger als erhofft: mickrige 152 Millionen australische Dollar (89,22 Millionen Euro) – durchschnittlich 17.000 AU$ (9.978 €) pro Taxiunternehmer. Die in Großbritannien ansässigen Anwälte, die die Sammelklage übernahmen, und der Prozessfinanzierer erhielten mit 45 Prozent der Gesamtsumme die höchste „Entschädigung“: 38,7 Millionen AU$ und 81,54 Millionen AU$ (22,9 Millionen bzw. 48,11 Millionen Euro). „Für Uber muss das Gerichtsverfahren sich wie ein gutes und erschwingliches Ergebnis angefühlt haben“, kommentierte Taxifunktionär Davies zynisch.
Uber hatte sich zuvor mit der australischen Wettbewerbsbehörde auseinandersetzen müssen. Ende 2022 wurde die Plattform wegen irreführender und verwirrender Kommunikation in ihrer App und auf ihrer Website mit einer Geldstrafe von 16 Millionen AU$ belegt. Insbesondere die Ankündigung, dass Fahrgäste ihre Fahrt mit einem Uber-Taxi (nur in Sydney verfügbar) zwar stornieren könnten, dafür aber Stornierungsgebühren erhoben würden – sogar während der kostenlosen Stornierungsfrist von Uber – war beanstandet worden. Es gab keine Gebühren, aber die Kunden haben ihre Buchungen dann nicht auf diesem Weg storniert.
Darüber hinaus gab Uber zu, dass von 2018 bis zur Einstellung des Dienstes im Jahr 2020 die Preisangabe für Uber-Taxis (nur in Sydney verfügbar) höher war als der übliche Preis für eine Fahrt mit einem Uber-Taxi. Mehr als 1.000 Kunden nutzten wöchentlich diese Buchungsmöglichkeit und erhielten dabei falsche Tarifinformationen. Uber musste gegenüber der Wettbewerbsbehörde einräumen, dass einige Uber-Mitarbeiter von dieser irreführenden Preisangabe wussten.
In letzter Zeit versucht Uber vielerorts, die Zusammenarbeit mit dem Taxigewerbe zu verstärken und Taxis in die App zu integrieren. Die Fahrer allerdings haben in vielen Ländern einen Sozialstatus irgendwo zwischen Arbeitnehmer und Selbständig – etwa in Großbritannien mit dem Worker-Statut mit einigen sozialen Vorteilen.
Als die Corona-Krise in Australien ankam, dominierten die Plattformen bereits den nationalen Beförderungsmarkt. Laut Davies „gab es fünf- bis siebenmal so viele Plattform-Pkw wie Taxis – 25.000 bis 150.000.“ Covid-19 hat der australischen Wirtschaft einen schweren Schlag versetzt. „Die Nachfrage nach Taxis ist völlig eingebrochen“, sagte Davies. Etwa 80 Prozent des Marktes entfielen auf Uber, das chinesische Unternehmen DiDi und das indische Unternehmen Ola, das sich im vergangenen Jahr aus Australien zurückgezogen hat. Uber betrachtete Australien als einen seiner wichtigsten Märkte.
Ein wichtiger Konkurrent auf der Taxiseite, 13Cabs (A2B Limited), das durch einen Konsolidierungsprozess an mehreren Standorten im ganzen Land präsent ist, wurde 2024 vom singapurisch-australischen Unternehmen ComfortDelGro übernommen. Dieser Beförderungsriese, der sowohl Taxis als auch ÖPNV anbietet, entstand ursprünglich aus einer Fusion von Comfort Cabs in Singapur (mit damals schon 10.000 Taxis) und Cabcharge in Australien – einer riesigen Gruppe australischer Taxiunternehmen und einem nationalen Zahlungs- und Abrechnungssystem für Taxifahrten.
13Cabs bedient die meisten großen Städte des Landes: Sydney, Melbourne, Adelaide, Brisbane, Perth und Newcastle. Im vergangenen Jahr gab es in Australien lediglich 19.000 Taxis, von denen 8.000 bis 9.000 an 13Cabs angeschlossen waren. In den Städten dominieren Plattformtaxis, während sie in den dünner besiedelten Gebieten außerhalb der Städte kaum anzutreffen sind. Der Markt ist mittlerweile aufgeteilt zwischen Taxis (50 %), digitalen Apps (25–35 %) und Bestellzentralen (15–25 %). „Ältere Leute nutzen lieber diese Zentralen“, sagt Davies. „Weil sie lieber Kontakt zu einem Menschen haben.“
Toyota und verschiedene chinesische Fahrzeuge haben den Taxi- und Plattformmarkt übernommen. In der Vergangenheit kauften australische Unternehmer hauptsächlich „heimische“ Modelle von General Motors (Holden) oder Ford, die für den lokalen Markt gebaut wurden. Tatsächlich herrschte auf dem Taximarkt viele Jahre lang eine Zweimarkenpolitik.
Eine Besonderheit ist, dass die Gesetze zwar nicht verlangen, dass die Plattformen rollstuhlgerechte Fahrzeuge in ihrem Fuhrpark haben, dass Rollstuhltaxis in Australien aber im Fall eines Auftrags genau so schnell vor der Tür stehen müssen wie normale Taxis – eine gesetzliche Verpflichtung, die auch tatsächlich überwacht wird. Im Bundesstaat Queensland ist ein Fünftel der Taxiflotte rollstuhlgerecht, im landesweiten Schnitt ist es immerhin jedes zehnte. An den Flughäfen macht sich das aber nicht positiv bemerkbar. Da dort immer mehr Plattformen Aufstellbrechtigugenen bekommen, stehen die Taxis weiter weg vom Ausgang. So müssen Menschen mit eingeschränkter Mobilität immer weitere Wege zurücklegen, um die barrierefreien Taxistände zu erreichen.
Die Ökologisierung des Taxisektors in Australien schreitet nicht sehr schnell voran. Und das, obwohl vor Jahren noch der überwiegende Teil der australischen Taxis mit LPG (Autogas) fuhr. Heute besteht etwa die Hälfte der Taxiflotte aus Hybridfahrzeugen und lediglich ein Prozent ist rein elektrisch angetrieben. Trotz verschiedener staatlicher Fördermaßnahmen und Zielsetzungen kommen keine wirklichen Fortschritte bei der Nachhaltigkeit der Flotte zustande. Für die Taxibranche sind emissionsfreie Fahrzeuge zu teuer, doch chinesische Hersteller bieten mittlerweile einigermaßen erschwingliche Modelle an. wf
Beitragsbild: Blair Davies, Geschäftsführer der Australian Taxi Industry Association (ATIA)
Fotos: Wim Faber
Hinweis der Redaktion: Über das Taxitreffen „Meet the Cab“ berichtet Taxi Times mit mehreren Beiträgen. Sie können über diesen Link oder über die Stichwortsuche „Meet the Cab“ aufgerufen werden.
Beim vergleichenden Blick über die Grenzen fällt auf, daß das Taxigewerbe in Deutschland noch immer kleingewerblich mittelständisch strukturiert ist. Überall dort, wo sich das Taxi nicht konsequent gegen Preisdumping (=Preis unter Kosten) zur Wehr gesetzt hat, haben die kleingewerblichen, lokal verwurzelten Betriebe an Boden verloren. Bis hin zu Monopolisierung in riesigen Fuhrparks.
Die rechtlichen Voraussetzungen bei uns hier sind im Grunde ein Glücksfall, um ein langfristig am Gemeinwohl orientiertes Verkehrswesen zu sichern. Dieses aus unserem Grundgesetz mit der Sozialen Marktwirtschaft abgeleitete Recht muss aber auch durchgesetzt werden. Glück hilft da nicht weiter. Aber Glück braucht auch unser unvermindertes Engagement.
Die appbasierte Vermittlung mit ihren umfangreichen technischen Möglichkeiten hat die Probleme mit den Konkurrenten um unsere Kundschaft verursacht, bietet aber gleichzeitig die Lösung.
Unser Gewerbe muss seine Strukturen auf neuen technischen Stand bringen. Es darf nicht sein, dass wir technisch nicht nachziehen im Kampf um die Kundschaft, die uns gestohlen wurde durch unerwartete, neue, kriminell eingesetzte Möglichkeiten aus dem Internet.