Der Hamburger Senat hat eine seit Längerem diskutierte umfangreiche Änderung des Taxitarifs beschlossen. Sie wird ab dem 1.2.2025 gültig und bietet dann auch die Option, bestellte Taxifahrten zum Festpreis durchzuführen. Ebenfalls verpflichtend wird ein Aufkleber mit QR-Code im Auto, der die Qualität sichern soll.
„Vor dem Hintergrund der Absicherung der wirtschaftlichen Lage und der Zukunftsfähigkeit des Taxengewerbes unter Berücksichtigung der Mindestlohnentwicklungen werden im neuen Tarif die Fahrpreise angepasst“, verkündete die Stadt Hamburg in dieser Woche.
Ab dem 1. Februar 2025, also 19 Monate nach Inkrafttreten der letzten Tarifanpassung, besteht dann auch in Hamburg die Möglichkeit, bestellte Taxifahrten zum Festpreis durchzuführen. Dieser ist aber nicht innerhalb eines Tarifkorridors auszuhandeln wie in München, Chemnitz, Berlin und einigen österreichischen Städten, sondern Kunde und Unternehmer haben die Möglichkeit, entweder einer vorgegebenen Festpreisoption zuzustimmen oder stattdessen den herkömmlichen kilometerbezogenen Fahrpreis zu wählen.
Wie die neue Festpreis-Option anzuwenden ist und welche Intention damit verfolgt wird, wird die Stadt noch bekanntgeben. Gegenüber Taxi Times wurde allerdinsg bereits bestätigt, dass Hamburg für mehr Preissicherheit vor Fahrantritt wie bei der Nutzung von Bus und Bahn sorgen möchte. Ein Festpreis sei für jede Taxifahrt unter Nennung von Start und Ziel möglich und befinde sich auf dem Niveau des durchschnittlichen Fahrpreises nach dem städtischen Taxentarif. Die Fahrgäste wissen dann bereits vor Fahrtantritt, was die jeweilige Fahrt kostet und können den Festpreis verbindlich bestellen. Wer dies nicht möchte, kann weiterhin mit der Preisermittlung durch das Taxameter fahren. Diese Festpreise können nur über die Taxenvermittler bestellt werden, bei Einsteigen am Taxistand oder dem Heranwinken aus dem Verkehr kann nur der variable Preis nach Taxameter genutzt werden. Die Stadt weist in diesem Zusammenhang explizit darauf hin, dass von Taxenfahrern beispielsweise nachts auf der Reeperbahn geforderte Festpreise für Fahrten innerhalb Hamburgs rechtswidrig sind.
Auch beinhaltet die neue Taxenordnung eine Vereinfachung der Tarifstruktur mit Aufhebung der aktuell noch gültigen Unterteilung in Haupt- und Zwischenzeiten. Derzeit liegt in den sogenannten Zwischenzeiten (Mo-Fr 10-15 Uhr) der Grundpreis zwei Euro unter dem Grundpreis zu den Hauptzeiten (4,00 Euro gegenüber 6,00 Euro). Der Kilometerpreis liegt in den Zwischenzeiten 10 Cent unter dem in den Hauptzeiten.
Künftig gilt in Hamburg ein einheitlicher Grundpreis von 4,50 Euro. Der Kilometer kostet künftig immer so viel wie bisher in den Hauptzeiten, also zunächst 2,70 Euro und nach neun Kilometern nur noch 2,00 Euro. Zuschläge bleiben unverändert.
Der Minutenpreis für Wartezeit bleibt bei 63,33 Cent bestehen, jedoch entfällt die sogenannte Karenzminute, wie sie auch im Berliner Tarif besteht, um dem Fahrgast in der ersten Minute des Stillstands keine Kosten (etwa für das Warten an roten Ampeln oder im Stau) aufzuerlegen. Kurz bevor das Taxi zum Stillstand kommt, schaltet die Uhr in Hamburg also künftig gleich auf den Zeittarif um, wie es in nahezu allen deutschen Tarifgebieten der Fall ist.
Für Fahrgäste, die sich weiterhin nach Taxameter fahren lassen, wird Taxifahren innerhalb Hamburgs damit in den Zwischenzeiten (Mo-Fr 10-15 Uhr) teurer, und zwar um 50 Cent plus 10 Cent pro Kilometer. In den Hauptzeiten, also während des größten Teils der Woche (143 von 168 Stunden), ist jede Taxifahrt unabhängig von der Länge dagegen künftig um 1,50 Euro billiger als bisher.
Der Senat resümiert: „Bei der Preisermittlung durch das Taxameter wirkt sich nunmehr das Stehen an der Ampel oder im Stau preiserhöhend aus. Der Grundpreis von 6,00 Euro zu den bisherigen Hauptzeiten konnte dadurch aber auf 4,50 Euro abgesenkt werden. Mit dieser Umstellung werden die Fahrpreise im Durchschnitt um 4,8 Prozent angehoben.“
Zu den Festpreisen erläutert Dirk Ritter, Referatsleiteter Verkehrsgewerbeaufsicht / Beförderungsgenehmigungen und Verkehrsprojekte bei der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende: Die Festpreisregelung wird für zwei Jahre zur Erprobung eingeführt, im ersten Jahr allerdings (im Unterschied zu München, Chemnitz, Berlin, Wien und anderen Städten) ohne Korridor. „Alle müssen gleich anbieten, durchschnittliches Wartegeld ist eingepreist.“
Warum dieser Sonderweg? „Wir wollen als Stadt die Tarifhoheit behalten und diese nicht in die Hände der Vermittler/Plattformen oder in die jedes einzelnen Taxenunternehmen geben (die ja letztlich die Adressaten des PBefG sind). Der Festpreis ist in der Folge von allen gleich anzuwenden, einen Preiswettbewerb auch mit einem möglichen Dumping nach unten zwischen den Vermittlern kann es dann nicht geben. Und auch der Kunde hat die Sicherheit, dass der jeweilige Festpreis angemessen ist“, so Ritter gegenüber Taxi Times.
Die Einzelheiten zur Höhe der Festpreise, zur Dokumentation und Evaluation werden demnächst bekanntgegeben.
Eine weitere Neuerung, die Hamburg zeitgleich mit der Tarifanpassung einführt, ist bereits aus Wien bekannt: Zur Qualitätssicherung muss ab Februar 2025 in allen Hamburger Taxis im vorderen und hinteren Sitzplatzbereich ein behördlicher QR-Code gut sichtbar angebracht werden. Über diesen können Fahrgäste direkt Informationen zur Taxenfahrt und zu den Rechten und Pflichten abfragen oder mit der Behörde auch im Falle von Beschwerden Kontakt aufnehmen. Der digitale QR-Code ersetzt auch den bisherigen Tarifaushang in Papier. Etwas Ähnliches ist Anfang Juli in Wien eingeführt worden.
Der Hamburger Tarif war zuletzt zum 1. Juli 2023 geändert worden. Dabei war eine der bis dato zwei Degressionsstufen (bei Kilometer 4) abgeschafft worden und zu den bestehenden optionalen Festpreisen (bis 12 km 33 Euro und bis 22 km 50 Euro, seit Juli 2023 bis 20 km 50 Euro) war ein dritter (bis 5 km 20 Euro) hinzugekommen. Diese Optionen wurden laut Gewerbevertretern kaum genutzt und entfallen nun zugunsten der beschriebenen Regelung. Auch die etwas komplexe Aufteilung der Fahrpreise nach Haupt(verkehrs)zeiten, Nebenzeiten und übrigen Zeiten, die 2023 geändert worden war, ist ab Februar 2025 Geschichte. ar
Hinweis der Redaktion: Eine Übersicht über die deutschen und österreichischen Taxitarife finden Sie in unserer großen Tarifübersicht.
Beitragsbild: Symbolfoto Pixabay (noxoss)
Wir haben im Taxi begeisterte Stammkunden, zuverlässige Gelegenheitskunden oder auch skeptische Gäste, die das Gefühl haben, jetzt mal mit dem Taxi fahren zu müssen, weil es momentan keine Alternative für sie gibt.
Allen gemeinsam ist, wenn es weniger kostet, hätten sie nichts dagegen. Hier geht es nun darum, in der Öffentlichkeit klar zu machen, daß es um Fairness geht.
Transparenz ist dafür ganz wichtig.
Undurchsichte, verwirrende Tarife, die dem Nicht-Fachmann/frau unverständlich und unklar sind, helfen nicht.
Doch alle Klarheit hilft nicht weiter, wenn die illegale taxiartig auftretende Konkurrenz weitermachen kann. Preisdumping, finanziert durch Umsatzsteuerhinterziehung, Sozialversicherungsbetrug, Mindestlohnverweigerung und deren übrige längst bekannte Methoden müssen unterbunden werden.
Aus meiner Münchner Sicht hat Hamburg einiges sehr richtig gemacht. Die Hydra der illegal arbeitenden Mietwagen scheint dort ein paar Köpfe weniger zu haben.
Unseren Kunden muss klar werden, vermeintlich (manchmal) günstige Preise im Mietwagen haben sehr wohl Folgekosten, die wir alle mitzutragen haben, wenn wir nicht aufpassen.
Hallo Münchner Kollege J. Chronor ! Sei so nett und schreibe, was die Hamburger besser als die Münchner gemacht haben.
Bruno im Stadtteil Sendling grüßt