Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Die Taxi-Times Redakteurinnen und Redakteure blicken auf ihre persönlichen Taxi-Highlights zurück. Für Herausgeber Jürgen Hartmann sind die Politiker des Essener Stadtrats und die Hessischen Taxi- und Mietwagenunternehmer die Menschen des Taxi-Jahres 2025.
Zum Jahreswechsel von 2024 auf 2025 kamen manchmal 2-3 Mails pro Tag in unserer Redaktion an. Absender war immer Mathias Hörning. Hörning ist Geschäftsführer des Fachverbands Pkw-Verkehr Hessen e.V. (FPH) und er fungierte zu Jahresbeginn als Koordinator und Verhandler mit der DAK, jener Krankenkasse, die einfach nicht die Entgelte zahlen wollten, die den rechtschaffenen hessischen Taxi- und Mietwagenbetrieben zustanden.
Doch diesmal reichte es den Unternehmern zwischen Darmstadt und Kassel. Sie wollten weder klein beigeben, noch wollten sie sich – wie schon so oft in der Vergangenheit – gegenseitig ausspielen lassen. Also trafen sie sich und loteten ihre Möglichkeiten aus. Jens Marggraf als Taxiunternehmer war die treibende Kraft auf der Straße, Mathias Hörning der Motivator, der die Mitglieder bei der Stange hielt. In jeder Zeile seiner zahlreichen Mails, mit denen er alle Mitglieder und auch die Fachpresse über den aktuellen Zwischenstand informierte, war die pure Entschlossenheit zu spüren. Die FPH hatte als David den Kampf gegen den Goliath DAK aufgenommen und alle waren wild entschlossen, das zu einem positiven Ende zu führen.
Besonders beeindruckend war dabei, dass man keinen Vernichtungskampf führen wollte, sondern geduldig das Ziel verfolgte, Verhandlungen auf Augenhöhe zu erreichen. Bei aller Emotionalität war es gerade diese Besonnenheit, die letztlich in einer finalen Verhandlungsrunde „auf höchster Ebene und im ganz kleinen Kreis“ ein positives Ergebnis brachte. Anstelle der von der DAK gewollten Kürzungen konnte eine beträchtliche Entgeltsteigerung erreicht werden. Für uns in der Taxi-Times-Redaktion war klar. Diese bemerkenswerte Erfolgsgeschichte sollte die Titelstory unserer ersten Printausgabe 2025 werden. Unser Titelcover zeigte viele Taxis und Mietwagen, die zu einer Pyramide aufgestapelt waren, die letztlich groß genug war, um den DAK-Vertretern auf Augenhöhe begegnen zu können. Chapeau Hessen! Für mich persönlich ein echtes Highlight!
Zusammenhalt und Stärke zahlt sich aus und die Taxibranche hat dies nicht nur in Hessen gegenüber einer Krankenkasse bewiesen, sondern im Hochsommer auch in der ganzen Republik. Der bundesweite Taxi-Aktionstag, mit dem in mehr als einem Dutzend Städten die sofortige Einführung eines Mindestbeförderungsentgelts für Mietwagen gefordert wurde, fiel ausgerechnet auf den heißesten Tag des Jahres.
Meine Kollegen Hayrettin Simsek, Axel Rühle und Remmer Witte schwitzen in Köln, Berlin und Hannover, ich selber in Frankfurt. Alle drei waren wir ziemlich neidisch auf unseren Kollegen Simon Günnewig, denn der war bei der Dortmunder Taxidemo dabei und hatte das Glück, dass es bei ihm an jenem 2. Juli 2025 schon morgens losging, wo es anstatt unserer 40 Grad nur 35 Grad im Schatten waren. Unsere Damen Nicola Urban und Gudrun Hartmann sorgten im Büro dafür, dass alle Live-Bilder sofort in unserem Live-Ticker landeten.
Doch mit jedem Schweißtropfen, den die tausenden Taxler in der ganzen Republik bei diesen Demos vergossen, machten sie alle eindrucksvoll deutlich, wie ernst es ihnen mit ihrer Forderung nach einer MBE-Einführung ist.
Nicht demonstriert wurde übrigens in München, weil dort die Einführung eines MBE unmittelbar bevorstand. Am 29. Juli hätte ein Ausschuss die Weichen stellen sollen, einen Tag später dann der Stadtrat zustimmen. Als ich am 28. Juli um 17.30 Uhr darüber informiert wurde, dass die Münchner SPD ganz kurzfristig noch einen Änderungsantrag eingebracht hatte, der das MBE am nächsten Tag kippen würde, war ich gerade beim Abendessen. Der Rest des Essens wurde kalt, zum einen, weil wir über diese unfassbare Kehrtwende natürlich sofort berichten mussten, zum anderen, weil mir das Essen danach sowieso nicht mehr schmeckte.
Apropos Essen (man verzeihe mir das schlechte Wortspiel). Wenige Wochen nach dem Münchner Destaster sollte wenigstens Essen, die heimliche Hauptstadt des Ruhrgebiets, ein MBE beschließen. Doch weil Uber und Bolt – ähnlich wie im Sommer in München – eine würde- und beispiellose Hetzkampagne in Essen veranstaltet haben, war lange nicht klar, ob wenigstens Essens Kommunalpolitiker standhaft bleiben würden.
Doch in Essen waren die Stadträte nahezu aller Fraktionen (unter anderem CDU, SPD, Grüne, Linke) besonnen genug, dem Druck standzuhalten. Mit fraktionsübergreifender Mehrheit wurde dort die Einführung eines MBE beschlossen. Es wird zum Jahreswechsel wirksam werden. Dass Essen und Heidelberg (und Lörrach schon seit langem) damit immer noch die einzigen MBE-Städte sind und Leipzig und Solingen sogar zurückgezogen haben, ist der große Wehrmutstropfen der Essener Erfolgsgeschichte.
Noch immer fehlt in der ganzen Republik jener politische Mut, denn die Essener Kommunalpolitiker vorgelebt haben – indem sie sich mit ihrer Entscheidung scheinbar gegen die Interessen der Verbraucher stellten, denen nun eine Möglichkeit für eine billige Individualbeförderung genommen wird. Doch wo Dumpingpreise penetrant zu Rechtsbruch und Sozialdumping führen und darüber hinaus auch noch das Schlupfloch für organisierte Kriminalität geschaffen wird, muss die Politik und ihre Mandatsträger verantwortungsbewusst eingreifen. Chapeau an alle Essener Stadträte, die mit ihrem Ja am 24. September 2025 ein klares Votum für die Demokratie und den Rechtsstaat abgegeben haben. An diesem Abend schmeckte mir das Essen dann auch wieder.
Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern einen guten Rutsch und ein erfolgreiches, unfallfreies und stets gesundes neues Jahr 2026.

Jürgen Hartmann
Beitragsfoto: Taxi Times







