Als am Mittwochmorgen die ersten Taxis am Treffpunkt eintrafen, war zunächst noch unklar, wie viele Kollegen sich dem Protest anschließen werden. Über 200 Taxis konnten gezählt werden, laut WDR waren es aber am Ort der Kundgebung sogar 300.
Bereits ab 8 Uhr versammelten sich die protestierenden Taxiunternehmer und Taxifahrer auf dem Parkplatz E der Dortmunder Westfalenhalle. Die Dortmunder Kollegen waren am 2. Juli, dem ‚Nationalen Aktionstag TAXI‘ die Ersten, die mit ihrem lautstarken Protest Mindestbeförderungsentgelte für Mietwagen (MBE) forderten. Das Team der Taxi Dortmund eG, das den Protest organisiert hatte, verteilte die vom Bundesverband BVTM gestalteten Aufkleber und Schilder. Auf dem Parkplatz war ausreichend Platz und reichlich Schatten geboten, damit die Kollegen frisch in den Korso starten konnten.

Nach einem umfangreichen Briefing, was bei einer Veranstaltung dieser Größenordnung sehr wichtig ist, setzte sich der Tross, begleitet von ca. acht Motorradpolizisten und einigen Einsatzfahrzeugen der Polizei in Bewegung. Das führende Fahrzeug ist ein VW Multivan (T7) mit einem Anhänger, auf dem ein Sarg und ein Galgen transportiert wird: „Ohne Mindestpreis beerdigen die Behörden DAS TAXi”, steht dort und am Galgen hängt gut sichtbar ein Taxi-Dachzeichen!

Die Polizisten sichern die Ausfahrt vom Parkplatz und der Taxikorso kann geschlossen stadteinwärts auf die Ardeystraße fahren. Schon nach wenigen Metern fuhr der Korso laut hupend am Polizeipräsidium vorbei und folgte der Straße weiter ins Stadtzentrum. Die zweispurige Straße, die jetzt Hohe Straße heißt, bleibt zum größten Teil den protestierenden Taxifahrern vorbehalten. Ohne großen Abstand zwischen den Fahrzeugen geht es im Schritttempo auf der rechten Straße weiter bis zur Bundesstraße 54, auch Wall genannt, wo man links abbiegt und um den Stadtkern fährt.
Hier sind die Straßen belebter und man sieht viele Menschen, die ihre Handys in die Hand nehmen und den Protestzug filmen und auch fotografieren. Nahe dem Hauptbahnhof wird es dann etwas unruhiger, denn auf dem Taxihalteplatz sieht man eine Menge Taxi stehen, die anstatt für eine Zukunft des Taxigewerbes zu demonstrieren lieber auf das schnelle Geld setzen. Auffällig ist, dass die Taxis nahezu alle von einem einzelnen Taxiunternehmer sind.
Damit, dass am Dortmunder-Hauptbahnhof Taxis stehen werden, hat man natürlich gerechnet, erklärt Tahir Akbas, 1. Vorsitzende der Taxi Dortmund eG. Aus diesem Grund habe man auch ein Fahrzeug mit einem Protestbanner dort positioniert.
Im nächsten Moment richtet sich die Aufmerksamkeit aber auf ein anderes Gebäude, gegenüber des Hauptbahnhofes. Dort ist die Dortmunder Genehmigungsbehörde ansässig, der auch ein Teil des Protestes gilt.

Am Ostwall angekommen, biegt der Taxikorso nach rechts in Richtung Stadthaus und Rathaus ab. Auf dem Friedensplatz, der zwischen Stadthaus und Rathaus liegt, kommen die Fahrzeuge dann ordentlich aufgereiht zum Stehen. Gegen 10.45 hat jedes Taxi einen Platz gefunden und es wird kurz ruhig auf dem Platz.
Für Tahir Akbas und Holger Eberts, die beide Vorstand bei der Taxi Dortmund eG sind, Zeit für Interviews mit Funk und Fernsehen, denn bei einem Protest ist es wichtig, dass man auch über den Friedensplatz hinaus gehört wird. Bereits ganz früh am Morgen, vor dem Protest, hatte der Radiosender WDR5 berichtet.

Kurz nach 10 Uhr begann dann die Kundgebung. Nach einer kurzen Begrüßung durch Tahir Akbas, erklärte der 1. Vorsitzende, dass die Einführung von Mindestbeförderungsentgelten für das Taxigewerbe notwendig sie, weil durch die Konkurrenz der Plattformvermittler das Taxi nicht überleben kann. Die Menge reagierte mit zustimmenden Zwischenrufen und immer wieder wurden lautstark Mindestpreise gefordert.
Akbas betonte bei seinen Ausführungen, dass man nichts gegen das Mietwagengewerbe habe, allerdings muss der Wettbewerb fair sein. Ganz speziell richtete er auch ein paar Worte an alle Taxiunternehmer, die sich von den Plattformen vermitteln lassen und fordert sie auf, auf diese Vermittler zu verzichten.

Dann kam das Ratsmitglied Fatma Karacakurtoglu von der Partei „Die Linken“ auf die Bühne und bezeugte die Solidarität ihrer Partei zum Taxigewerbe. Man unterstütze auch die Forderung nach dem MBE. Die Politikerin hat einen persönlichen Bezug zum Taxi, denn ihr Großvater war ebenfalls als Taxifahrer tätig. Karacakurtoglu betont, dass sie wisse, wie wichtig das Gewerbe ist und wie viele Menschen von Taxis sicher nach Hause gebracht werden.
Volle Unterstützung also von den Linken. Leider hat sich aber von den anderen Parteien niemand auf der Tribüne sehen lassen und hat zu den Taxifahrern gesprochen. “Wir haben alle Politiker angeschrieben und informiert”, sagt Tahir Akbas enttäuscht und bedankt sich bei den anwesenden Fahrern, die mit fast zwei Dritteln aller Dortmunder Taxis auf den Friedensplatz gekommen waren.

Bevor die Veranstaltung offizielle beendet wird, kommt auch nochmal der Kollege Ertekin zu Wort, der, mit Blick auf das Rathaus, direkt den amtierenden Dortmunder Bürgermeister Thomas Westphal anspricht und die Forderung „Herr Westphal, tu was!“ ausspricht, woran sich die Menge anschließt. Bleibt zu hoffen, dass die Stimmen der Taxifahrer in Dortmund erhört wurden. Schließlich bleibt noch der Blick nach Heidelberg, wo man einen Tag nach dem ‘Nationalen Aktionstag TAXI’ die Einführung der Mindestbeförderungsentgelte beschlossen hat. Ab dem 1. August wird das Taxigewerbe ganz sicher besonders nach Heidelberg schauen. sg
Beitragsfoto: Foto: Taxi Times