Zweimal in kurzer Zeit – in diesem Jahr und 2027 – zeigt sich die Hansestadt Hamburg als Drehscheibe und Wegweiser der neuen Mobilität. Der UITP-Gipfel (15.–18. Juni) ist gerade zu Ende gegangen, und in zwei Jahren wird der globale Verkehrsverband UITP wieder Hamburg als Gastgeberstadt auswählen. Die Hansestadt hat sich in der letzten Auswahlrunde gegen Wien, Genf und Istanbul durchgesetzt.
Ein Bericht aus Sicht unseres Auslandskorrespondenten Wim Faber aus Brüssel
Über 10.000 Besucher und 339 Aussteller aus rund 100 Ländernhaben die Hafenstadt an der Elbe anlässlich des dreitägigen Events besucht. Für Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) unterstreicht der UITP-Gipfel die Bedeutung der Hansestadt als „Modellregion für die Mobilität der Zukunft“. In der deutschen Hafenstadt erhält das Taxi durch das emissionsfreie Projekt „Zukunftstaxi“ große Aufmerksamkeit, doch anderswo ist das Taxi oft das letzte Element in der App des örtlichen Verkehrsunternehmens.
Für mich als Journalist und internationaler ÖPNV-Reisender ist es merkwürdig, dass in einer Region, die so stolz auf ihre mobile Modernität ist, im öffentlichen Nahverkehr nicht mit Bank- oder Kreditkarte eingecheckt werden kann. Tatsächlich gibt es neben Fahrkartenautomaten für diese Karten immer noch Automaten mit Münzeinwurf. Es ist typisch für die deutsche Gesellschaft, dass elektronische Zahlungen – insbesondere in Geschäften und der Gastronomie – mit spürbarer Zurückhaltung akzeptiert werden. Lange Zeit war die EC-Karte das verlässliche Zahlungsmittel der Deutschen.

Die zentralen Themen des UITP-Gipfels 2025 waren autonomes Fahren (vollständig autonomes Fahren und das „Robotaxi“ – ohne und mit Sicherheitsfahrer), Digitalisierung (Apps und insbesondere Künstliche Intelligenz – KI) und Nachhaltigkeit (Elektrifizierung). Die Begeisterung des globalen Mobilitätsverbands UITP für Hamburg zeuge vor allem von der politischen Vorreiterrolle der Stadt im Bereich Nahverkehr, so Verkehrssenator Anjes Tjarks während der UITP-Pressekonferenz zu Beginn des Gipfels. „Wir haben ein Entwicklungskonzept für den öffentlichen Nahverkehr in Hamburg, das klar auf Ausbau und Innovation, auf zukunftsweisende Themen und Kundenorientierung ausgerichtet ist.“ In Hamburg sei gerade das Taxi erfreulicherweise einer der wichtigen Bausteine – sowohl für den eigentlichen Verkehr als auch für emissionsfreie Mobilität.
Für Tjarks ist der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs der wichtigste Hebel für die Mobilitätswende. „Aber natürlich gibt es auch andere Themen wie Fuß- und Radverkehr, Aufenthaltsqualität, die Sanierung der Infrastruktur und intelligente Parkmöglichkeiten.“ Es sei ein breites Themenspektrum, so Tjarks. „Und auch hier sind wir ein Leuchtturm in Deutschland.“ Auch der Berliner Mobilitätsforscher Andreas Knie sieht die Stadt als Vorreiter: „Politisch hat Hamburg mit der Neuerfindung des öffentlichen Nahverkehrs und der Neuaufteilung des öffentlichen Raums die ambitioniertesten Pläne“, sagte er dem Mobilitätsmagazin ITS. Aber auch kleinere deutsche Städte wie Tübingen, Heidelberg und Freiburg arbeiten intensiv daran. Beim Bürgerverhalten sei Berlin jedoch führend. „Hier dominieren Fußweg, Radweg und öffentlicher Nahverkehr das Auto deutlich“, so Knie.
Tjarks weist darauf hin, dass laut der Studie „Mobilität in Deutschland“ (MID) der Anteil des Autoverkehrs in Hamburg in den 15 Jahren zwischen 2008 und 2023 um zehn Prozentpunkte gesunken ist. „Das bedeutet: Die Mobilitätswende ist in vollem Gange. Wir sind auf dem richtigen Weg.“ Zum Vergleich: Laut MID werden in Berlin 27 Prozent der Wege mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt. Der Autoverkehr macht 24 Prozent aus, Fahrräder knapp über 13 Prozent und der Fußweg 35 Prozent. Hamburg arbeitet mit der deutschen Hauptstadt am autonomen Fahren – eine kostspielige Angelegenheit. Tjarks: „Was liegt also näher, als dass die beiden größten Städte Deutschlands ihre Kräfte bündeln und sagen, wir wollen autonomes Fahren im öffentlichen Nahverkehr fördern und umsetzen. Der öffentliche Nahverkehr ist ein menschengetriebenes Geschäft. Aber er muss zu einem technologiegetriebenen Geschäft werden. Das ist eine große Herausforderung.“

Dass Tjarks auch ein Auge für die Taxibranche und die Umwelt hat, zeigt das Projekt „Zukunftstaxi“, das während des Gipfels am gut gefüllten Stand der Stadt mit sichtbarem Auftritt vertreten war. Das gemeinsam mit Taxi Times entwickelte Kartenspiel, das alle Details dieses Elektrifizierungsprogramms enthält, erfreute sich großer Nachfrage.
Renee Amilcar, Direktorin von OC Transpo in Ottawa, wurde in Hamburg als UITP-Präsidentin wiedergewählt, Gautier Brodeo (RATP-Gruppe) als UITP-Vizepräsident für den Zeitraum 2025–2027. Sie ist die erste Präsidentin der UITP in der 138-jährigen Geschichte der Organisation. „Die Zukunft der Mobilität wird von den Menschen in diesem Raum gestaltet“, sagte sie während der Eröffnungszeremonie. „Öffentliche Verkehrsmittel leisten einen Beitrag zu unseren Städten – sie lassen die Menschen auf unserem Planeten nicht im Stich.“ Das Bedürfnis nach Nachhaltigkeit, die allgegenwärtige Bedrohung durch den Klimawandel und das Bestreben, das Leben der Stadtbewohner zu verbessern, bildeten den eindrucksvollen Hintergrund dieses UITP-Gipfels.

Während in Europa bereits Tests und kleine Betriebsmodelle mit selbstfahrenden Bussen durchgeführt werden, hat der türkische Bushersteller Karsan (der in Norwegen schon einen autonomen Bus mit Sicherheitsfahrer im regulären öffentlichen Nahverkehr im Einsatz hat) ein neues Projekt angekündigt: Ab dem 11. Juli sollen zwei autonome Fahrzeuge zwischen dem Flughafen Rotterdam Den Haag und einer nahegelegenen U-Bahn-Station in den Niederlanden verkehren, um den Flughafen an den öffentlichen Nahverkehr anzubinden.
Viele Busanbieter heben ihre neuen (autonomen) Innovationen für die große europäische Busmesse Busworld Europe Anfang Oktober in Brüssel auf. Die drei Themen autonome öffentlicher Verkehr (einschließlich Robotaxis), Digitalisierung (insbesondere Künstliche Intelligenz) und Null-Emissionen tauchten auch in den Hunderten von Seminaren während der viertägigen Konferenz immer wieder auf.

Auffällig war, dass das Robotaxi regelmäßig in den Seminaren diskutiert wurde, vor allem aber – da es sich um eine ÖPNV-Konferenz handelt – als Teil verschiedener Verkehrsmittel innerhalb einer App eines oder mehrerer Verkehrsunternehmen. Die noch in Entwicklung befindliche MAX-App (Hochbahn Hamburg und BVG Berlin) ist ein gutes Beispiel dafür. Der UITP-Stand war bereits vorhanden, die App jedoch noch nicht.
Das Taxi stellt ein Bindeglied im gesamten Verkehrsangebot dar. Das selbstfahrende MOIA-Taxi von Volkswagen wird von diesem Robotaxi-Unternehmen hauptsächlich als ÖPNV eingestuft. Ich durfte in Hamburg eine Probefahrt mitmachen.
Das Robotaxi von KIRA, das im Jahr 2024 gestartet ist, nahm einen bescheidenen Platz am prall gefüllten Stand der Deutschen Bahn (DB) ein – eines von vielen Mobilitätskonzepten, die hier und da vorgestellt wurden. Der Rhein-Main-Verkehrsverbund und die DB betreiben in der Stadt Langen sowie in der Gemeinde Egelsbach eine Reihe von E-Shuttles (ES8 von NIO) in einer Testphase. Fahrgäste, die sich als Testkunden registrieren, können ausschließlich über die App buchen. Auch hier ist das Robotaxi Teil des ÖPNV-Angebots (DB Bus), ohne Einfluss der Taxibranche.

Die Finanzierung durch das Verkehrsministerium und das Land Hessen zeigt, welche (Taxi-)Konzepte bevorzugt werden. Der städtische Raum wird häufig erwähnt, doch laut ÖPNV-Sektor sollten diese autonomen Taxis auch eine Lösung für den kleinräumigen öffentlichen Nahverkehr außerhalb der Städte, im ländlichen Raum, darstellen.
Autonomes Fahren wird im ÖPNV vor allem als eine leicht skalierbare und sichere Lösung für den Personaleinsatz angesehen – insbesondere vor dem Hintergrund des Personalmangels und mit einem erheblichen Kostenvorteil. Der höhere Anschaffungspreis des Busses (oder Robotaxis) amortisiert sich durch diese Vorteile. Die einzige Frage ist, ob der Fahrgast den sozialen Kontakt mit der Person am Steuer – der ebenfalls eine wichtige Hilfe- und Informationsquelle ist – vermissen wird.
Zudem stellt sich die Frage, wer das autonome Taxi anschaffen und einsetzen wird: das Taxiunternehmen, die Taxizentrale, die Verkehrsbetriebe oder eine Partnerschaft beider? wf
Beitragsfoto: Die 339 Aussteller boten einen umfassenden Überblick über Mobilität und waren je nach Aktivität übersichtlich auf die verschiedenen Hallen verteilt. Foto: Wim Faber;








