Seit den Anfängen der gewerblichen Rollstuhlbeförderung haben sich die Rollitaxis deutlich weiterentwickelt. Versprühten die Fahrzeuge zu Beginn den Charme eines Transporters, bemüht man sich jetzt für die Integration und eine Beförderung auf Augenhöhe. Das zeigt sehr eindrucksvoll eine kommende Umbauvariante von AMF Bruns.
Taxi ist wertvoll, weil es einen unersetztlichen Teil der mobilen Daseinsvorsorge darstellt – vor allem dann, wenn Taxis die Beförderung kranker und mobilitätseingeschränkter Personen übernehmen. Damit sich die Fahrgäste bei solchen Krankenfahrten im Taxi wohlfühlen, wird bereits eine Menge getan. Saubere Fahrzeuge und netter Service sind die einfachsten Wege, die zudem nicht viel kosten, um einen guten Eindruck beim Fahrgast zu hinterlassen. Bei der Beförderung von Fahrgästen, die in ihrem Rollstuhl sitzen, ist es mitunter nicht ganz so einfach. AMF Bruns hat jetzt ein neues Konzept für den Ford Custom vorgestellt, welches in einer ähnlichen Form auch für den neuen Transporter von Volkswagen folgen soll.

Für die L2 Variante des Ford Custom, also die Version mit dem langen Radstand, wird demnächst ein sogenannter LongCut Heckausschnitt angeboten. Dieser Heckausschnitt ermöglicht die Beförderung von zwei Rollstühlen hintereinander. Durch die Platzierung des Heckausschnitts in der Mitte des Fahrzeugs ist es möglich, neben zwei fest installierten Sitzen in der zweiten Reihe, in Reihe drei und vier jeweils zwei Klappsitze zu positionieren. Inklusive eines Einzelsitzes in der ersten Reihe können so drei Fahrgäste plus zwei Rollstühle befördert werden. Wenn kein Rollstuhl an Bord ist, bis zu sieben Fahrgäste.

Für die Menschen im Rollstuhl bedeutet das, dass sie nicht von den übrigen Fahrgästen separiert im Kofferraum sitzen müssen, sondern im wahrsten Sinne des Wortes auf Augenhöhe mit den anderen Fahrgästen reisen. Auf Rückfrage der Taxi Times-Redaktion bestätigt eine Sprecherin von AMF Bruns, dass auch die Montage der Kopf- und Rückenstütze – bei AMF FutureSafe genannt – möglich sein wird.
Der Umbau soll für alle Motorvarianten (inklusive Hybrid) des Ford Custom angeboten werden. Einzig eine Lösung für die vollelektrische Variante kann derzeit nicht angeboten werden. Zur Preisgestaltung kann zum aktuellen Zeitpunkt noch keine Aussage gemacht werden.
Das LongCut-Konzept zeigt, wie ein weiterer Schritt in Richtung gleichberechtigter Mobilität gegangen werden kann, gerade auch dort, wo das Taxi als ÖPNV-Taxi zum Einsatz kommt. sg
Beitragsfoto: Dank des LongCut-Heckausschnitt ist der Zugang zum Ford Custom auch für Menschen im Rollstuhl leicht zu bewerkstelligen. Foto: AMF Bruns
Hinweis der Redaktion: Taxi ist wertvoll, denn ohne Taxis mit den hier beschriebenen Sonderumbauten gäbe es keine Krankenfahrten. Umso unverständlicher, dass die Krankenkassen solche Fahrten größtenteils mit weniger Entgelt vergüten als normale Krankenfahrten, obwohl der zeitliche Aufwand beim Ein- und Aussteigen viel höher ist und auch die Sonderumrüstungen vom Taxi- und Mietwagenbetrieb vorfinanziert werden. Es wird deshalb allerhöchste Zeit, dass die Taxibetriebe geschlossen und im Verbund mit Ihren Taxiverbänden für bessere Konditionen kämpfen. In Hessen ist man beispielsweise gerade dabei, bessere Entgelte einzufordern.
Tolle Idee und Lösung von AMF Bruns.
In Berlin wurde der Umbau von Vans zum Rolli-Taxi sogar gefördert. Es soll mittlerweile über 100 dieser Fahrzeuge in Berlin geben. Leider werden diese bei der jährlichen Auslosung der 500 Berliner Taxen für den BER bevorzugt und stehen dann am Flughafen und damit den Rollstuhl-Kunden im Stadtgebiet Berlin kaum zur Verfügung. Ein unmöglicher Zustand!