Aus dem 37-seitigen „Jacobsbrief“ wurden gestern Details bekannt. Demnach habe Uber mit zwei eigens dafür betriebenen Abteilungen umfassend seine Konkurrenten überwacht und sogar verdeckte Agenten in Taxi-Gruppen eingeschleust. Beschattung und das Abhören von Gesprächen gehörte den Anschuldigungen zu Folge ebenso dazu, wie Bestechung ausländischer Behörden oder verwanzte Treffen von Genehmigungsbehörden.
Der Brief kann seit gestern vor Gericht im Fall Waymo gegen Uber verwendet werden. Eine Beschwerde Richard Jacobs‘ gegen die Verwendung im Beweisaufnahmeverfahren gab ein Berufungsgericht nicht statt, allerdings sind die Namen der Beteiligten Firmen und Personen zensiert.
Aus dem Schreiben, das Jacobs von seinem Rechtsanwalt aufsetzen ließ, geht detailliert die weitgehend kriminelle Arbeit der globalen Spionageabteilung Ubers hervor, der er als Manager angehörte. Zu der Arbeit gehöre das Abhören von Gesprächen und Abfangen der Kommunikation von Personen, das Abfangen von Computerkommunikation – und zwar im großen Stil. Auch seien Agenten eingesetzt worden, die Akteure des Taxigewerbes oder Angestellte von Konkurrenzfirmen beschatteten oder sogar zu ihnen Kontakte knüpfen sollten. Die Ergebnisse seien Travis Kalanick berichtet worden.
Es wurden aber nicht nur automatisierte Methoden angewendet, sondern auch physische und persönliche. So seien Personen überwacht und abgehört worden, um die Stärken oder Schwächen des Konkurrenten auszuspähen.
„Die Firma bediente sich verdeckter Agenten, um Erkenntnisse gegen Taxi-Gruppen und örtliche politische Akteure zu sammeln. Die Agenten fuhren mit ortsansässigen Taxis, lungerten an typischen Treffpunkten von Taxifahrern herum, und nutzten ein lokales Netzwerk von Kontakten mit Verbindungen zur Politik und den Genehmigungsbehörden aus,“ zitierte Techcrunch die Anschuldigungen aus dem Brief.
Zu den Aktionen der Abteilungen gehörte, so liest Reuters den Jakobsbrief, auch das Verwanzen der Treffen von Genehmigungsbehörden. Die Abteilungen reisten sogar ins Ausland, als sich dort ein Konkurrenzunternehmen in einem Hotel traf, um die Gespräche der Angestellten zu belauschen.
„Zwei Abteilungen wurden ausschließlich zu diesem Zweck unterhalten“, wird der Brief wörtlich von Techcrunch zitiert, genannt „Marketplace Analytics“ und „Strategic Service Group“. Das Ziel der Abteilungen waren neben inländischen Taxi-Aktivisten hauptsächlich ausländische Vermittlungs-App-Betreiber. Ihre vertrauliche Kommunikation und Daten seien von Market Analytics abgefangen worden. Die Datenkommunikation der Benutzer der Konkurrenz-Plattform, sowohl Fahrer wie Fahrgäste, seien ebenso abgefangen worden, um die Funktionsweise der App zu studieren. Uber habe Daten gestohlen, um das eigene Angebot und seine Marktposition zu verbessern. Auch Teile fremder Programme seien gestohlen worden.
Kate Conger, Tech-Journalistin bei Gizmodo, weißt daraufhin, dass diese Tätigkeiten sehr umfangreich gewesen sind. Für das „ernten“ der Daten seien automatisierte Systeme verwendet worden. Sie benutzten auf Anweisung der Verantwortlichen Joe Sullivan und Craig Clark Geräte, die nicht zurückverfolgbar waren und „ephemerale“ Kommunikation, bei der sich Nachrichten spurlos selbst zerstören, wenn sie dem Empfänger angezeigt wurden.
Die amerikanischen Ermittlungsbehörden auf Bundesebene gaben vorgestern bekannt, dass sie in der Sache ermitteln, wie Beobachter schon länger vermuten. Uber ist außerdem mehreren gerichtlichen Anordnungen zur Vorlage von Unterlagen nicht oder zu spät nachgekommen. Richter William Alsup musste die seit Februar 2017 andauernde Beweisaufnahme deswegen mehrmals verlängern.
Noch Ende November verwahrte sich Uber-Sprecher Tony West gegen solche Praktiken öffentlich. „Es gibt keinen Platz für derartige praktiken bei Uber. Wir haben es nicht nötig, Leuten zu verfolgen, um einen Wettbewerbsvorteil zu bekommen. Wir sind besser. Wir werden den Wettstreit führen und wir werden gewinnen, weil unsere Technologie besser ist und unsere Leute besser sind. Punkt. “
Es ist davon auszugehen, dass die Angaben in Richard Jacobs Brief stimmen, denn Uber fühlte sich durch das Schreiben erpresst und zahlte Jacobs und seinem Rechtsanwalt insgesamt 8,5 Millionen Dollar. Gleichwohl bezeichneten die Anwälte des Milliarden-Unternehmens den Inhalt als Erfindung, konnten aber nicht erklären, warum sie dann augenscheinlich dem angeblichen Erpresser eine Millionensumme zahlten. prh
Symbolfoto: Uber
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Also wer es bis jetzt nicht geschnallt hat, wie kriminell diese Vereinigung ist,dem ist nicht mehr zu helfen!