Wenn es um die Elektrifizierung des österreichischen Taxigewerbes geht, wird häufig Wien in einem Atemzug mit Graz genannt. Während in Wien seit Jahresbeginn ausschließlich E-Fahrzeuge neu konzessioniert werden, hat man in Graz diesen Weg bislang noch nicht eingeschlagen.
Vergleicht man die E-Taxi-Dichte der beiden Städte, dann kommt man zu einem überraschenden Ergebnis. Obwohl man in Wien den Taxiunternehmern die Entscheidung, für ein Antriebskonzept abnimmt, ist prozentual die E-Taxi-Dichte in Graz höher. Während dort rund 8 Prozent aller Taxis bereits vollelektrisch angetrieben werden, kommt man in der Weltstadt Wien auf lediglich 2,4 Prozent. Und das, obwohl in beiden Städten der Kauf von E-Taxi gefördert wird.
Als Grund für die vergleichsweise schlechte Quote in Wien kann paradoxerweise die Einführung der E-Taxi-Pflicht verantwortlich gemacht werden. Es ist anzunehmen, dass sich viele Unternehmer noch vor dem Inkrafttreten der neuen Regelung zum 1.1.2025 mit einem Verbrennertaxi ausgestattet haben. Ein Effekt, den man möglicherweise auch in Hamburg, wo ebenfalls seit Jahresbeginn eine (Neu-)Konzessionierung den E-Fahrzeugen vorbehalten bleibt, feststellen wird. Andererseits scheint sich, wie bei Taxi Times nachzulesen, die Quote in Graz seit 2019 nicht geändert zu haben.
Wie die Kleine Zeitung für Graz anmerkt, bedarf es, damit sich die E-Mobilität bei Taxibetrieben im ländlichen Bereich durchsetzt, einerseits noch Fahrzeuge, welche Aufgaben wie Krankentransporte oder Schülerfahrten gleichermaßen durchführen können. Solche Allround-Fahrzeuge, gibt es laut dem Fachgruppengeschäftsführer der Sparte „Transport und Verkehr“ für die Steiermark, Peter Lackner, noch nicht am Markt.“
Ein Schlüssel für den Erfolg des E-Taxis ist laut Lackner eine flächendeckende Ladeinfrastruktur mit sogenannten High Power Chargern, die bis zu 320 Kilowatt Strom ans Fahrzeug abgeben können. Bislang sind in Graz lediglich zwei dieser schnellen Ladesäulen installiert. Genau wie in Wien hat man in Graz auch auf das konduktive Laden am Taxistand gesetzt. Während in der Stadt die Matrix-Charger von Easelink an acht Taxistandplätzen errichtet wurden und 56 Taxis entsprechend umgebaut wurden, sollten in Graz lediglich zwei Taxistandplätze und zehn Autos umgerüstet werden. Technisch umgesetzt wurde allerdings bislang nur einer der beiden Standplätze. Der Grund dafür ist in den umfangreichen technischen Anforderungen an den Standort zu suchen.
Wie die Zukunft der E-Taxis in Graz aussehen wird, lässt die Kleine Zeitung offen, aber im weiteren Verlauf der Meldung wird deutlich, dass man auch in der Stadt am Mur durchaus sieht, dass im europaweiten Vergleich immer mehr Kommunen auf das E-Taxi setzen. sg
Beitragsfoto: Foto: Stadt Graz Foto: pixabay